staunen, nicht ärgern

Ist die Marktwirtschaft rational?

Betrachtet man eine nationale Volkswirtschaft als Gesamtunternehmen, handelt es sich bei den über venture capital finanzierten start ups um eine gewaltige Fehlallokation der Mittel. Das venture capital, bzw. die EZB qua Niedrigzinspolitik, (die erstmal gar nicht schlecht ist, vorausgesetzt die Resourcen werden produktiv eingesetzt), zieht Resourcen, vor allem eben Arbeitskraft, in Bereiche, die nicht nachhaltig sind. Nicht finanziell, nicht im Hinblick auf den Klimawandel, nicht im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit. Insbesondere Lieferdienste aller Art generieren prekäre Jobs und je länger Leute in diesen prekären Jobs gehalten werden, desto schwieriger wird es, deren Potential zu heben. Es wäre günstiger, wenn der Staat über Angebote zur Weiterqualifizierung gegensteuern würde.

Isolierte venture capital Geber sind kaum in der Lage, echte Innovationen hervorzubringen. Sie wollen zwar disruptiv sein, also Unternehmen gründen, die im Sinne Schumpeters zu einer schöpferischen Zerstörung führen, fraglich ist allerdings, ob im Jahre 2023 das überhaupt noch möglich ist. Innovationen im Sinne Schumpeters beruhen im zwanzigsten Jahrhundert auf staatlich finanzierter Grundlagenforschung. Das betrifft alle Bereiche: Informatik, Medizin, erneuerbare Energien, etc.. und nur in tatsächlich innovativen Unternehmen die höchst konkrete Probleme lösen, z.B. kleinteilige Solaranlagen, solargetriebene Wasserentsalzungsanlagen, e-learning, Produktion von Wasserstoff etc. etc. bringen der Volkswirtschaft als ganzes einen Wettbewerbsvorteil. Venture Capital bindet Resourcen in langfristig irrelevanten Bereichen. Kurzfristig haben Programmierer bei den venture capital gemästeten start ups einen gut bezahlten Jobs, langfristig gesehen produzieren sie Schrott. Tendenziell wird die Ausrichtung auf die Zukunft eher behindert als gefördert. Ob ein Land in kleinteilige Windkraftanlagen investiert, mit der auch abgelegene Dörfer in Afrika mit Strom versorgt werden können, so dass sie ihre Wälder stehen lassen oder in einen Lieferdienst, der innerhalb von zehn Minuten die Gummibärchen liefert, die beim Einkauf bei Edeka vergessen wurde, macht einen Riesenunterschied. Ersteres führt zu einem ganzen Kaskade an qualifizierten Arbeitsplätzen. Man muss den Leuten dann erklären, wie die Dinger aufgebaut werden, man muss sie an Umweltbedingungen anpassen, man muss komplementäre Technologien entwickeln, man braucht eine schlagkräftigen Betrieb, man muss Leute in den Ländern ausbilden etc. etc.. Es macht einen Unterschied, ob man in Berlin die Gummibärchen frei Haus geliefert bekommt oder in Afrika dafür sorgt, dass die Phase der Dekarbonisierung übersprungen wird. (Um Mal ein Beispiel zu nennen.)

Aus dieser Sicht ergibt sich auch eine andere Perspektive auf die Verteilung der Vermögen. Bei sehr ungleichen Vermögensverhältnissen besteht die Gefahr, dass Leute viel Geld haben, das sie aber nicht sinnvoll einsetzen können, weil sie damit intellektuell und organisatorisch, in diesem Beispiel müsste die Politik den Prozess im Ausland begleiten, überfordert sind. Sie kaufen => verkaufen => kaufen => verkaufen Bestandsimmobilien, was volkswirtschaftlich sinnlos ist. Steigt nur der Preis, aber nicht das Angebot, handelt es sich um Inflation. Den marktwirtschaftlich sinnvollen Effekt, Lenkung der Produktion durch den Preis und Kontrolle der Produktion über Preise, haben wir hier so wenig wie an Börsenkursen, bei denen kein Zusammenhang mehr besteht zur Dividende.

Hat man das Beispiel https://www.nationale-bildungsplattform.net vor Augen wird einem natürlich etwas schummerig bei Vorstellung, dass der Staat das überschüssige Geld einfach einsammelt, denn das zeigt der Staat ja in beeindruckender Art und Weise, dass er auch 630 Millionen Euro ganz locker verbrennen kann, wobei es ihm noch relativ egal ist, dass der Bundesrechnungshof hier für einen Sofortstopp des Projektes plädiert.

Eine Lösung könnte sein, dass der Staat einen Teil des Risikos für hochriskante, aber dafür nachhaltige, Investitionen übernimmt. Das heißt bei einem Totalausfall den Verlust zumindest teilweise ausgleicht. Bei dieser Variante wären das Risiko noch ausreichend hoch, um komplett sinnlose Investitionen zu unterbinden, aber die Gewinnaussichten höher, als z.B. start ups im Konsumgüterbereich.

Solang wir nicht in einer Che Guevara Welt leben, also solange die Menschheit nicht intrinsisch motiviert ist, wird es ohne die objektive Kontrolle über Marktpreise nicht gehen. Je komplexer aber die Welt ist, desto mehr gerät die Marktwirtschaft an ihre Grenzen und es ist durchaus möglich, dass eine Volkswirtschaft wie die Chinas, wo per ordine mufti strategische Ziele unter marktwirtschaftlichen Bedingungen anvisiert werden, erfolgreicher sind. Das, und nicht Taiwan, ist die eigentliche Herausforderung, denn wenn China tatsächlich die strategisch relevanten Ziele ansteuert und sich die Republik mit der schnelleren Lieferungen von Milchtüten beschäftigt, dann wird auch Taiwan nicht unabhängig bleiben.

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