staunen, nicht ärgern

Die Nationale Bildungsplattform, da gehen sie eure Millionen, Teil IV

„Ich habe erlebt, dass die Fortschritte der Forschung es überwiegend nicht in die Praxis geschafft haben. Das macht mich traurig.“ Aber so sei eben die Rolle der Wissenschaft, sagt sie und betrachtet die Situation pragmatisch: „Ich sehe die Aufgabe der Wissenschaft darin, der Gesellschaft zu zeigen, was alles möglich ist. Ich kann darlegen, welche Handlungsoptionen es gibt. Die Entscheidungen treffen andere.“

Die Architektin einer nationalen Bildungsplattform – Prof. Ulrike Lucke

Also wenn die Fortschritte der „Forschung“ es nicht in die Praxis geschafft haben, dann kann das darin liegen, dass irgendwelcher Programmierkokoloris der sowohl für die Anbieter wie auch die User digitaler Lernmedien völlig irrelevant ist, schlicht niemanden interessiert und Leute da irgendwas zusammenprogrammieren, die schlicht den Markt nicht kennen. Was geht, zeigen die Leute, die konkret am Markt agieren. Die Wissenschaft zeigt dann eher, wie man gewaltige Summen an Steuergeldern versenkt und das Problem ist, dass eben die Entscheidungen von Leuten wie Frau Hannken und Herrn Greisler, zu denen kommen wir gleich, getroffen werden und nicht von Leuten, die für Fehlentscheidungen und grottige Produkte auch persönlich haften. Das Problem ist also nicht nur „Macht ohne Kompetenz“ sondern vor allem „Macht ohne Verantwortung“. Wer also mit der marktwirtschaftlichen Ordnung hadert, der kann hier lernen, dass die objektive Kontrolle durch den Markt durchaus Sinn macht und alternative Vorgehensweisen wohlbegründet sein müssen, wobei Transparenz die Conditio sine qua non ist.

Ihr Bedauern, dass es Fortschritte in der „Wissenschaft“ nicht in die Praxis geschafft haben, ist auch so richtig nachvollziehbar. Wenn es da einen Fortschritt gab, wäre es doch naheliegend, diesen Vorteil auszunutzen. Sie hätte also die Hammer e-learning Programme hinsetzen und damit den Markt aufmischen können. Sie hat es aber vorgezogen, sich an die Fleischtöpfe Ägyptens ranzumachen. Vermutlich, weil aus Sicht der Praxis gar kein Vorteil erkennbar ist.

Ähnliches hat der Autor schon erlebt, mit der Fakultät für Romanistik. Die infos24 GmbH hatte ursprünglich gar nicht vor, selber Sprachportale zu entwickeln, wir waren mal auf anderen Baustellen unterwegs. Der Plan war, Studenten in Internettechnologien zu schulen, damit die das dann machen. Daran zeigte das Institut für Romanistik, namentlich Frau Dr. Caspari, kein Interesse. Ihre Argument: Es gibt schon Lernprogramme für Sprachen, das braucht man nicht. Als dann aber das BMBF anfing Geld auzutüten, hat eben selbige „irgendwas mit Medien“ gemacht. (https://www.e-teaching.org/news/eteaching_blog/blogentry.2009-04-07.7935708292.) Irgendwann gab es dafür 250 000 Euro, interessiert hat das allerdings schlicht niemanden. Also das Muster ist immer ähnlich.

Wieso man bei der Uni Potsdam (Bird) bzw. bei Fraunhofer Fokus (CLM) davon ausgeht, dass die Features, die man in die Prototypen reinprogrammieren will, relevant sind, erschließt so richtig niemandem. Offensichtlich auch nicht Frau Lucke (Bird) oder Herrrn Krauß (CLM). Fragt man nach, woraus sie schließen, dass die Anbieter digitaler Lernmedien oder die User digitaler Lernmedien ein Interesse an z.B. „single sign in“ bzw. einem „data wallet“ haben, fällt die Antwort dürftig aus.

„Single sign in“ soll den Zugriff auf alle über die Nationale Bildungsplattform indirekt zugänglichen digitalen Lernmedien erlauben. (Indirekt, weil die Nationale Bildungsplattform sich als „Meta“ Plattform versteht, sie soll also die Angebote der z.B. Bundesländer, für die sich schon kein Mensch interessiert und die lediglich ein Sammelsurium an eklektisch zusammengesuchten Lernmedien sind, über ein einheitliches Login zugänglich machen.) Des weiteren sollen die User ein „data wallet“ haben, also persönliche Daten speichern können und bei Bedarf an verschiedene Einrichtungen, Behörden, Unternehmen etc. über die Nationale Bildungsplattform übermitteln können.

Die Frage, die sich stellt ist die? Wer will sowas, wer braucht sowas und diese Frage kann weder Frau Lucke, Universtität Potsdam, noch Herr Krauß, Fraunhofer Fokus, noch Herr Pfisterer, BMBF beantworten. Auf eine Nachfrage unsererseits antwortete die erste schlicht gar nicht, der zweite meinte, meinte, dass er die Frage nur in einer Video Schalte beantworten könnte, das haben wir uns gespart, weil ein Dreizeiler ja als Antwort genügt hätte, und beim dritten haben wir die Frage schon gar nicht mehr gestellt, denn der will für jede Antwort 40 Euro.

Last not least gab es zu dem Thema noch ein Webinar mit Unternehmen / Verbänden aus dem Bereich digitaler Lernmedien und dem VDI/VDE-IT. Die Rolle des VDI/VDE-It ist zwar unklar, vermutlich sollen die den Kontakt zu privaten Anbietern digitaler Lernmedien halten, aber die eigentlich sehr simple Frage, wer denn ein Interesse an „single sign in“ bzw. „data wallet“ haben könnte, fand auch die Mitarbeiter de VDI/VDE-It ziemlich sprachlos.

(Beim VDI/VDE-It wäre natürlich interessant zu wissen, wie viel vom Kuchen die abbekommen haben und konkret für was. Das sollte uns Herr Pflisterer verraten. Der schwadronierte dann erstmal von einem Rahmenvertrag, über den die vertraglichen Verbindungen zwischen dem BMBF und dem VDI/VDE-IT geregelt werden. Auf die konkretere Frage, wie viele Mannstunden für Leistung des VDI/VDE-It veranschlagt wurden und zu welcher Stundensatz zugrunde gelegt wurde, erhielten wir das als Antwort.

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