staunen, nicht ärgern

Zirkelt der hermeneutische Zirkel?

An dem Satz „Wir sind nur Mund“ bezieht sich jetzt nicht darauf, dass wir zuviel essen und folglich anfällig für Adipositas werden, bei „Geisteswissenschaftlern“ weiß man nie, da macht es Sinn, das zu klären, denn wäre dem so ergäbe der nächste Satz keinen Sinn. Der Mund besingt offensichltich nicht das Herz, denn andernfalls wäre die Frage, wer es denn besingt, sinnfrei. Mund ist hier also eine Metapher für Sprache und eben diese besingt das Herz eben gerade nicht. Die Aussage, dass das Herz heil inmitten aller Dinge weilt, soll jetzt auch nicht heißen, dass keine kardiovaskuläre Probleme vorliegen. Mit heil ist hier eher gemeint, dass das Herz, also die Empfänglichkeit für die Welt, durchaus vorhanden ist, aber durch das Geplapper à la Gadamer verdeckt wird. Für Gadamer trifft zu, was Th.W. Adorno schon über Heidegger sagte, es ist ein Jargon der Eigentlichkeit. Tönt tiefsinnig, sagt aber nix. Der unmittelbaren Erfahrung, die in alle Richtungen heftig sein kann, setzt sich der Jargon der Eigentlichkeit gar nicht mehr aus.  Ein ähnliches Phänomen haben wir mit dem Begriff Narrativ, der inzwischen so geläufig ist, dass er schon gar nicht mehr hinterfragt wird. Der Begriff Narrativ zielt auf die Relativierung, bzw. behauptet die Koexistenz von Wahrheiten. Wenn Putin die Ukraine angreift, dann hat er halt einen Narrativ, der das rechtfertigt, wenn die EU dagegen hält, dient auch nur ein Narrativ als Begründung. Nationalsozialismus, Stalinismus, Klimawandel, Ungleichheit, etc. etc. alles  nur Narrative, denen zwar kein absoluter Wahrheitsgehalt mehr zukommt, aber das wird auch gar nicht mehr verlangt, denn Wahrheiten gibt es viele. Vermutlich ist Schluss mit Narrativ, wenn der große Herzschlag einbricht, also der Narrativ auf eine existenzielle Grunderfahrung stößt.

 

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