staunen, nicht ärgern

Ökonomen im Westen, Ökonomen im Osten und des Kaisers neue Kleider

Also Hans-Hermann Francke nehmen wir jetzt als Prototyp getreu dem Motto Friedrich Schillers.

Im Wahnsinn des einzelnen
zeigt sich die Wahrheit der Gattung

Die Prototypen beten jetzt Jahr für Jahr das IS-LM Modell mit derselben Zähigkeit herunter, mit der die ehemaligen Vertreter der Zunft aus dem Reich des Erich Honecker den Mursksismus verkündeten.

Dazu erklärt dann Peter Bofinger, also es gibt Ausnahmen von der Regel, und der ist nicht nur Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, sondern hat es sogar irgendwie geschafft Mitglied des Sachverständigenrates zu werden.

Wie kann die keynesianische Revolution vollendet werden? Die Chancen, dies zu erreichen, stehen heute nicht sehr gut, denn dies würde das Humankapital der meisten Makroökonominnen und Makroökonomen entwerten. Daher müssen die jungen Studierenden aufwachen und erkennen, dass ihnen Modelle beigebracht werden, deren Bewegungsgesetze mit der Realität ebenso unvereinbar sind wie die Weltsicht des Ptolemäus. Wir brauchen eine “Fridays for Keynesianism”-Bewegung.

Quelle: https://keynes-gesellschaft.de/fridays-for-keynesianism-peter-bofinger/

(Der Artikel fasst im übrigen nochmal zusammen, warum das IS-LM Modell keine Synthese ist aus Neoklassik und Keynesianismus, sondern lediglich Neoklassik. Warum das jetzt keine Kleinigkeit ist, siehe unten.)

Also die Erkenntnis, die man ziehen kann in nuce: Die Ökonomen aus der westlichen Sphäre unterscheiden sich von den Ökonomen aus dem nun untergegangen Reich des Bösen nicht wesentlich. Haben sie sich mal durch allerlei Dissertationen, Habilitationen, Abhandlungen in eine gesicherte Position emporgeschwurbelt, dann haben sie wenig Anlass, das hinterher in Frage zu stellen und die Neoklassische Synthese hat sich wohl durchgesetzt, weil der Keynesianismus, im übrigen unzutreffend, als radikal Angriff auf die marktwirtschaftliche Ordnung verstanden wurde, auch wenn Keynes an selbiger nie fundamental rüttelte. Aber eine differenziertere Analyse passte wohl nicht in das Freund <=> Feind denken und völlig ignorieren konnte man den bedeutendsten Ökonom aller Zeiten auch nicht.

Der Unterschied zwischen Klassik und Keynes, soll jetzt mal ganz einfach erklärt werden, so dass das wirklich jeder versteht, das ist nämlich wichtig. Der Keynesianismus besagt, z.B. dass die schwäbische Hausfrau, die ihre Groschen zusammenhält, das auch lassen kann. Richtig daran ist nur, dass der Keynesianismus das Schwabentum feiert, allerdings den Faktor ARBEIT, nicht den Faktor Kapital. Es gilt, was bei den Schwaben schon immer galt.

Brettle bohre, net end Luft gucka.

Schwaben fokusieren also auf den Faktor ARBEIT, sind ultra fokusiert. Die Arbeit ist tatsächlich der entscheidende Faktor. Das Kapital, was letztlich Geld ist, druckt die Zentralbank in jeder x-beliebigen Menge, solange es Leute gibt, die pfiffig sind und bereit sind hart zu arbeiten und mit dem Geld auch was anfangen können. Keynes stellte also zutreffend fest, dass am schwäbischen Wesen, Deutschland genesen wird, wenn auch nicht so, wie Angela Merkel sich das vorstellt. Wenn aus den drei Produktionsfaktoren der klassischen Nationalökonomie, Arbeit, Kapital und Boden nur einer übrigbleibt, nämlich die Arbeit, weil Kapital schlicht Geld ist und Geld in jeder Menge gedruckt werden kann, siehe unten, und Boden irrelevant ist, dann bleibt nur noch die Arbeit als relevanter Produktionfaktor übrig. Allerdings nicht die durchschnittliche Arbeitskraft, wie bei Marx, sondern der pfiffige Unternehmer, der bei Schumpeter und Jean Baptiste Say beschrieben wird.

Machen wir uns das also klar. In der Klassik / Neoklassik (Keynes unterscheidet hier nicht, weil beide, sowohl die Klassik wie auch die Neoklassik und im übrgen auch der Murksismus den gleichen Kardinalfehler haben) wird ZUERST gespart und dann investiert. Soll heißen, irgendjemand spart und mit dem Geld, dass er angespart hat, bzw. mit dem Geld, das andere angespart haben und er sich von der Bank ausleiht, investiert er dann und erhält, wenn alles gut geht, über Gewinne die angesparte Summe zurück. Bei Keynes, wie auch bei Schumpeter, geht der Investor in Spe zu einer Kapitalsammelstelle und leiht sich dort das Geld, wobei die Kapitalsammelstelle, vereinfacht ausgedrückt, sich das Geld, dass der Investor in Spe haben will, sich auch von der Zentralbank holen kann, die es dann DRUCKT. Gespart hat vorher niemand. Wenn er aber das Geld zurückbezahlt, wird das Geld, das vorher geschaffen wurde, wieder vernichtet. Er zahlt an die Bank, die Bank an die Zentralbank und damit ist das Geld wieder aus dem Verkehr gezogen.

Jetzt kommt der Punkt. Die IS Kurve zeigt alle Kombinationen aus Zins und Volkseinkommen, bei denen Sparen und Investieren identisch sind. Das ist aber eine EX POST Betrachtung und EX Post, also hinterher, ist die Investitionssumme so hoch wie die Sparsumme. Immer. Sowohl in der klassischen Theories wie auch in der keynesianischen Theorie. Das ist aber überhaupt nicht der Punkt. Die Frage ist, ob zuerst gespart und dann investiert wird oder ob zuerst investiert und dann gespart wird. Der Unterschied ist fundamental und führt zu völlig unterschiedlichen Sichtweisen und Problemen, bzw. die Probleme die innerhalb der klassischen Theorie diskutiert werden, braucht man nicht zu diskutieren, denn sie sind makroökonomisch irrelevant.

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