Die technischen ökonomischen Probleme sind aber nicht unser Thema, die technischen, ökonomischen Probleme werden ja überall breit abgehahndelt. Die Frage, die uns interessiert ist die: Macht es für die Menschheit Sinn, die Verhältnisse so einzurichten, dass sie sub specie aeternitatis Sinn machen? Das wiederum führt zu zwei weiteren Fragen: a) Können wir überhaupt wissen, was sub specie aeternitatis Sinn macht und b) welche Opfer wären dann konkret zu erbringen. Vermutlich sind die Leute zu Opfern bereit, die die Frage a) mit ja beantworten. Also Leute, die ausgesprochen religiös sind. Leute die die Frage a) mit einem klaren jein bzw. einen noch klareren nein beantworten, sind hierzu natürlich weit weniger bereit. Die ziehen dann die Party mit anschließendem finale furioso vor, das ist naheliegend.
[Daher der Dünnsinn von Martin Heidegger: Nur noch Gott, kann uns retten. Er meint damit, dass mit einem Gott, auch wenn es objektiv Blödsinn ist, die Welt sub specie aeternitatis Sinn macht und folglich das Verhalten danach ausgerichtet wird.]
Sub specie aeternitatis spielt in den Wirtschaftswissenschaften keine Rolle. Es gibt zwar tonnenweise Optimierungsmodelle, perfekt mathematisch formuliert, aber keines unter sub specie aeternitatis und das bisschen Internalisierung von externen Kosten inklusiv dem Verkauf von pollution rights, was dazu führen soll, dass der Dreck da weg gemacht wird, wo er am billigsten weg gemacht werden kann, mehr hat haben die Wirtschaftswissenschaften zu dem Thema nicht zu sagen, wird den Kollaps jetzt nicht verhindern. Rebus sic stantibus, also da das mit der Vernunft sub specie aeternitaits schwierig ist, wird man niemanden davon überzeugen, auf seinen SUV zu verzichten, damit in fünfzig Jahren in Indien keine Hungersnot herrscht. (Wer was anderes glaubt, kann sein Glück ja versuchen. Einfach einen SUV Fahrer ansprechen und das Thema diskutieren.)
Realistischer ist ein ganz anderes Szenario. Möglich ist, dass der Wohlstand irgendwann schlicht langweilig wird. Behilflich kann noch sein, dass die Zuschaustellung von Wohlstand, etwa durch 200 Millionen Euro teure Jachten, negativ konnotiert wird. Nicht nur, weil die Leute neidisch sind, sondern auch weil Max Protz vor allem als Klimasünder wahrgenommen wird und da Max Protz die Jacht ja gar nicht besitzt, um damit über die Ozeane zu schippern, sondern aus Prestigegründen, wird er dieses Verhalten unterlassen, wenn es keinen Prestigegewinn mehr bringt. Unter Umständen. Denkbar ist natürlich auch das genau gegenteilige, von Herbert Marcuse beschriebene, Szenario. Mit zunehmend ungleicher Verteilung des Vermögens und des Einkommens, werden immer mehr Leute aus dem Hamsterrad aussteigen. Wenn, ökonomisch gesprochen, der Grenznutzen des Einkommens sinkt, wird es irgendwann eine Punkt geben, wo der Grenzschmerz der Arbeit den Grenznutzen des Einkommens bei weitem übersteigt. Dann ist Schluss mit Wachstum und mit einer Ente über die Alpen zu schaukeln ist spannender, als dahin fliegen. Mehr PS unter dem Hintern bringen nicht wirklich was, wenn man lediglich weg, aber nirgends hin will.
Der langen Rede kurzer Sinn: Auf die Religion zu hoffen, dürfte ziemlich hoffnungslos sein. Die Menschheit scheint zwar ein Bedürfnis zu haben, in einen sinnhaften Zusammenhang eingebettet zu sein, aber nur Patrioten sind eigenartigerweise bereit, für Volk- und Vaterland zu sterben. Ein globaler Kollaps interessiert in diesem Zusammenhang nicht. (Es werden ja auch ohne Ende Panzer produziert um das Vaterland tapfer verteidigen zu können, obwohl man eigentlich solargetriebene Wasserentsalzungsanlagen bräuchte.)
Pech für uns ist, dass wir nie erfahren werden, wie die Geschichte tatsächlich ausgeht, denn wir werden uns alle vorher die Radieschen von unten anschauen.