staunen, nicht ärgern

Gadamer und der Schwachsinn mit der Hermeneutik

Hans Georg Gadamer ist ein interessanter Kasus. Er veranschaulicht die ganze Problematik der Geisteswissenschaften und zeigt uns, wie man mit einem Milliardenaufwand, eine ganze Branche in den Ruin treibt. Anders formuliert: Wie man Miliarden austütet nur um der Menschheit klar zu machen, dass Geisteswissenschaften ein einzig sinnloses Geschwätz sind.

1) Mit viel Platon, Aristoteles, Kant, Hegel, Husserl, Dilthey und unendlichen vielen Zitaten erzählt er absolute Binsen. Er erklärt uns langwierig und umständlich, mit viel Platon, darüber hat er eine Doktorarbeit geschrieben, dass Menschen Vorurteil haben und diese gegebenenfalls korrigieren können. Wer hätte das gedacht ??

2) Er macht das Gegenteil von dem, was er vorgibt zu tun. Zwar plädiert er für Offenheit, dass sich der Leser bewusst ist, dass er an eine Kunstwerk mit einer Erwartung herantritt, aber bereit sein muss, eben diese Erwartung zu korrigieren, lebt aber selber in der ultimativen Blase und ist so zugenagelt, wie verbeamtete Geistliche nun mal sind.

3) Er bemerkt, bzw. ahnt, denn grundsätzlich hält er am Verstehen als begreifen sachlogischer Zusammenhänge fest, aber so richtig klar ist ihm nicht, dass VERSTEHEN zwei völlig verschiedene Dinge meint. Verstehen kann heißen, dass man eine Kausalkette nachvollziehen kann. Verstehen kann auch heißen, dass man etwas „intuitiv“ versteht, weil die Welterfahrung ähnlich ist.

4) Er verwechselt Bedeutung mit Bedeutsamkeit. Bei den Geisteswissenschaften geht es um BEDEUTSAMKEIT und nicht um Bedeutung. Wörter haben eine Bedeutung. Ein Tisch z.B. ist ein Teil, das auf mindestens drei Beinen steht, eine Platte hat und auf das man was stellen kann. Fügt man jetzt mehrere Wörter zusammen, erhält man komplexere Bedeutungen. Diese können schlicht wirr sein, z.B. Die blauen Blumen flogen tiefentzückt durch den Schornstein der untergehenden Sonne entgegen, die genüßlich einen Cappuccino trank. Das ist dann sinnfrei. Das Textgefüge kann dann noch falsch oder richtig sein. Der Satz die kinetische Energie entspricht der potentiellen Energie ist z.B. richtig. Der Satz alle Schwäne sind weiß ist z.B. falsch. Aus quasi unendlich vielen Wörtern kann man unendliche viele Texte zusammenschrauben, die alle eine Bedeutung haben, also sinnlos, falsch oder richtig sein können. Aber nicht jede von diesen Konstruktionen ist subjektiv BEDEUTSAM. Der Sinn des Lebens ergibt sich nicht aus der Bedeutung von etwas, sondern aus der subjektiven Bedeutsamkeit von etwas. In der Welt der Bedeutung sind wir auf der Ebene sinnlos, falsch, richtig. Auf der Ebene der subjektiven Bedeutsamkeit sind wir auf der Ebene ja / nein. Bedeutsamkeit kann es auch bei sachlogischen Beziehungen geben, die Erkenntnis, dass Brustkrebs von Östrogen abhängt, ist bedeutsam, denn dann kann man Brustkrebs bekämpfen, indem man die Östrogen Rezeptoren mit Tamoxifen blockert. Die Bedeutsamkeit ist hier aber objektiv, im Objekt begründet, nicht im Subjekt. Bedeutung ist beliebig. Jeder Satz auch unsinnige oder falsche, bedeuten etwas.  Bedeutsamkeit ist nicht beliebig. Geisteswissenschaften beschäftigen sich mit der Haltung des Subjekts dem Objekt, also der Welt gegenüber. Eine Erkenntnis muss also subjektiv bedeutsam sein. Texte, die etwas bedeuten, gibt es MILLIARDEN täglich, die können sogar irgendwie Sinn ergeben oder sogar tatsächlich richtige Zusammenhänge beschreiben, müssen deswegen aber noch lange nicht subjektiv bedeutsam sein. Die derzeitigen Geisteswissenschaften schrauben derzeit täglich Millionen von Texten zusammen, die irgenwas bedeuten und dann im Papierkorb landen, weil sie nicht bedeutsam sind.

5) Sein hermeneutischer Zirkel zirkelt nicht und kann nicht zirkeln. Dass man z.B. bei der Lektüre eines Romans schon nach der ersten Seite eine Erwartungshaltung aufbaut, mag so sein, ob man diese aber später korrigieren kann oder nicht, hängt von der Welterfahrung ab, bzw. der Haltung zur Welt. Soweit so trivial. (Wenn wir von der Tatsache absehen, Gadamer hat ja ganz überwiegend eine kleinen Teil des ästhetischen Emfindens im Hinterkopf, nämlich Texte, und vergisst dabei, dass es ästhetisches Empfinden auch ohne Welterfahrung geben kann.) Allerdings ist Gadamer keine echte Hilfe, wenn der hermeneutische Zirkel nicht zirkelt. Es muss etwas geben, was uns veranlasst, unsere Erwartungshaltung zu ändern, leider verrät er uns nicht, was das ist. Das heißt das eigentliche Problem, wird gar nicht adressiert.

6) Das eigentliche Rätsel der ästhetischen Empfindung, das ist ja eigentlich der Kern der Geisteswissenschaften, addressiert er gar nicht, denn da wird es wahrhaft kompliziert, weil eine weite Spannbreite an Empfindungen adressiert wird. Nicht mal der Charakter von Sprachkunstwerken, also das, was sie Leser auslösen, lässt sich so richtig beschreiben. Dieser Vers ist hübsch:

Die Möwe, traumesschwer
streicht über’s trübe Meer

(Taucht auf bei der Ulysses Übersetzung von Hans Wollschläger.) Um den Vers lustig zu finden, braucht es nicht viel Welterfahrung. Das zielt auf Veränderung der Welt.

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