Aber zurück zu unserem Thema. Werden die Handlungsoptionen eines Staates durch eine zunehmende Staatsverschuldung eingeschränkt ? Lebt ein Staat ständig über seinen Verhältnissen, konsumiert er also mehr als er produziert und deckt die Lüge über eine Kreditaufnahme, die es ihm erlaubt die Güter aus dem Ausland zu beziehen, dann trifft das auf jeden Fall zu, denn der Schuldenbestand würde ständig wachsen und irgendwann mal wäre garantiert, dass die Gläubiger ihr Geld nicht mehr zurückbekommen. Also das wäre kein nachhaltiges business modell. Vereinfacht: Allein vom Geld drucken kann man nicht leben, irgendjemand muss die Güter, die man sich mit dem Geld kaufen will, auch produzieren. (Das war im übrigen schon das Problem der spanischen Conquistadoren. Die wollten Gold, was damals ein universales Zahlungsmittel war. Problem dabei: Güter, die es nicht gibt, kann man sich auch mit allem Gold der Welt nicht kaufen. Bekommen hat Spanien eine Inflation und in England, das beschreibt David Hume, ging es aufwärts, weil England die Güter produzierte, die die Spanier haben wollten. Also Francis Drake hätte man sich auch sparen können. )
Im Falle Griechenlands allerdings hätte man die Staatschulden auch im Ofen verbrennen können. Das Geld zirkulierte bereits, Inflation bewegte sich unterhalb der 2 Prozent Marke, alles war gut. Hätte man die griechischen Staatsanleihen im Besitz der EZB schlicht im Ofen verfeuert, hätte sich niemand schlechter gestellt. Es wäre schlicht niemandem aufgefallen. Der oft zitierte Kalauer vom deutschen Steuerzahler, der die griechische Halodris durchfüttert, ist vollkommener Schwachsinn. Der deutsche Steuerzahler hat das gedruckte Geld nie erwirtschaftet, nie dafür bezahlt und wenn man die griechischen Staatsanleihen im Kamin verbrennt, belastet ihn das mit exakt 0.00 Euro. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Kredite an Griechenland bei der HDW Werft in Bremen für Arbeit sorgten. Die Produktion von U-Booten ist zwar völlig sinnfrei, solargetriebene Wasserentsalzungsanlagen wäre die pfiffigeren Anlagen, aber so oder so war der deutsche Steuerzahler an dem Deal nie beteiligt.
Sinnvoll wäre gewesen, den Griechen mal freundlich mitzuteilen, dass das so nicht ewig gehen kann. Der Radikalstopp allerdings, entzog dem Land die Mittel, die es für einen Strukturwandel gebraucht hätte und führte das Land an den Rande des Zusammenbruches. Wir werden jetzt in den nächsten Jahren die gleiche Diskussion haben, wenn Italien seine Staatschulden nicht mehr bezahlen kann, allerdings ist Italien ein paar Nummern größer. Macht man dasselbe wie mit Griechenland, dann dürfte ziemlich Schluss sein mit Europa. Endgültig Schluss ist, wenn auch Frankreich in die Bredouille gerät.
Sub specie aeternitatis, also wenn man Aussagen treffen will, die für die Ewigkeit gelten und nicht die relativ langweiligen Tagesthemen durchkaut, ist auch die Coronal Pandemie jetzt nicht besonders spannend, bzw. nur insofern, indem sie Anlaß geben kann zu allgemeinen Erläuterungen, die auch noch in fünf Jahren einen Nährwert haben. Wir interessieren uns für die Corona Pandemie also nur sub specie aeternitatis. Im Zusammenhang mit der Corona Krise wird die Staatsverschuldung in allen Staaten gewaltig ansteigen. Die 1,6 Billionen, die die Europäische Kommission jetzt austütet, ist richtig Schotter. Zum Vergleich: Die gesamte Wirtschaftleistung der BRD, immerhin der 4. größten Weltwirtschaft, beträgt 4,2 Billionen. Diese Kreditaufnahme wird zu keinerlei Vermögen führen, das an die nachfolgende Generation vererbt werden kann. Wenn aber auch diese Ausdehnung der Geldmenge nicht zur Inflation führt, dann kann die EZB diese Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt aufkaufen und im Ofen verbrennen.
Damit kommen wir dann zur Kernfrage. Wann wird die Staatsverschuldung eigentlich zum Problem, wobei wir das nur diskutiere müssen, wenn es sich um Investitionen des Staates handelt, also Investitionen über Kredite finanziert werden, da es bei einer konsumtiven Verwendung ja klar ist. Von dem berühmt berechtigten Multiplikator Effekt, den Keynes in der General Theory of Employment, Interest and Money auf einer halben Seite erwähnt, der haber heute als Herzstück der keynesianischen Theorie gelehrt wird, sehen wir ab. Um es zu vereinfachen. Die Wachstumsimpulse fließen in einer globalen Wirtschaft ab ins Ausland. Das Land, das seinen Konsum über Kredite finanzierte, bleibt auf den Schulden hängen und der Wachstumsimpuls geht ans Ausland.
Der Staat könnte jetzt also klotzen und nicht kleckern und z.B. mal z.B. eine Billion für die Erstellung von Wohnraum zur Verfügung stellen. Also nicht irgendwelche Plattenbau ähnlichen Teile, die man in fünfzig Jahren wieder abreissen muss, sondern so richtig edle Teile, die dann 500 Jahre stehen. (Haut hin, wenn man nicht zwischendrin immer mal wieder einen Krieg anzettelt.) Die Tilgungsdauer kann dann solange sein, wie die Gebäude halten, also 500 Jahre. Der Zins kann so ziemlich bei Null liegen, es reicht, wenn er gerade noch die Verwaltungskosten der Kreditinstitute deckt. Der Zins hat nur in der Vollbeschäftigung eine Allokationswirkung, da entscheidet er zwischen Konsum und Investieren. Das Problem ist, dass dann erst allmählich, also innerhalb von 500 Jahren, das Geld dem Wirtschaftskreislauf wieder entzogen wird, es aber sofort nachfragewirksam wird. Das heißt die Architekten, Bauingenieure, Maurer, Fliesenleger, Gas- Wasserinstallateure etc.. kaufen sich sofort die dicken SUVs, statten ihre Wohnungen mit den schicksten Möbeln aus, kleiden sich in Hugo Boss Klamotten etc. etc… Dieser Nachfrage steht dann unter Umständen kein Angebot mehr entgegen. Wir hätten eine ähnliche Situatio wie nach dem Fall der Mauer, als die notorisch positive Leistungsbilanz der BRD ins negative rutschte und es zu einer leichten Inflation kam. Allerdings können wir aus dem Fall der Mauer etwas lernen. Damit es zu einer Inflation kommt, bzw. eine positive Leistungsbilanz ins negative rutscht, muss die Ausdehnung der Nachfrage wirklich gewaltig sein.