staunen, nicht ärgern

Die Muse muss den Sender UND den Empfänger küssen, sonst klappt das nicht

Der Begriff Intuition liegt da schon näher an der Realität, siehe https://theatrum-mundi.de/was-heisst-eigentlich-intuition/. Merkwürdigerweise gibt es dazu zwar ein Adjektikv, intuitiv, aber kein Verb. Man kann etwas intuitiv erfassen, aber nicht intuieren. Der Begriff Intuition beschreibt eine Perspektive auf die Welt, die das Subjekt aus sich selbst heraus gewonnen hat. Man vergleicht wer Subjekt ist.

(1) Das hat ihn inspiriert. <=> (2) Er hat das intuitiv erfasst.

Bei (1) ist „das“ Subjekt und „er“ Akkusativobjekt. Bei (2) ist es genau umgekehrt. „Er“ ist Subjekt und „das“ ist Akkusativobjekt. Das klärt zwar nicht die Frage, WIE etwas intuitiv erfasst wird, aber immerhin wird das Subjekt, das den Perspektivwechsel einleitet, korrekt verortet. Außer der Beschreibung der Intuition in Goethes Torquato Tasso, fällt dem Autor als Versuch Intuition zu beschreiben nur noch das Gedicht von Rilke ein.

Ich bin wie eine Fahne von Fernen umgeben.
Ich ahne die Winde, die kommen, und muß sie leben,
während die Dinge unten sich noch nicht rühren:
die Türen schließen noch sanft, und in den Kaminen ist Stille;
die Fenster zittern noch nicht, und der Staub ist noch schwer.

Da weiß ich die Stürme schon und bin erregt wie das Meer.
Und breite mich aus und falle in mich hinein
und werfe mich ab und bin ganz allein
in dem großen Sturm.

Naheliegenderweise findet auch dieses Gedicht nur ein Publikum, wenn aus ich zumindest manche wird. Wobei Rilke sich doch absondert vom Fußvolk.

Andere müssen auf langen Wegen
zu den dunklen Dichtern gehn;
fragen immer irgendwen,
ob er nicht einen hat singen sehn
oder Hände auf Saiten legen.
Nur die Mädchen fragen nicht,
welche Brücke zu Bildern führe;
lächeln nur, lichter als Perlenschnüre,
die man an Schalen von Silber hält.

Aus ihrem Leben geht jede Türe
in einen Dichter
und in die Welt.

Mit der Dunkelheit der Dichter ist die Problematik schon angeschnitten. Die bringen die Welt zum singen, wenn auch keiner so richtig weiß wie. Mit den Mädchen, die zu den Brücken zu den Bildern führt, hat er wohl irgendein Bild vor Augen von Menschen, die ganz im Hier und Jetzt aufgehen. Allerding beindruckt dieses Bild nicht nicht nur den Dichter, sondern auch die Welt. Ob die Welt das ohne Dichter erfasst oder ob das auch ohne Dichter passiert, bleibt offen.

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