staunen, nicht ärgern

Wenn man keine Fragen an die Bücher hat

Die Flamme gegen die Flamme
die Nelke über dem Jasmin
in der Hälfte des August
ich habe es getrunken

Es gab also mal eine Zeit, wo das Leben nicht einfach verstrich und das lyrische Ich ist sich sehr wohl bewusst, dass es auch anders sein könnte. Es kann auch ein erfülltes Leben geben, wobei man sich auch bei dieser Metapher nicht sicher sein kann, wie Gadamer den Ausdruck verstehen würde.

Es ist sehr gut möglich, dass sich die Einstellung zu dem Gedicht im Zeitablauf ändert, weil sich die Welterfahrung ändert. Allerdings wird jemand, der die entsprechende Welterfahrung nicht hat, auch keine Fragen stellen. Die Welterfahrung lässt sich gar nicht bewusst steuern.

Man kann durchaus die Meinung vertreten, dass das Lesen eine Buches so eine Art Dialog ist. Liest man z.B. die Buddenbrocks von Thomas Mann, kann man sich fragen, ob diese family eigentlich noch alle Tassen im Schrank hatte. Thomas Mann sieht da viele philosophische Abgründe. So ganz unbedarft könnte man sich auch Fragen, warum Tony Buddenbrock nicht einfach den Medizinstudenten geheiratet hat und Thomas Buddenbrock seine Liebe aus der Unterwelt. Deren Probleme haben jetzt nix mit philosophischen Abgründen zu tun. Die family war einfach gnadenlos spiesig. Monika Mann hat dann das richtige gemacht. Die lebte dann, zum Entsetzen der spiesigen family Mann, mit einem Fischer auf Capri. Aber vermutlich stellt sich Gadamer auch diese Fragen nicht. Manche Leute stellen einfach keine Fragen. Das ist das Problem.

 

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