Was das BMBF nun veranlasst hat, 630 Millionen Euro für etwas auszutüten, was niemand braucht, ist ein Rätsel. Irgendwie soll die Nationale Bildungsplattform alles mit allem vernetzen; das Problem ist nur, dass sich hierfür weder die Anbieter digitaler Bildungsmedien aller Art interessieren, noch die User solcher Medien. Es gibt bereits ein perfekt organisiertes Ökosystem für digitale Bildungsmedien, in organisatorischer, technischer und didaktischer Hinsicht. Die Nationale Bildungsplattform ist in etwa so sinnvoll wie ein Misthaufen im Wohnzimmer. Unterschiede bestehen nur im Hinblick auf das Preisschild und das ist eben gewaltig: 630 Millionen Euro.
Die Beschreibung der Nationalen Bildungsplattform sind blumig, so blumig, dass man davon ausgehen kann, dass auch dem nicht genannten Autor des Artikel nicht klar ist, was er sagen will.
„Mit der Nationalen Bildungsplattform als Meta-Plattform vernetzter digitaler Bildungsangebote soll ein technisches und regulatives Ökosystem bereitgestellt werden, das einen Rahmen für eine leistungsfähige, interoperable Lehr-Lern-Infrastruktur und die darauf aufbauenden Funktionalitäten und Services schafft. Hierzu werden unter Nutzung etablierter Standards und Werkzeuge bestehende und innovative neue Angebote vernetzt. Für ein individuell passfähiges, flexibles und anschlussfähiges Lernen in der digitalen Welt.“
Das Problem ist, niemand hat einen Bedarf an einem REGULATIVEN Ökosystem und es ist völlig schleierhaft, wieso sich die Anbieter digitaler Lernmedien, davon gibt es inzwischen ein paar MILLIONEN, sich für die vom BMBF aufgestellten REGELN interessieren sollten. Gleichermaßen irrelevant ist, für die Anbieter digitaler Lernmedien wie auch für die User derselben, was das BMBF als etablierte Standards und Werkzeuge betrachtet. Vermutlich geht man beim BMBF davon aus, dass es digitalen Lernmedien nur in Deutschland gibt und folglich das BMBF hier irgendwelche Standards setzt. Die Wahrheit ist, dass die Anbieter digitaler Lernmedien weltweit operieren. Die User unserer Angebote z.B. kommen aus Chile, Indien, China und Timbutku etc.. Bei den großen Anbietern wie https://www.edx.org dürfte es eher so sein, dass die Standards setzen. Warum wir und die Millionen andere uns jetzt über die Nationale Bildungsplattform vernetzen sollen, bleibt komplett schleierhaft.
Wie kommt nun das BMBF auf solche einen Blödsinn? Im Dunstkreis des BMBF gibt es nun eine ganze Menge Akteure, meistens handelt es sich hierbei um Institutionen, die vom BMBF schon institutionell gefördert werden, die Interesse daran haben, an die Fleischtöpfe Ägyptens, also an die Staatsknete zu kommen. Beteiligt sind an der Nationalen Bildungsplattform eine Menge an Akteuren und bei manchen ist ziemlich unklar, was die da eigentlich konkret für eine Rolle spielen. Eine konkrete Ahnung von der Erstellung digitaler Lernmedien hat keine von diesen Institutionen, nicht das Institut für Informatik und Computational Science der Uni Potsdam, nicht Fraunhofer Fokus, nicht der DAAD und nicht VDI / VDE-IT. Private Anbieter, also die, die tatsächlich digitale Lernmedien erstellen, privat finanziert und ohne Förderung, dafür aber erfolgreich, sind an dem Projekt nur insofern beteiligt, dass es Fördergelder für die Erstellung digitaler Lernmedien geben soll, wenn sie die von der Nationalen Bildungsplattform geforderten technischen Spezifikationen erfüllen. Von allen anderen Problemen mal abgesehen, ist dies aber relativ schwierig, weil die technischen Spezifikationen der Nationalen Bildungsplattform nur sehr blumig umschrieben sind.
In diesem Dunstkreis wird man sich nun schnell einig, dass noch mal ordentlich gefördert werden muss, denn mit der institutionellen Förderung allein, kann man nicht glücklich werden, da müssen nochmal ein paar Millionen draufgesattelt werden. (Beim Institut für Informatik und Computational Science z.B. 7,2 Millionen.)
Das ist, wobei wir wieder bei Friedrich Hayek und Milton Friedman wären, keine Marktsituation. Im Markt treten mehrere Anbieter gegeneinander an und die Anbieter, die die Kundschaft überzeugen können, bzw. eine Strategie haben, die eine Refinanzierung des Angebots erlaubt, überleben. Die anderen scheiden aus. Hier haben wir eine andere Situation. Da alle an die Fleischtöpfe Ägyptens wollen, also an die Staatsknete, ist es rational, sich nicht gegenseitig den Fleischtopf strittig zu machen, sondern den Fleischtopf zu vergrößern. Da gelingt, in dem man den Beamten beim BMBF, die von dem Thema keine Ahnung haben, vom technischen Hintergrund sowieso nicht, weismacht, dass aller möglicher Kokoloris programmiert werden muss und alles irgendwie mit allem vernetzt werden muss, obwohl weder auf der Anbieter noch auf der Seite der Nachfrage hieran irgendein Bedarf besteht.
Ein Teilprojekt der Nationalen Bildungsplattform sind die Prototypen, das ist eine Metaplattform, verknüpft also alles mit allem: irgendwie. Insgesamt soll es davon vier geben, wobei zwei bekannt sind. Eine davon nennt sich Bird (Bildungsraum Digital) und stammt vom Institut für Informatik und Computational Science der Uni Potsdam und die andere nennt sich CLM (Common Learning Middleware) und wurde von Fraunhofer Fokus entwickelt. (Eine dritte Plattform wird von der
imc information multimedia communication AG erstellt, siehe https://imc-website-content.s3.eu-central-1.amazonaws.com/wp-content/uploads/sites/8/2021/10/12103935/DE_2021_10_PM_L3OOP.pdf. Wobei kein Mensch weiß, wer die eigentlich sind.)