staunen, nicht ärgern

Wie wird man eigentlich in diesem unseren Lande Professor? Norbert Bolz

Irgendwie schaffen es verbeamtete Geistliche immer mal wieder in die Startseite von irgendwelchen Medien. (Also das Thema ist jetzt insgesamt komplexer, der Autor hat sich hier mal ausführlicher dazu ausgelassen: www.die-geisteswissenschaften.de. Hier handeln wir das Thema frei nach der Methode Friedrich Schiller ab: Im Wahnsinn des einzelnen, zeigt sich die Wahrheit der Gattung.)

Betrachtet man dieses Video, dann stellt sich zuvörderst und zuerst eine Frage: Der Mann ist Professor an der TU-Berlin und die Frage ist, was können Studenten eigentlich KONKRET bei ihm lernen, also an konkretem, beruflich relevanten Wissen? Bei den Geisteswissenschaften ist ein Thema zentral: Wie interessiert man die Menschheit für geisteswissenschaftliche Themen? Nur wenn Geisteswissenschafler das beherrschen, können sie eine gesellschaftlich sinnvolle Funktion haben. Für Details siehe link oben. Ein Gelabere à la Norbert Bolz, ist beruflich irrelevant. In diesem Fall haben wir aber, wie bei den meisten Ergüssen des Herrn Bolz, noch ein zweites Problem. Seine geistigen Ergüsse sind schlicht kompletter Schwachsinn.

Wer sich dieses Video anschaut

der schaut nach zwei Minuten in den Computer wie ein Schwein ins Uhrwerk und fragt sich, ob er im falschen Film gelandet ist. Der Mann hält das, was er da von sich gibt, ernsthaft für wissenschaftlich fundiert, was ja noch nicht das Problem ist. Es ist jedem unbenommen, sich selbst für ungemein versiert zu halten. Lässt man allerdings Leute auf Studenten los, muss der Staat sicher stellen, dass die Ausbildung qualifiziert ist und wissenschaftlichen Standards entspricht. Ein Uni ist kein Stammtisch. An einer Uni sollen beruflich qualifizierende Abschlüsse erlangt werden.

Der Mann gibt Anfangs ein Statement ab, bei dem man sich dann fragt, was an deutschen Unis eigentlich passiert. Er hat sich vom Fach her mit Medien beschäftigt. Es geht aber nicht darum, ob er sich mit dem Thema beschäftigt hat. Relevant ist, ob er zu relevanten Einsichten gekommen ist.

Er konzediert, dass seine These einfach ist und da gilt, was immer gilt: Einfache Thesen sind eigentlich immer falsch, wobei auch die These, die er für kompliziert hält, ziemlich einfach ist. Er meint also, dass Medien „unmittelbar auf das Bewußtsein und die Meinung der Bevölkerung wirken“. Diese These hält er für richtig, aber, weil zu einfach, im akademischen Rahmen nicht salonfähig. Die Wahrheit ist, die These ist kompletter Schwachsinn und deshalb im akademischen Rahmen nicht durchsetzbar. Die These stammt auch nicht von Noelle Neumann, wie er meint, sondern ist älter als die grünen Hügel Afrikas. Sie stammt eigenlich von Karl Marx: Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden.

[Bei Marx hat die These noch eine gewissen Plausibilität. Wenn die Zeitungsleser überwiegend einer Schicht entstammen, die Schotter hat, dann machen Zeitungen, die deren Selbstbewußtsein kitzeln ökonomisch Sinn.]

Das Problem bei Herrn Bolz ist, er hat Null bis keine Ahnung von wirtschaftlichen Prozessen. Medien aller Art, Radio, Fernsehen, Zeitungen und bedingt auch die verschiedenen Kanäle im Internet sind WIRTSCHAFTUNTERNEHMEN, das heißt sie sind nicht, wie Herr Bolz, über Steuergelder finanziert, sondern erzielen ihre Einnahmen über eine Marktleistung. Ihr Interesse, die öfffentliche Meinung zu beeinflussen, ist NULL. Medien passen sich erst Mal an die Meinung der jeweiligen Zielgruppe an und können höchstens unter Umständen durch eine Selektion der Informationen / Nachrichten, das dürfte praktisch relevanter sein als offfensichtliche Fake News, die Zielgruppe in ihrer Meinung verstärken, sie produzieren aber keine Meinungen. Der Versuch, finanzielle Mittel einzusetzen um das Meinungsbild zu verändern, würde in den Bankkrott führen.

Es gibt das Phänomen, dass finanzielle Mittel eingesetzt werden, um das Meinungsbild zu verändern. Das nennt sich Werbung. Mit Werbung können unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Beworben werden kann ein bestimmten Produkt, Werbung als Image Campagne, ist der Versuch, die öffentliche Wahrnehmung eine Unternehmens zu ändern. Bei der Werbung handelt es sich buchhaltärisch um einen Aufwand. Ein Beitrag in den Medien ist ein Produkt. Erstellt z.B. eine Zeitung eine aufwendige Reportage die im Folgejahr fortlaufend erscheint, dann könnte sich ein Wirtschaftprüfer bzw. das Finanzamt auf den Standpunkt stellen, dass der dazugehörige Aufwand buchhaltärisch aktiviert werden muss und dann im Folgejahr abgeschrieben wird, bzw. als positiver Rechnungsabgrenzungsposten auf der Aktivseite der Bilanz auszuweisen ist. Mit der Werbung wird direkt kein Gewinn erziehlt. Werbung steigert lediglich den Umsatz und damit, wenn die Grenzkosten geringer sind, also die Kosten für die Werbung, den Gewinn.

Medien können die öffentliche Meinung nur dann beeinflussen, wenn sie nicht vom Markt abhängen, das heißt überwiegend, wie etwa Professoren à la Norbert Bolz, öffentlich, das heißt über Steuermittel, finanziert werden, wobei das auch bei den öffentlich rechtlichen Medien nur bedingt zutrifft. Versuchen die öffentlich rechtlichen Medien ständig gegen die öffentliche Meinung anzukämpfen, wird sich die Bevölkerung mehr den privaten Sendern zuwenden, was, dies sei konzediert, ein Problem ist. Die Annäherung des öffentlich rechtlichen Rundfunks an die privaten Sender ist durch die Tatsache bedingt, dass der öffentlich rechtliche Rundfunk liefern muss, was die Leute haben wollen und das was die Leute haben wollen, nicht unbedingt das ist, was ihnen tatsächlich nützt. Eine interessante Aufgabe für Professoren der Medienwissenschaft wäre es nun, Formate zu entwickeln, die das tobende Leben, das was die Leute tatsächlich angeht, zu einer spannenden Sache zu machen. Anders formuliert: Offensichtlich sind die öffentlich rechtlichen Sender der Meinung, dass ihre Akzeptanz und damit ihre raison d’être und damit die staatliche Alimentierung schrumpft, wenn sie keine Unterhaltung mehr bieten. Medienwissenschaftler könnten sich jetzt Formate ausdenken, bei denen die Realität zu einer unterhaltsamen Angelegenheit wird. Wir haben also ein Problem auf der Nachfrageseite und nicht auf der Angebotsseite.

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