staunen, nicht ärgern

Gadamer und der Schwachsinn mit der Hermeneutik

….
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.

Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.

Da stellt jemand, in diesem Fall Heinrich Heine, einen Gegenentwurf zur Welt dar. Eine ganz andere Art des ästhetischen Empfindens haben wir hier.

Beschreibt wohl weitgehen zutreffend, wie man sich so fühlt als Jugendlicher. Das kann man jetzt beispielhaft durchexerzieren an Millionen und Abermillionen Beispielen. Gadamar hat da einen sehr eingegrenzten Blickwinkel, der obendrein immer irgendwie bei Plato startet und meistens auch da endet.

7) Nimmt man seine Vorträge, er hat eine Menge Fans, die das hochladen

dann irrlichtert das um ein paar sehr simple Binsen herum. Das Thema Turmbau zu Babbel und Sprachverwirrung ist irgendwie durch. Er braucht uns auch nicht zu erklären, dass in der „Wissenschaft“ noch Uneinigkeit darüber herrscht, wie die Story ins alte Testament gekommen ist, das ist nämlich weitgehend egal und was er da dranhängt, eine Sprache führt zu Macht => das ist folglich Hybris, also eine Sprache, die auf Weltbeherrschung abzielt und auf technische Beherrschung => deshalb mehrere Sprachen, weil man dann den anderen verstehen muss, ist reichlich an den Haaren herbeigezogen. (Rein bibeltechnisch im übrigen auch absurd. Im neuen Testament kommt dann der Heilige Geist und der sorgt wieder dafür, dass die Jünger in allen Sprachen sprechen können. Gott, der heilige Geist oder wer auch immer hat offensichtlich keinen Plan, was er will.) Gadamer macht dann ein todernstes Gesicht, die Masche hat er wohl bei Heidegger abgeschaut, und teilt uns mit todernstem Gesicht mit, an was wir dabei ganz unwillkürlich denken müssen, nämlich dass mit einer einheitlichen Sprache eine Berufung zur Herrschaft einhergeht. Zwischendrin hat er dann noch einen Geistesblitz: Er stellt fest, dass die Story sozusagen in einer verstellten Form auf eine Problematik hinweist. Ne, verstellt ist da gar nix, nur Gadamer stellt da einen an den Haaren herbeigezogenen Zusammenhang fest. Dann kommt noch eine Menge Plato, Kant, Husserl, Heidegger etc. etc.. Das ganze Geschwurbel ist nämlich die Kategorie Text, dessen Bedeutung falsch ist, das ist die Kategorie schlicht sinnfrei. Irgendwann zitiert er dann noch Wittgenstein: Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen. Das ist richtig.

Irgendwie hat Gadamer auch nicht begriffen, was ein öffentlicher Vortrag ist. Ein Vortrag muss alleine stehen können, ohne Querverweise auf die Bücher, die der Vortragende irgendwann gelesen hat, denn dann wird es eher unwahrscheinlich, dass er sein Publikum erreicht. Ganz ohne Platon und Co kommen alle Vorträge von TED aus, die sind brilliant. Z.B. das.

(Bei dem Beispiel, das er anführt, also die Frage, ob man Kinder für das Lesen eines Buches bezahlen sollte, würde der Autor sagen ja. Der Anreiz mag falsch sein, aber vielleicht finden dann einige Kids gefallen an Büchern, wobei das natürlich auch gilt für Sport, Musik Instrument lernen, sich irgendwo engagieren etc..)

Hinter dem Vortrag steckt eine ausgefeilte Didaktik, griffige Beispiele, Beteiligung des Publikums, klare Argumentation. Last not least. In einer Zeit, wo ein Bourdieu mit seinem kulturellem Kapital Einzug in die Romanistik gefunden hat, stellt Michel Sandel, der im TED Video, die Dinge wieder richtig. Das Problem scheint zu sein, dass verbeamtete Geisteswissenschaftler extrinsisch motiviert sind, von daher leuchtet es denen mehr ein, wenn Literatur zur Verbeamtung führt. Bourdieu illustriert sozusagen die Problematik, die Michel Sandel beschreibt. Gleichermaßen ist illustrativ, dass sich der Bourdieu Schwachsinn festgesetzt hat, aber Adorno und Bloch rausgeflogen sind. Geisteswissenschaften sind auf dem falschen Pfad unterwegs.

8) Das Grundproblem der Geisteswissenschaften hat er gar nicht erfasst. Geisteswissenschaften operieren an der Grenze der Welterfahrung, was vermittelt werden soll, ist letztlich nur noch intuitiv erfassbar. Schaut man sich das Gedicht von Baudelaire, L’Albatros näher an, bringt es indirekt das zum Ausdruck.

Souvent, pour s’amuser, les hommes d’équipage
Prennent des albatros, vastes oiseaux des mers,
Qui suivent, indolents compagnons de voyage,
Le navire glissant sur les gouffres amers.

A peine les ont-ils déposés sur les planches,
Que ces rois de l’azur, maladroits et honteux,
Laissent piteusement leurs grandes ailes blanches
Comme des avirons traîner à côté d’eux.

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