staunen, nicht ärgern

Steppenwolf von Hermann Hesse, Goethes Faust, Easy Rider und ganz langweilig: Didaktik der Literatur

Wer eine Zusammenfassung des Romans sucht, der möge sich an Wikipedia wenden, da gibt es eine gute Zusammenfassung: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Steppenwolf.

Der Steppenwolf von Hermann Hesse und der Faust von J.W.Goethe waren 2017 und folgende Abiturthema, siehe https://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/werkvergleich2019/.

No clue wer alles so in meinem Kiez lebt, manche Leute haben aber die Angewohnheit, irgendwann ihre Privatbibliothek auszuräumen und da findet man dann manchmal Bücher auf der Straße, in Kartons vor den Häusern, da fragt man sich, was da für Leute wohnen. Da ist wirklich alle paar Monate alles mögliche dabei, inklusiv To the Light House von Virginia Woolf, Lucky Jim von Kingsley Amis, Buddenbrocks von Thomas Mann, Les jardins de lumiéres von Amin Maalouf etc. etc.. Und vor kurzem eben auch der Steppenwolf von Hermann Hesse.

Es wird jetzt kompliziert. Mit dem Roman kann man alle möglichen Assoziationen verbinden, die implizite Kritik wie auch die Darstellung der Befindlichkeit von Harry Haller ist ziemlich „intuitiv“. Das muss nicht schlecht sein, Goethe höchstselbst ist Meister der Intuition, siehe auch https://theatrum-mundi.de/das-genie-der-schriftsteller-und-die-hermeneutik/, https://theatrum-mundi.de/mein-busen-fuehlt-sich-jugendlich-erschuettert-vom-zauberhauch-der-euren-zug-umwittert-wer-garantiert-bei-intuition-eigentlich-die-authentizitaet/, aber didaktisch wirft das Verfahren Probleme auf. Nietzsche findet zwar, dass man die Nuss, also eigentlich hätte er besser dyonisisch durch Authentizität ersetzt, das würde der Wahrheit näher kommen, rational nicht knacken kann, aber didaktisch gesehen, gibt es eben nur den Zugang über die gedankliche Erschließung.

Das Teil, also den Steppenwolf, hat der Autor irgendwann mal gelesen, da war er 15. Erinnerlich war dem Autor eigentlich nur die Szene, wo Harry Haller sich despektierlich über die Goethe Büste im Haus des Professors äußert, was dann zu einem rude goodbye führte. Also die Einladung seitens des Professors war insgesamt eine eher ungemütliche Angelegenheit. Was da grundsätzlich schief gelaufen ist, konnte der Autor schon mit 15 nachvollziehen. Der Steppenwolf ist wohl, so ziemlich abstrakt formuliert und irgendwie etwas unpräzise, so eher der dyonisische Typ, bzw. so ganz abstrakt, hängt zwischen Dyonisos und Apollo. So entschieden nicht-dyonisische Typen hatte der Autor an der Penne jede Woche fünf Stunden vor der Nase. Studienräder, Oberstudienräder und Beamte im Allgemeinen habe es nicht so mit Dionysos. Mit Apollo allerdings auch nicht wirklich. Die haben es eher mit dem Tauschwert. Nimmt man jetzt noch die anderen Fächer des Geistes mit hinzu, sind es eine Menge Stunden. Hat man den festen Kanon an Allgemeinbildung intus, kann man den Quark 30 Jahre lang an der Schule vertickern, macht so ungefähr 5000 Euronen im Monat. Der Typ Oberstudienrad begegnet einem dann an der Uni wieder, also wenn an so Krimskrams studiert. Die beschäftigen sich dann in hochwichtigen Forschungssemestern bis zum Tod mit dem Einfluss von irgendwas auf irgendwen oder eben mit dem Einfluss von irgendwem auf irgendwas.

Professoren und Oberstudienräder, die vordergründig Harry Haller ähneln, kennt der Autor dieser Zeilen einige, findet deren Sinnkrise aber nicht besonders interessant. Deren Probleme resultieren weniger aus einer als problematisch wahrgenommenen gesellschaftlichen Konstellation, als aus der Tatsache, dass sich für ihren Krimskrams niemand interessiert.

Die Stelle mit dem rude goodbye ist eigentlich ganz nett, das Problem dahinter klar. Mutiert Bildung zum Kanon, mutiert sie zum Tauschwert. Genau so hübsch ist die Statue von Goethe im Berliner Tierpark, https://de.wikipedia.org/wiki/Goethe-Denkmal_(Berlin), enthüllt unter Anwesenheit von Wilhelm II, der ja bekanntlich kein Freund längerer Sätze war. Der Deutschlehrer an der Penne des Autors, der war gleichzeitig auch noch Direktor der Einrichtung, war so ähnlich drauf wie in der Statue abgebildet: Dichterfürst. Da fielen dem Autor dieser Zeilen dann immer die Doors ein: This is the end, my only friend, the end. Intuition halt, wobei Intuition eine ziemlich hoffnunglose Angelegenheit ist. Zielführender ist es, wenn man konkret beschreiben kann, was da schief läuft. Ahnen und Bauchgefühl ist sicher mal ein ganz guter Anfang. Zur Waffe wird das Wort aber nur, wenn es konkret wird und ab und an macht es Sinn, mal die Bazooka abzufeuern. Es ist wirklich erstaunlich, was man da alles erleben kann.

Den Steppenwolf kann man so interpretieren. Also angelehnt an die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik von Nietzsche, als Konflikt zwischen dem Appollinischen und dem Dionysischen, zwischen dem rauschhaft entgrenzenden, zu Deutsch sex and drums and rockn‘ roll is all my brain and body needs, und dem Appolinischen, also der Kraft, die einen daran hindert, dass das Leben vollkommen aus den Fugen gerät. Mit Nietzsche hat der Steppenwolf, also Harry Haller, so manches gemeinsam. Der Autor sieht das natürlich mit Goethe wesentlich schlichter.

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