staunen, nicht ärgern

Das IS – LM Modell und sparen

Noch kurioser ist die LM Kurve. Die LM Kurve suggeriert, dass bei niedrigem Volkseinkommen der Zins niedrig ist, wobei von einer gegebenen Geldmenge ausgegangen wird. (Was an sich schon Blödsinn ist. Die Zentralbanken orientieren sich beim Zinssatz an makrökonomischen Größen, Inflation, Leistungsbilanz, Wachstum, Arbeistlosigkeit. Die Höhe des Volkseinkommens ist der Zentralbank schlicht völlig egal. Das heißt, wie viel Geld die Zentralbank in den Markt pumpt, hat mit dem Volkseinkommen gar nix zu tun.) Ist das Volkseinkommen niedrig, braucht es wenig Geld , um dieses Volkseinkommen umzusetzen und folglich steht, vereinfacht ausgedrückt, mehr Geld zum Ausleihen zur Verfügung. Steigt das Volkseinkommen, wird immer mehr Geld für Transaktionszwecke gebraucht und der Zins steigt. Da wo sich IS Kurve und die LM Kurve schneiden, haben wir dann ein Gleichgewicht auf dem Güter und dem Geldmarkt.

So kommt man dann zu dem witzigen Hin- und Herschieben von Kurven, was ja die wesentliche Tätigkeit von Wirtschaftswissenschaftlern ist, das geht dann über mehrere Semester. Investiert der Staat, wird beim gleichen Zinssatz mehr investiert, die IS Kurve verschiebt sich nach rechts. Solange aber der Zins nicht steigt, werden private Investitionen nicht rausgeballert. Irgendwann ist dann aber der Punkt erreicht, wo die gesamte, als gegeben angenommene Geldmenge, zu Transaktionszwecken verwendet wird, also der Zins steigt, so dass keine privaten Investitionen mehr möglich sind.

Unerklärt bleibt die Frage, warum die Zentralbank die Wirtschaft abwürgen soll. Vermutlich wird davon ausgegangen, dass Zentralbänker Sadisten sind, die einfach Spaß daran haben, Leute in die Arbeitslosigkeit zu schicken. Die Realität allerdings ist eine andere. Solange keine Inflationsgefahr besteht, wird die Zentralbank die Wirtschaft mit Geld versorgen, bis das Produktionspotential ausgeschöpft ist.

Keynes lässt da im übrigen bzgl. seiner Absichten keine Zweifel aufkommen und streckenweise ist seine Argumentation sogar richtig witzig. Er kann unter dem Blickpunkt seiner Theorie sogar dem allseits verschrieenen Merkantilismus  noch einigen Charme abgewinnen. (Wobei er das wohl wirklich witzig meint, denn im übrigen war er ja ein strammer Vertreter der Marktwirtschaft. Er wollte nur mal seine Theorie auch für Professoren der Volkswirtschaftslehre begreiflich machen, die sind ja nicht von der schnellen Truppe.) Der Merkantilismus wirbt für Leistungsbilanzüberschüsse, weil das, unter den damaligen Bedingungen, Gold ins Land spült, was damals einziges Zahlungsmittel war. Ist also Gold üppig vorhanden, ist es billig und da es billig ist, kann viel investiert werden. Der Trick hat ja mit dem Zustrom des Goldes aus Südamerika auch funktioniert, nur leider nicht in Spanien, die haben nur eine Inflation bekommen, dafür aber, wie David Hume beobachtet hat, in England. Heutzutage kann man  das sein lassen mit dem Gold, weil man Zahlungsmittel schlicht auch in jeder x-beliebigen Menge drucken kann. Die Ausdehnung der Geldmenge geht dem Wirtschaftswachstum immer voraus, was auch nicht anders sein kann, denn andernfalls müssten die Preise sinken, wenn das Volkseinkommen steigt.

Charmant findet Keynes auch die Ideen von Silvio Gesell. Der fand sparen geradezu kriminell und hatte die Idee, dass man Geld abstempelt. Also wer es lange behält, kann sich immer weniger dafür kaufen, was ihn veranlassen wird, den Cash auch mal auzugeben und Umsatz zu produzieren.

Also Keynes hat sich reichlich Mühe gegeben, seine Grundgedanken plastisch darzustellen. Hat’s geholfen? Nö. Also wenn so ein ordentlicher Professer der Volkswirtschaftlehre gelernt hat, dass er sich besser stellt, wenn er sein Beamtensalär auf die Seite legt, dann ist da eine Urerfahrung. Da kann Keynes schreiben, reden und vortragen so viel er will. Die Jungs und Mädels schaffen es gerade noch zum IS-LM Modell, weil da der Witz der keyesnschen Theorie gar nicht enthalten ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert