Sparen, im Sinne von Verzicht auf Konsum, bringt gar nichst, aus vielerlei Gründen. Zum einen, weil immer nur konsumiert werden kann, was im jeweiligen Zeitrum auch produziert wird und die Tatsache, dass in der Vergangenheit auf Konsum verzichtet wurde, noch lange nicht bedeutet, dass in der Zukunft mehr produziert wird. Bei der Riesterrente z.B. liegt die Vorstellung zugrunde, dass die Leute sparen, das Geld dann irgendwo auf der Bank liegt und man sich später was damit kaufen kann. Das ist Quark. Gibt es niemanden, der die Güter, die man dann kaufen können soll, auch tatsächlich produziert, dann kann man die auch nicht kaufen und einen Investor dazu zu bringen, mal zehntausend Autos zu produzieren, damit in zwanzig Jahren dann Autos kaufen kann, ist schlicht unmöglich.
Daraus folgt aber z.B. auch, dass es einen natürlichen Zins à la Wicksell nicht gibt und Vollbeschäftigung vom Zins abhängt und nicht umgekehrt. Senkt die Zentralbank die Zinsen, sind mehr Investitionen und damit mehr Beschäftigung möglich, weil die Ansprüche an die Investition sinken. Den Zins wiederum kann sie beliebig absenken, da der Zins nicht der Preis ist, denn man zahlen muss, damit irgendjemand auf Konsum verzichtet. Daraus folgt dann auch, dass der Zins keine Allokationswirkung hat, denn etwas, was nicht knapp ist, hat keine Preis. Der Zins ist eine Größe, mit der die Zentralbank makroökonoische Größen steuert, Beschäftigung, Inflation, Wachstum, Leistungsbilanz. In der Praxis spielt also der Zins der Klassik keine Rolle, bzw. mikroökonomisch ja, makroökonomisch ist er eine rein politische Größe.
Der entscheidende Unterschied zwischen klassischer Nationalökonomie und Keynesianismus ist also im IS-LM Modell gar nicht enthalten, auch wenn alle Bücher zur Makroökonomie, alle Professoren und als Anhängsel davon Tausende von youtube videos zur „Prüfungsvorbereitung“ das predigen. Das predigen die so standhaft wie die Professoren im Reich des Erich Honecker den Mehrwert aufgelbäht mit Tausenden von Schwurbelbegriffen. Würde irdenjemand nachfragen, wären sie so nackt wie der Kaiser in dem Märchen.
Vermutlich brauchen wir, wie Peter Bofinger anmerkt, einen Friday for Keynsianism.