staunen, nicht ärgern

AFD: Im Wahnsinn des Einzelnen / zeigt sich die Wahrheit der Gattung

Das gilt dann natürlich auch, (2), für die kapitalgedeckte Rentenversicherung. Auch diese setzt darauf, dass das angesparte Geld von Unternehmen so rentabel eingesetzt werden kann, dass es den Lebenstandard im Alter sichert. Hier gilt das gleiche. Wenn den Pensionsfonds und ähnlichem die Renditen, die konkret und in der realen Welt erwirtschaftet werden zu gering erscheinen, wäre die einfachste Lösung, wenn sie die hochrentable Hammer Innovation an den Markt bringen, die bzgl. der Rentabilität ihren Vorstellungen entspricht. Das wäre weit zielführender als Jammern. Einfach rumzugreinen, dass die bösen, bösen Unternehmen nicht innovativ genug sind, um ihren Ansprüchen zu genügen, bringt da wenig.

(6) ist nun eine Marotte, die sie bei Hayek und Co abgeschrieben haben, die aber reiner Blödsinn ist. Bei einer Nullzinspolitik bekommen ALLE Unternehmen billiger Kredit, die hochrentablen wie die weniger rentablen, allerdings hat das keine Einfluss auf die Allokation der tatsächlich knappen Resourcen, also insbesondere die qualifizierte Arbeit, denn die hochrentablen Unternehmen können höhere Löhne bezahlen und damit die knappe Resourcen in die optimale Verwendung locken. Der Zins hat exakt Null Auswirkungen auf die Allokation der tatsächlich knappen Resourcen.

Abenteuerlich ist jetzt (7). Da sind die ganz in der klassischen Nationalökonomie verhaftet, wo Geld und Kapital noch als Synonyme verwendet werden, bei Adam Smith teilweise sogar innerhalb desselben Abschnitts. Was man jetzt verstehen muss: In der klassischen Nationalökonomie bedeutet Sparen den Verzicht auf Konsum. Das macht Sinn in einer VOLLBESCHÄFTIGTEN Wirtschaft, das heißt in einer Wirtschaft, bei der alle Produktionspotentiale ausgeschöpft sind. (Was nicht notwendigerweise gleichzusetzen ist mit Vollbeschäftigung. Auch bei Unterbeschäftigung kann es passieren, dass das Produktionspotential augeschöpft ist.) In der Vollbeschäftigung können mehr Investitionsgüter nur hergestellt werden, wenn zumindest kurzfristig weniger Konsumgüter hergestellt werden. Sparen die Leute also, VERZICHTEN auf Konsum, werden Resourcen frei. Sparen ist hier ein OPFER und für ein Opfer will jemand eine Gratifikation erhalten, den Lohn für Arbeit oder eben den Zins für das Ersparte. In der Vorstellungswelt der klassischen Nationalökonomie, da herrscht immer Vollbeschäftigung, kann man also Geld und Kapital als Synonyme verwenden. In der UNTERBESCHÄFTIGUNG allerdings kann man Geld einfach drucken, in beliebiger Menge und deswegen hat es GAR KEINEN PREIS. Was üppig vorhanden ist, hat nun mal keinen Preis. Die AFD verwindet also, dass der die EZB Unternehmen subventioniert, wenn es nicht einen ordentlichen Preis für Geld fordert. Das ist so ähnlich, wie wenn man für Sand in der Wüste Sahara einen Preis fordert. Mit derselben Logik könnte man auch sagen, dass Wasser subventioniert wird, wenn der Staat nicht das Trinkwasser vergiftet und damit künstlich knapp hält, so dass Leute, die Wasser in der Badewanne gehortet haben, es teuer verkaufen können. Die Logik ist schon ziemlich gaga.

Die AFD findet also, (6), dass sie EZB 20 bis 50 Prozent der Unternehmen über eine Zins, den diese nicht erwirtschaften können, aus dem Markt kicken soll. Die AFD will also Massenarbeitslosigkeit nur damit die Zombie Sparer eine ordentliche Rendite bekommen. (In der Realität, und um diese geht es hier, ist allerdings noch viel schlimmer. Setzen jetzt noch mehr Leute auf die kapitalgedeckte Rente, dann sinken die Umsätze. Was dem einen sein Sparen, ist dem anderen weniger Umsatz. Das würde zu noch höherer Arbeitslosigkeit führen und irgendwann hätten wir einen Punkt erreicht, an dem niemand mehr sparen kann und auch keine Butter mehr auf’s Brot bekommt.)

(8) Ist dann wieder von Hayek abgeschrieben. Der meinte, dass wenn der Marktzins unter dem natürlichen Zins liegt, es zu Überinvestitionen kommt, also mehr investiert wird, als wirtschaftlich rentabel ist. Die Logik von Hayek ist etwas wirr, aber das kann man abkürzen. Es gibt keinen natürlichen Zins. Der Zins wird von der EZB nach Maßgabe makroökonomischer Größen, Leistungsbilanz, Stabilität der Währung nach Innen und nach Außen, Wachstum festgelegt. Einen natürlichen Zins, der Sparen und Investieren zum Ausgleich bringt, gibt es in der Praxis nicht und in der Theorie nur bei Vollbeschäftigung.

Also wir finden in dem kurzen Abschnitt wirklich alle Fehler, die man in der VWL nur machen kann. Das bestätigt den Autor in seiner Auffassung, exempla statut, den bei Herrn Meuthen ist die message nicht angekommen, dass das IS-LM Modell nicht geeignet ist, reale wirtschaftliche Zusammenhänge zu durchdringen, siehe https://theatrum-mundi.de/das-is-lm-modell-und-sparen/.

Und das ist jetzt ein echtes Problem. Was irgendwelche Spinner zum Wehrdienst, Islam, didaktischer Ansatz bei der Vermittlung Deutsch als Fremdsprache, zur Familie etc. etc. sagen ist relativ egal. Wenn aber ein Professor für Volkswirtschaftslehre, der tatsächlich auch mal an einer Uni gelehrt hat, offenkundig reinen totalen Müll erzählt, dann haben wir schon ein Problem. Das zeigt sich dann im Wahnsinn des Einzelnen, die Wahrheit der Gattung wie Schiller das formulierte, denn wir haben dann ein systemisches Problem. Wie kann so ein völliger Vollhonk Professor werden und auch noch tatsächlich auf Studenten losgelassen werden?

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