Je nachdem wer wem Geld gibt, bleibt die Geldmenge entweder gleich oder wird erhöht. Wir müssen jetzt ein bisschen ausholen. In der klassischen Nationalökonomie, diesen Vorstellungen hängt die CDU / CSU bis zum heutigen Tag an, kann der eine nur soviel investieren, wie ein andere angespart hat. Der der investiert, ist dann der Schuldner, der der spart der Gläubiger. Das System würde auch ohne Zentralbank, die Geld druckt, funktionieren und zu Zeiten von Adam Smith und Co. gab es auch keine Zentralbank. Der Wert des Geldes, also der Scheine und Münzen, war fixiert am Goldpreis. (Näheres dazu www.economics-reloaded.de, dann David Ricardo. Die Details sind aber jetzt egal.)
Hat die berühmte schwäbische Hausfrau Geld gespart und liegt dieses bei der Bank, dann kann die Bank das an den, wahrscheinlich ebenfalls schwäbischen Bauunternehmer ausleihen und der baut damit ein Häuser. Je höher die Zinsen, desto mehr wird die schwäbische Hausfrau sparen und desto mehr Häuser kann der schwäbische Unternehmer bauen ganz nach dem Motto „Schaffa, schaffa Häusle baua ond et noch de Mädle schaue“. Das ist die Vorstellung der klassischen Ökonomie, also von Adam Smith & Co. Der Zins ist der Preis, den man für Konsumverzicht erhält und je mehr man in der Gegenwart auf die spontanen Freuden des Lebens verzichtet, desto mehr Vermögen hat man in der Zukunft. Eine Vorstellung, die privatwirtschaftlich sogar stimmt. Wer eisern spart wird irgendwann mal mehr Vermögen haben, als die Halodris in der Nachbarschaft.
Die Halodris wenden dagegen ein, dass ja die Kneipen, Diskos, der Tourismus etc. pleite gehen, wenn nicht ordentlich Party gemacht wird. Was ja auch stimmt. Wenn alle eisern sparen, verdienen die Unternehmen nix mehr, wenn sie nix mehr verdienen, entlassen sie Leute und die schwäbische Hausfrau, bzw. ihr Gatte oder wer auch immer, sind dann arbeitslos und dann können sie gar nicht mehr sparen.
Das klassische Modell von Adam Smith & Co ist also auf den ersten Blick inkonsistent. Auf dem Niveau lässt sich das Problem aber lösen. Adam Smith und Co, also auch David Ricardo, Jean Baptiste Say, John Stuart (yepp, der hat nicht nur philosophiert, sondern war auch als Ökonom unterwegs) gehen grundsätzlich von Vollbeschäftigung aus. Die Logik dahinter ist etwas krude, aber geht vereinfacht dargestellt so. Die Arbeiter kriegen immer nur das Existenzminimum. Kriegen Sie mehr, wächst die Bevölkerung, was wiederum dazu führt, dass die Löhne wieder auf ein existenzsicherndes Niveau fallen. Die, die das existenzsichernde Niveau nicht erhalten, sterben ja weg und Tote sind nun mal nicht arbeitslos. Die Arbeitslosigkeit ist also immer Null und das Produktionspotential, also alles was eine Wirtschaft so produzieren könnte, also Torten, Hosen, Messer, Tische etc.., ist ausgeschöpft.
In dieser Situation produziert man entweder Investitionsgüter ODER Konsumgüter.(Die Betonung liegt auf dem oder.) In dieser Situation regelt der Zins wie viele Investitionsgüter produziert werden und wie viele Konsumgüter. Hohe Zinsen, viel Ersparnis, viel Geld für Investitionsgüter. Niedrige Zinsen, wenig Ersparnis, wenig Geld für Investitionsgüter. Jetzt noch eine letzte Bemerkung und dann kommen wir zu unserem eigentlichen Thema. Wenn ein Bäcker nur einen Ofen hat, kann er nur wenig Brötchen backen und die Brötchen, oder für Berliner die Schrippen, das müssen wir einfügen, sonst kriegt Wolfgang Thierse Schnappatmung, sind dannn teuer. Da er ordentlich Geld verdient mit seinen Brötchen, zahlt er für einen zweiten Ofen ordentlich Zinsen, wenn ihm jemand das Geld dafür leiht, was ja wiederum die schwäbische Hausfrau tut. Je mehr Öfen er aber baut, desto geringer ist die Knappheit, also irgendwann gibt es die Teile bei Aldi für 12 Cent und dann baut er keine Öfen mehr und braucht kein Geld mehr von der schwäbischen Hausfrau. Die Zinsen sind also so niedrig, dass die schwäbische Hausfrau ihr Geld lieber auf Mallorca verjuxt. Der Zins bringt also in dieser Vorstellung alles zum Gleichgewicht. Dieser Zins heißt im übrigen natürlicher Zins.
Entscheidend ist, bei diesem System wird kein neues Geld geschaffen, wobei Geld und Kapital in der klassischen Nationalökonomie dasselbe sind.
[Wir vereinfachen jetzt ein bisschen. Tatsächlich kannte auch schon Adam Smith verschiedene Formen der Geldschöpfung. Die Schottischen Banken z.B. bürgten mit einem Papier, was dann wiederum wie Geld eingesetzt werden konnte, wenn der Schuldner wiederum Bürgen stellt. Geldschöpfung ist auch der traditionelle Wechsel. Das ist aber noch keine Geldschöpfung, wie wir sie heute kennen.]
Wie sattsam bekannt, passiert aber in der Realität etwas total anderes. In dieser unserer Welt, in der Geld durch die Zentralbanken theoretisch in jeder Menge geschöpft, sprich gedruckt, werden kann, haben wir einen ständigen Kreislauf aus Geldschöpfung und Geldvernichtung. Bei Kreditvergabe findet eine Geldschöpfung statt und bei Kredittilung wird die Geldmenge wieder reduziert.
Sieht man von dem Geld ab, das von der schwäbischen Hausfrau kommt, also es gibt sie, aber sie ist ziemlich irrelevant, dann besorgen sich die Banken, das Geld, das sie dann gewinnbringend weiterverleihen, von der Zentralbank. Wie das genau läuft, ist eigentlich egal und von Zentralbank zu Zentralbank unterschiedlich. In der Regel tauscht die Zentralbank Wertpapiere, also Staatsanleihen, Pfandbriefe, Bundesobligationen oder was auch immer gegen Geld. Die Banken kriegen Cash, den sie dann verleihen können, und die Zentralbank die Wertpapiere. (In dem Fall, dass eine Verpflichtung für die Banken besteht, diese Wertpapiere nach eine bestimmten Zeit zurückzukaufen, ist garantiert, dass das Geld nach einer gewissen Zeit wieder eingezogen wird.) Für dieses Geld verlangt die EZB einen Zins, der allerdings nicht, wie in den Vorstellungen der klassischen Nationalökonomie, Ergebnis eines Markgeschehens ist, sondern bedingt ist durch die Entwicklung makroökonomischer Größen, Leistungsbilanz, Wechselkurs, Arbeitslosigkeit, Inflation etc… Was uns aber im Moment auch nicht interessiert. Diskutiert wird das auf der www.economics-reloaded.de und dann im Kapitel über Milton Friedman. Für uns reicht es zu wissen, dass je weniger Zinsen die Zentralbank von den Banken verlangt, desto günstiger können die Banken Kredite an Investoren austüten.