staunen, nicht ärgern

Gerät die marktwirtschaftliche Ordnung an ihre Grenzen?

Man muss das jetzt auseinanderhalten. Die akademische Ökonomie, also das, was Professoren ex cathedra Semester auf Semester erzählen, ist im Grunde seit Adam Smith immer dasselbe und hat auch so eine Berechtigung, obwohl man das natürlich auch in drei Semestern abhandeln könnte oder auch mit ein paar totchicken Videos von Milton Friedman, kann man sich mal reinziehen, ist ganz unterhaltsam.

Lässt man die Suada von Freiheit und Tralala weg, das Gedöns kommt dann nochmal massiver bei Friedrich Hayek und Co, also der Mont Pélerin Society, reduziert sich das auf sehr weniges.

Der Einzelen, bzw. das einzelne Unternehmen, kennt seine Situation am besten, ist von daher am besten geeignet, sich an veränderte Bedingunen anzupassen. Veränderte Bedingungen heißt konkret, die Preisstruktur ändert sich. Ändert sich z.B. der Preis für Benzin / Diesel / Erdöl, wird es Hunderte von Millionen von Preisänderungen geben. Manche Leute werden Bus fahren, andere Fahrrad, die Plastiktüte wird teurer bei Edeka, die Zahnbürsten kriegen einen Stengel aus Holz, Glasflaschen werden wieder attraktiv, aber weil schwerer nach Haus geliefernt, Fracht wird vom LKW auf den Zug umgeladen etc. etc.. Besonders schick an dem System ist, dass es sich selbst kontrolliert. Kann man z.B. Kiwis irgendwann in Italien einkaufen und muss nicht mehr nach Neuseeland, dann werden die Kiwis billiger. Der Supermakrt, der sie immer noch in Neuseeland einkauft, verkauft dann halt irgendwann keine Kiwis mehr, weil er teurer ist als die Konkurrenz. Wenn jetzt alle ihre Resourcen optimal einsetzen, dann werden alle Resourcen optimal eingesetzt. Es braucht auch niemanden, der da koordinierend eingreift, das System koordiniert sich selbst, indem jeder nur mit den Partnern kooperiert, mit denen er unmittelbar zu tun hat. Würde eine zentrale Verwaltungseinheit koordinieren, würde diese nicht über die umfassenden Informationen verfügen und abgesehen davon, wäre die zentrale Verwaltungseinheit auch nicht besonders an der optimalen Resourcenallokation interessiert, denn sie haftet weder bei Verlusten, noch ist sie am Gewinn beteiligt. Ein wunderhübsches, illustratives Beispiel ist das: https://www.nationale-bildungsplattform.net.

Bis dahin ist das Adam Smith und klassische Nationalökonomie. In der neoklassischen Nationalökonomie, das ist das, was sich heutzutrage Mikroökonomie nennt, also eigentlich Alfred Marshall, wird um das ganze Ding dann noch ein bisschen Mathematik und Grenzkostenrechnung drumrumgefrickelt, dann sieht das intelligenter aus, aber im Grunde ändert sich an den zentralen Aussagen nix. (Wobei Alfred Marshall im Original doch komplexer ist, als das, was heutzutage in der Mikroökonomie Standard ist. Bei Alfred Marshall spielen auch soziologische, religiöse und philosophische Aspekt mit ein. Das Orginalwerk, als Economics von Alfred Marshall, kann man sich mal reinziehen, das ist eigentlich spannend.) Wer sich also die Quintessenz der akademischen Volkswirtschaftslehre sich in ein paar Stunden in die Birne tun will, der braucht sich nur die Videos von Milton Friedman anschauen.

Die Tausend Dollar Frage ist jetzt das: Stimmt das überhaupt, bzw. gerät die marktwirtschaftliche Ordnung nicht an ihre Grenzen? (Das Tralala mit der sozialen Marktwirtschaft sparen wir uns jetzt, so richtig definieren kann den Begriff niemand, kurz zusammengefasst könnte man sagen, die soziale Marktwirtschaft greift nicht ein in die Allokation der Resourcen, sehr wohl aber in das Ergebnis der Allokation der Resourcen. Das sind aber kleine Korrekturen am System, die auch nicht spezifisch Deutsch sind.)

Wir machen jetzt noch einen klitzekleinen Schlenker zurück zu Adam Smith und gehen dann in Medias Res. Bei Adam Smith wird auch das Kapital optimal alloziiert. Heißt auf Deutsch: Wenn ein Müller ordentlich cash gemacht hat mit seiner Mühle, hat er z.B. zwei Optionen. Er kann entweder noch eine Mühle bauen oder ein Mietshaus bauen. Je nachdem wo er mehr Penies bekommt für seine Pfund, wird er entweder eine neue Mühle bauen oder ein Mietshaus. Die Entscheidung kann er rational treffen, weil mit Mühlen kennt er sich aus und die Profitablität von Mietshäusern ist ja nicht so schwer zu berechnen. (Daran hat sich in den letzten 300 Jahren nicht viel geändert. Hat jemand mit irgendwas ordentliche Cash gemacht, bzw. ordentlich Cash geerbt, dann kauft bzw. baut er halt ein Haus. Man nennt das Betongold.) Prinzipiell geht Adam Smitz aber davon aus, dass Kapital solange umgeschichtet wird, bis die Profitabilität der letzen Einheit überall gleich ist. (Spötter würden jetzt sagen, der ganze Grenzkosten, Grenzerlös, Grenznutzen etc. ist ein alter Hut und steht eigentlich schon bei Adam Smith.) Adam Smith geht also von vollkommener Information aus, der Besitzer von Kapital (da liegt Adam Smith eigentlich falsch, es geht nicht um Kapital sonder um Geld, das Thema lassen wir jetzt aber) ist umfassend informiert und kann sein Kapital über alle Branchen hinweg optimal alloziieren. Hier steckt nun ein ganz, ganz gewichtiges Problem, das die Neoklassik einfach wegdefiniert bzw. zum minor problem degradiert, indem sie einfach den vollkommenen Markt, also vollkommene Informiertheit aller Markteilnehmer voraussetzt. Und jetzt haben wir ein Problem. Real dürfte es eher so sein, dass in einer Marktwirtschaft alle Gefangene eines Gefängnisses sind, dass sie selber gebaut haben.

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