staunen, nicht ärgern

Was ist eigentlich ein Militär?

Das mit der Sicherheit, die am Hindukusch verteidigt wird, hat ja ernsthaft noch nie irgendjemand geglaubt, außer vielleicht die Bundeswehr, der mangels Feind etwas die Raison d’Être entzogen wurde, ansonsten siehe den Satz am Anfang. Sinn hätte das Unternehmen gehabt, wenn man versucht hätte, Afghanistan aus der Steinzeit zu führen, dann hätte man allerdings anders vorgehen müssen.

Der Versuch, das ganze Land militärisch zu kontrollieren, war von vorneherein zum Scheitern verurteilt, weil die Taliban um zu siegen nicht mal hätten kämpfen müssen. (Wobei sie das eh nur taten, wenn es ihnen Spaß gemacht hat. Fies wie die sind, haben die sich einfach versteckt, wenn sie ausrüstungstechnisch unterlegen waren.) Die Taliban hätten auch schlicht gar nichts tun können, bis die Staatssekretäre und Minister meinen, dass nun alles in Butter ist und deshalb die Truppen abziehen und dann wieder auftauchen. Solange man die Taliban nicht rauslösen kann aus der Bevölkerung, kann man das Problem militärisch nicht lösen. Das ist nicht kompliziert, das ist bombastisch einfach, aber ein Militär ist nun mal ein Militär.

Was hätte man tun können. Man hätte nur einen Teil Afghanistand sichern können, z.B. nur den Norden, aber da dann massiv in die zivile Infrastruktur reinbuttern. Also Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, kleinteilige Solaranlagen, kleinteilige Systeme zur Wasseraufbereitung, Straßenbau, Optimierung der Landwirtschaft (in Khost z.B. wurden Tausende von Mandelbäumen gepflanzt, simpel aber wirksam gegen Erosion), etc. etc.. Dafür braucht es aber FACHLEUTE, mit rumballern geht das nicht. Last not least. Für jedes Kind, das fünf Mal in der Woche an der Schule aufschlägt, hätten man den Eltern 20 Euro geben können. Dann wäre keine einzige Schule von den Taliban zerstört worden. So hätte man die Taliban aus der Bevölkerung rausgelöst. Hätten die Afghanen konkrete Optionen zur Steinzeit und ewigem Elend gesehen, hätte das einen Sog erzeugt.

Erschwerend kommt hinzu, dass bzgl. Afghanistan konkrete Daten zur Förderung der Wirtschaft vorlagen, denn das größte deutschen Entwicklungsprojekt aller Zeiten war eben Khost. Das hätte man sich mal genauer anschauen können und an die positiven Entwicklungen anknüpfen können. Khost liegt im übrigen im tiefsten Taliban Land und Projekte dieser Dimension stabilisieren eine Region.

Das hätte höchstwahrscheinlich 30 Milliarden gekostet, aber 30 Milliarden, mit denen ein Problem abschließend gelöst wird, ist deutlich billiger, als 10 Milliarden, die lediglich das Chaos komplett gemacht haben, wobei kein Mensch weiß, was das jetzt noch kosten wird, wenn die Massenflucht aus Afghanistan einsetzt.

Soll man jetzt mords Trara machen vor dem Reichstag und die Militärs feiern? Nein, das soll man absolut nicht. Man soll sich jetzt in ein stilles Kämmerlein zurückziehen und Buße tun, denn es ist ein erheblicher Schaden entstanden. Und dann soll man sich mal überlegen, was in der langen Geschichte der Militärs eigentlich ganz grundsätzlich und fundamental schief läuft. Und dann soll man lernen: Lass dich nie auf ein Spiel ein, das du überhaupt nicht verstehst. Das geht immer und ausnahmlos schief.

 

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