staunen, nicht ärgern

Der Nationalstaat, Eric Zemmour und Björn Höcke

Der Begriff rechts bzw. links, im Umfeld der Politik, ist nicht definiert und im Grunde sind diese Zuweisungen nichtssagend. Will man Länderübergreifend einen gemeinsamen Nenner finden, dann ist tendenziel „rechts“ eine Position, die auf ökonomischem Gebiet mehr Markt will und auf der anderen Seite der Nation eine spezifische und zu fördernde Identität zuspricht. (Wobei Ausnahmen eben die Regel bestätigen. Milton Friedman z.B. will eigentlich nur noch Markt ohne jede staatliche Intervention, spricht aber der Nation jede eigenständige Identität ab.)

Liest man sich die Kommentare „Zum großen Zapfenstreich“, siehe https://www.youtube.com/watch?v=yi0MwOAhEtE, durch, so wird man finden, dass es eine Menge Leute gibt, die Tschindarassasa anzieht, wenn man es auch nicht verstehen kann, weder intersubjektiv nachvollziehen noch rational erklären kann. In diesem konkreten Fall, also bei der Verabschiegung von Angela Merkel, ist es geradezu widersinnig. Es ist offensichtlich, dass es einfacher und ästhetisch überzeugender gewesen wäre, wenn Nina Hagen und ihre Band das Lied vom Farbfilm gespielt hätten. (Mal abgesehen davon, dass es juristisch bedenklich ist. Die Bundeswehr hätte das sogenannte große Recht gebraucht, weil das Lied in einem ganz anderen Kontext als dem ursprünglich geplanten gespielt wurde. Dies macht die Zustimmung des Urhebers notwendig.)

Es gibt Leute, die sind fasziniert von Tradition und deren Pflege, fühlen sich durch die vermeintliche Zugehörigkeit zu einer Gruppe beflügelt und bekommen feuchte Tränen, wenn eine Fahnen gehisst wird. Verstehen kann man das nicht und das Bonmot von Adorno, „es handelt sich um das neutralsierte Bewußtsein, dem es egal ist, woran es sich begeistert“ hilft uns auch nicht wirklich weiter. Erhellende könnte höchstens ein Fragebogen mit statistischer Auswertung sein. Vermutlich gibt es Parameter, die mit dem Narrativ von der nationalen Identität korrelieren.

Und hier endet dann die Analyse, weil etwas stattfindet, was offensichtlich existiert, was man aber nicht erklären kann. Rein spekulativ könnte man höchstens noch sagen, dass der Narrativ von der nationalen Identität instrumentell eingesetzt wird. Mit der Fiktion der nationalen Identität lässt sich begründen, warum man bestimmte Bevölkerungsgruppen ins Land lässt oder eben nicht, warum man bestimmte Bevölkerungsgruppen von Sozialleistungen ausschließt, warum man den Import von Waren die mit inländischen Herstellern konkurieren mit Zoll belegt etc.. Der Narrativ der nationalen Identität kann auch ein Kit darstellen, mit dem man trotz ungleicher Chancen eine Kohäsion zwischen den verschienden gesellschaftlichen Gruppen erwirken will. Last not least ist entbindet die Suada von der nationalen Identität von der Notwendigkeit, Zusammenhänge zu durchdenken. Wird die Einführung des Euro und die Zinspolitik der EZB als Anschlag auf das Deutschtum aufgefasst, braucht man sich keine Gedanken mehr über ökonomische Zusammenhänge zu machen, die ja in der Regel kompliziert sind.

 

 

 

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