staunen, nicht ärgern

Marcel Fratzscher, die Unmöglichkeit der öffentlichen Debatte und das Vertrauen in den Staat

https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/KfW-Research/Dossier-Investitionen.html

Gigantisch allerdings war die Zunahme an rein spekulativen Finanzinvestitionen, die im Sinne von Adam Smith, also insofern Investitionen zu einer höheren Produktivität führen, vollkommen sinnfrei sind. Die sind geradezu explodiert.

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Ähnlich verhält es sich mit anderen rein spekulativen Investitionen, die nur eine geringe Marktkenntnis verlangen, also Immobilien und Gold. An der Börse wird nicht mit Autos, Elektortechnik, Medikamente, Nahrungsmittel etc. gehandelt, sondern mit AKTIEN. Was sich hinter dem Unternehmen verbirgt, ist vollkommen egal. Desweiteren ist die Aktie liquide, eigentlich fast Geld, man kann jederzeit aussteigen.

Mit zunehmender Ungleichheit sammeln sich immer mehr Vermögen bei Leuten, die schlicht nicht genug Marktkenntnis verfügen, um das Geld in produktive Realinvestitionen anzulegen, siehe https://theatrum-mundi.de/geraet-die-marktwirtschaftliche-ordnung-an-ihre-grenzen/. Das ist das erste Problem. Das zweite Problem ist, dass die von Marcel Fratzscher angesprochenen Investitionen in die Infrastruktur, Bildung, Krankenhäuser, Forschung und Entwicklung, Straßen, Bahn etc. im Grunde öffentliche Güter sind. Das heißt, dass diese Investitionen für einen privaten Investor nicht oder nicht ausreichend rentabel sind. Teilweise handelt es sich, wie bei der Bahn, auch um natürliche Monopole. In so einem Fall ist es egal, ob der Staat die Leistung erbringt oder private. Und last not least kann sogar der Staat bei sehr komplexen Investitionen, etwa der Produktion von grünem Wasserstoff mit Thermosolaranlagen in der Wüste, sogar eher handlungsfähig sein, als ein privater Investor. Wir haben also zunehmend eine riesige Lücke zwischen dem, was investiert werden müsste und dem, was investiert wird und mit zunehmender Ungleichheit wird diese Problematik zunehmen.

In der Welt von Adam Smith und Alfred Marhall, das ist Stand der Lehre an allen Universitäten dieser Welt, die Radikalkritik von Keynes ist reduziert auf das IS-LM Modell, das die Kerngedanken von Keynes gar nicht enthält, sind Eigeninteresse und Gesamtinteresse deckungsgleich. In der Welt von Keynes, das ist die Welt, in der wir tatsächlich leben, ist das nicht mehr der Fall.

Leider und bedauerlicherweise erhalten wir aber keine grundsätzliche Diskussion darüber, dass da ganz grundsätzlich etwas schief läuft. Allabendlich erhalten wir eine Analyse, die irgendwelche Zusammenhänge herstellt zwischen Aktienkursen und Realwirtschaft, die de facto nicht existiert. Auf der anderen Seite haben wir politische Parteien, die Lösungen für die Probleme dieser Welt suchen, wo diese nicht gefunden werden kann. Wenn z.B. der Klimawandel nur dadurch gestoppt werden kann, dass weltweit in erneuerbare Energien investiert wird, dann werden Alleingänge nichts nützen. Es ist zwar in sich kohärent, den Klimawandel schlicht zu leugnen, wenn man für nationale Alleingänge ist, doch leider ist das nicht zielführend. Zielführender wäre, mit welcher Methode auch immer, die Resourcen in die entsprechenden Realinvestionen zu lenken anstatt an die Wall Street.

 

 

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