staunen, nicht ärgern

Gerät die marktwirtschaftliche Ordnung an ihre Grenzen?

Irgendjemand hat die Problematik mal ganz witzig auf den Punkt gebracht: We work jobs we hate to buy things we don’t need to impress people we don’t like. Irgendein besonderer Witzbold, hat das auf sein T-Shirt gedruckt: https://i.etsystatic.com/36679611/r/il/1e6801/4027774276/il_794xN.4027774276_c3ne.jpg

Die Erkenntnis ist nicht wirklich neu und findet sich schon in dem Essay Kulturindustrie oder Aufklärung als Massenbetrug von Th.W. Adorno und Max Horkheimer. Die Kulturindustrie funktioniert nur, wenn sie die Menschen für Dinge interessieren kann, etwa einen Film drehen über die neuesten Eskapaden von Boris Becker, die an sich völlig irrelevant sind und den Zuschauer da zurücklassen, wo sie ihn angetroffen hat. Die Perspektive ist eine andere. Adorno betrachtet das aus einem spezifischen Blickwinkel, vom Standpunkt der Kultur und die funktioniert halt nur, wenn ein Überschuss vorhanden ist, das heißt den Konsumenten eben nicht da zurücklässt, wo sie ihn angetroffen hat. Kultur könnte die Menschen aber auch für das interessieren, was eigentlich ihre Sache wäre.

Unter diesen Auspizien kann man auch mal über das bedingungslose Grundeinkommen nachdenken. Mal abgesehen von der Tatsache, dass es dieses bereits gibt, aber die Auszahlung zu einem gewaltigen Verwaltungsaufwand führt, allein die Bundesagentur für Arbeit hat Verwaltungskosten von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr, https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/eine-milliarde-fuer-arbeitslose-droht-in-die-verwaltung-zu-fliessen, die man ja auch direkt an Bedürftige auszahlen könnte, das wäre billiger, gibt es auch sehr viele Jobs, die komplett sinnlos sind. Würde diese Arbeit nicht gemacht, würde das schlicht niemandem auffallen. Das BIP würde zwar sinken, denn denn auch Pseudo Tätigkeiten fließen in die gesamtwirtschaftliche Volksrechnung mit ein, aber real würde gar nichts passieren, bzw. der Lebenstandard wäre derselbe. Klingt hart, aber wenn die Leute was für ihre Gesundheit tun wollen, müssen sie den Arsch vom Sofa heben, der neue Yoghurt mit extra viel Protein bringt nix. Der Superyoghurt beschäftigt zwar Leute, aber Arbeit ist ein bisschen anders definiert: Mit Arbeit verbindet man die Idee, dass der Grenznutzen positiv ist. Vermutlich würden manche Leute langfristig ihre Berufung finden, wenn sie nicht gezwungen würden, irgendwelche völlig sinnlosen Jobs zu machen und das Arbeitsamt sie auch noch in völlig sinnfreie Tätigkeiten vermittelt.

Rebus sic stantibus stellt sich die Frage, wie man die Resourcen in kritische Bereiche lenkt, also in Bereiche, die einzelwirtschaftlich und gesamtwirtschaftlich Sinn machen und vermutlich ist China da weiter. Ein Staat kann unter Umständen besser informiert sein als die einzelnen Marktakteure und die Resourcen in die strategisch entscheidenden Bereiche lenken, z.B. die Produktion von Solarpannels subventionieren, die deutschen Produzenten von Solarpannels platt machen und dann abkassieren. Ein Mix aus Zentralwirtschaft und Marktwirtschaft könnte also die Resourcen, die Ferrero sinnfrei in Werbung steckt, einkassieren und sie in strategisch entscheidenden Bereich lenken, wobei die konkrete Umsetzung dann wieder marktwirtschaftlich organisiert wird. Klingt nicht sympathisch, aber wenn China weiterhin so erfolgreich ist, dann wird man über die Grenzen der marktwirtschaftlichen Ordnung nachdenken müssen. Wenn China führend wird in künstlicher Intelligenz und in Deutschland lediglich das Sortiment an Pralinen größer ist, dann haben wir ein Problem. Betrachtet man allerdings das oben genannte Beispiel mit der Nationale Bildungsplattform, dass ist das ein bisschen wie zwischen Skylla und Charybdis.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert