staunen, nicht ärgern

War Keynes ein „Linker“ ?

Der einzige Unterschied zwischen einer Finanzierung von Realinvestitionen qua Besteuerung der Vermögen und einer Finanzierung über Kreditaufnahme besteht lediglich darin, dass bei letzterer die Vermögenden noch vermögender werden, den nur die können Staatsschuldverschreibungen zeichnen.

Einwenden könnte man noch, dass die geballten Vermögensmassen nicht nur zu einem gewaltigen C02 Fußabdruck führen, sondern obendrein die für relevante Güter dringend benötigten Produktionskapazitäten in Beschlag nehmen, mit dem Ergebnis, dass notwendige Güter nicht mehr produziert werden können. Die Realität dürfte allerdings eine andere sein. Selbst wenn Mercedes Benz sich vom Massenmarkt verabschiedet und nur noch Autos für die oberen 0,1 Prozent der Bevölkerung produziert, macht das den Kohl nicht fett. Der einzig Leidtragende dürfte Mercedes Benz sein, denn auch die Anbieter von Klein- und Mittelklassewagen können nebenher noch ein paar Protzkarren produzieren. In diesem Segment konkurriert Mercedes Benz mit Rolls Royce, Bentley, Lamborghini, Porsche etc. etc.. Alles Unternehmen, die nicht mehr selbsständig sind.

Bei Marcel Fratzscher geht es aber um Güter der Daseinsfürsorge und diese fallen eher unter konsumtive Staatsausgaben. Würde man konsumptive Staatsausgaben über deficit spending finanzieren, würde die Staatsverschuldung unaufhörlich wachsen, der Multiplikatoreffekt kann nicht funktionieren und hat noch nie funktioniert, andernfalls hätten wir keine zunehmende Staatsverschuldung. Funktionieren kann da nur in einer geschlossenen Volkswirtschaft.

Die wesentlich elegantere Methode ist es also soziale Schieflagen über Investitionen zu lösen. Bei den Renten z.B. ist absehbar, dass das Umlageverfahren nicht zu halten ist und Prognosen für die nächsten dreißig Jahre zu erstellen und aufgrund dieser Prognosen Gegenmaßnahmen zu entwickeln, weitgehend sinnlos ist. Mehr Chancen bestehen, wenn man durch Investitionen versucht die Lebenserhaltungskosten zu drücken. Das geht z.B. über massive Investitionen in den Wohnungsbau. So lassen sich die Mieten dauerhaft senken, so dass auch die Renten auskömmlich sind. Es ist dann weitgehend egal, ob sich die Investitionen in den Wohnungsbau in 50 oder 100 Jahren amortisieren. Kommende Generationen erben dann zwar auch Schulden, aber eben auch Vermögen und zahlt die jetzige Generation zumindest einen Teil der Kredite zurück, erbt sie mehr Vermögen als Schulden. Das hätte noch einen weiteren hübschen Nebeneffekt. Die Spekulation mit Bestandsimmobilien würde aufhören. Auch bei dieser Variante würden zwar nur Vermögende Staatsanleihen zeichnen können, aber politisch scheint das eher durchsetzbar zu sein als eine Besteuerung von Vermögen.

Gleiche Liga die Heizung mit Fernwärme und Wärmepumpen. Die Debatte über die Finanzierbarkeit würde sich erübrigen, wenn der Steuerzahler qua Staat eine komplette Finanzierung über Kredite gewährleistet. Hier könnte der Staat die Zinsen senken, wenn er eine Finanztransaktionssteuer einführt. Die wäre weniger radikal als eine direkte Besteuerung von Vermögen und würde wirklich nur die Spekulation treffen, hätte aber den Nebeneffekt, dass die Liquiditätsfalle, das heißt das ewige Verharren im sicheren Hafen der Liquidität unterbunden wird. Bei garantiert Null Spekulationsgewinn, wäre der Zinssatz, zu dem die Vermögen den sicheren Hafen der Liquidität verlassen, überschaubar. Bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 20 Jahren sollte sich die Investition amortisieren.

Investiven Charakter hätten auch Investitionen in die Aus- und Weiterbildung. Es ist bekannt, dass das nach der Wende 1990 gründlich schief ging. Da gab es Weiterbildungsinstitute die Schlosser zu Maurern und Mauerer zu Schlossern umgeschult haben. Bei Schulungen im Bereich Internetprogrammierung dürften die Anzahl der Teilnehmer, die dann in Jobs vermittelt werden konnten, gegen Null gehen. Allerdings wurde damals für einen völlig unbekannten Bedarf ausgebildet. Glaubt man den allgemeinen Verlautbarungen in der Presse, dann ist der Bedarf an Fachkräften heute bekannt, es kann also sehr zielgerichtet ausgebildet werden, wobei der Zeitraum überschaubar ist. Mit einer effizienten Weiterbildung löst man gleich zwei Probleme. Zum einen den Fachkräftemangel und zum anderen die Problematik, dass der Staat mangels Fachkräften nicht investieren kann. Das Problem ließe sich aber auch nicht dadurch lösen, indem man, wie Marcel Fratzscher vorschlägt, Vermögen besteuert.

Gravierende Unterschiede gibt es allerdings nicht nur beim Vermögen, sondern auch beim Einkommen und das wiederum hängt zusammen mit der Mobilität des Faktors Arbeit. Bei totaler Mobilität des Faktors Arbeit, davon geht Carlos Murks aus, wäre die Einkommensunterschiede schlicht Null. Leider irrt Carlos Murks auch da. Eine effizientere Möglichkeit diese Einkommenunterschiede zu nivellieren wären also massive Investitionen in Bildung. Diese hätten sogar investiven Charakter, da Besserverdienende mehr Steuern bezahlen und die Ausgaben für die sozialen Sicherungssysteme sinken würden. Zu dem Thema siehe auch https://theatrum-mundi.de/sind-eliten-romantik-probleme-mit-der-meritokratie/ und https://theatrum-mundi.de/die-leistung-und-die-marktwirtschaftliche-ordnung-gerechtigkeit-und-mobilitaet/.

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