staunen, nicht ärgern

Ist die Marktwirtschaft rational?

Womit wir dann beim Thema wären. Führt die einzelwirtschaftliche Optimierung tatsächlich zu einer optimalen Allokation der Resourcen? Zu unterscheiden wäre zwischen kurzfristig und langfristig. Kurzfristig geht es lediglich nur darum, die gleichen Produkte effizienter zu produzieren. Die Umschichtungen des Kapitals und Neuqualifizierung des Faktors Arbeit geht relativ gemächlich und in kleinen Schritten vonstatten. In ganz kurzer Frist wird das Kapital nur innerhalb derselben Branche umgeschichtet und die Weiterqualifizierung dient lediglich der Anpassung an den technischen Fortschritt innerhalb einer Branche. Ist der Prozess ausreichend langsam, z.B. von einer agraisch geprägten Wirtschaft zu einer Industriegesellschaft und von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft kann das auch noch funktionieren, bzw. funktioniert, denn das haben wir ja bereits gesehen.

Eine völlig andere Situation haben wir, wenn die Umbrüche radikal sind. Dann haben wir gesamtwirtschaftlich eine ähnliche Situation, wie in der Grundlagenforschung. Bei der Grundlagenforschung wird hingenommen, dass enorme Mittel an Steuergeldern schlicht verschwendet werden, bzw. nie zu etwas führt, was einen konkret weiterbringt. Das Problem ist nur, wir wissen gar nicht, was konkret weiterhilft. Bei den gefühlt Tausenden von Pathways in der Molekularbiologie sind wahrscheinlich 99 Prozent irrelevant, bzw. bieten keinen therapeutischen Ansatz. Das verbleibende 1 Prozent allerdings kann dann zu mRNA Impfstoffen führen und das rettet Millionen von Menschenleben und spart Hunderte von Milliarden an Kosten. Ein mRNA Impfstoff gegen z.B. Krebs hätte gewaltige Auswirkungen. Bedauerlicherweise weiß aber niemand, wo sich das 1 Prozent versteckt, das nicht in eine Sackgasse führt. Dieses 1 Prozent hat dann unter Umständen einen so gewaltigen Impact, dass die 99 Prozent, die in einer Sackgasse endeten, kompensiert werden. Im Idealfall hat aber dieser eine Investor, also der Steuerzahler in seiner Gesamtheit, einen besseren Überblick oder organisatorische Vorteile und kann von daher Sackgassen früher erkennen. (Wir lassen jetzt mal die Details außen vor. Es gibt auch sowas wie auf www.nationale-bildungsplattform.net beschrieben. Hier wären private Unternehmer, die den Markt kennen, deutlich überlegen.) Der Staat, also der Steuerzahler in seiner Gesamtheit, kann also eher ganz grundlegende neue Ansätze finden, weil er das Risiko tragen kann.

Die Logik von sogenannten venture capitalists ist im Grunde ähnlich. Sie investieren in zehn start ups, von denen sich neun als Sackgasse erweisen, aber das eine das übrigbleibt, kompensiert die Verluste der anderen neun. Wir haben also nicht mehr die Welt von Adam Smith & Co, wo das Kapital solange realloziiert wird, bis der Grenzertrag in jeder Verwendung gleich ist, weil die Grenzerträge in der jeweiligen Verwendung total unbekannt sind. Das Adam Smith Spiel funktioniert nur, wenn sich die Wirtschaft gemächlich bewegt, die Fundamentaldaten aber die gleichen bleiben. Gibt es neue Strickmaschine, die auch komplexere Strickmuster stricken kann, dann läßt die Profitabilität ungefähr berechnen. (Wobei der ganze Schnulli in den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen mit Amortisationsrechnung, Barwertmethode, interne Zinsfußmethode etc. natürlich völlig irrelevant ist. Den Schnulli gibt es nur, weil die Wirtschaftswissenschaften sich als exakte Wissenschaft gerieren wollen und davon ausgehen, dass die Exaktheit mit mehr mathematischem Hokuspokus steigt. So ein Professorchen der BWL hat halt noch nie am Markt agiert. Ein bisschen komplizierter ist es dann schon.)

Das Problem ist, Quantensprünge von venture capitalists nicht zu erwarten sind. Die sind in der Welt der Business Pläne und der Break-Even Points. Machen also ganz überwiegend ziemlich langweilige Dinge. Wir haben dann www.hellofresh.de, da kriegen wir die Fertiggerichte nicht mehr in der Dose oder in der Schule, sondern, sondern Pakete mit Zutaten, um dann selber zu kochen. Die Innovation besteht darin, dass wir nicht mehr ins Kochbuch schauen müssen. Wir haben Lieferdienst, die uns die Pizza von der Pizzeria abholen. Gibt es allerdings nur in Städten wie Berlin, wo die nächste Pizzeria 200 Meter entfernt ist. Total innovativ sind dann Dienste wie www.goflink.de, www.getir.com etc.. Die liefern dann den vergessenen Liter Milch innerhalb von zehn Minuten, allerdings nur in Städten, wo der nächste Supermarkt, bzw. vier davon, sich ohnehin in vierhundert Meter Entfernung befindet. Dann gibt es noch ohn Ende first mover, fokusiert auf den IPO, die einem Hundefutter, Klopapier, Müsli, etc. frei Haus liefern. Wer jetzt denkt, dass das ein Scherz ist, der irrt. Es geht um Hunderte Milliarden Euros. Mal unabhängig von der Tatsache, dass die alle defizitär sind, das heißt GEWALTIGE Verluste einfahren, gorilla, ein weiterer Lieferdienst der inzwischen das zeitliche gesegnet hat, brachte es auf vierzig Millionen Euro Verlust PRO MONAT, wäre der Grenznutzen für die Gesamtwirtschaft minimal, wenn überhaupt vorhanden. Schaut man sich die von Rocket Internet gesponserten Unternemen an, https://www.rocket-internet.com/companies, dann ist da praktisch nichts innovativ. Im Grunde sind das Adam Smith Unternehmen, wobei die investierten Summen allerdings tatsächlich innovativ sind.

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