staunen, nicht ärgern

Stets bemüht, die Wünsche unserer Kunden zu erfüllen

Texte im Internet scheinen mehr die Funktion eines dekorativen Elementes zu haben, bzw. Nahrung zu liefern für google und andere Suchmaschinen. Anders kann man sich so was nicht erklären. Das ist der Standardspruch von Rechtsanwälten, so oder ähnlich auf jeder zweiten Rechtsanwaltsseite.

„Meine Rechtsanwaltskanzlei steht Ihnen kompetent und zuverlässig bei allen Rechtsfragen zur Seite. Die Interessen und Wünsche meiner Mandanten bilden für mich den Mittelpunkt meiner Arbeit.“

Das hätte ich jetzt nicht vermutet! Ich hätte a) vermutet, dass man zu einem Rechtsanwalt geht, wenn die Kupplung des geliebten KFZ durch ist oder man eine Torte gebacken haben will und finde es b) völlig verblüffend, dass man da bei Rechtsfragen kompetent und zuverlässig beraten wird. Das ist ein ganz außergewöhnliches Engagement, damit kann ein Kunde nie rechnen. Ist so ähnlich wie bei Arbeitszeugnissen: Hat sich immer bemüht, seine Aufgaben zu erfüllen. (Zu Deutsch: Bemüht, aber war nix.)

Irgendwie ist das wie in der Schule mit den Schulaufsätzen. Da sitzt man vor einem leeren Blatt und irgendwas muss man dichten.

„Die individuelle Steuerberatung in sämtlichen Steuerangelegenheiten für Unternehmer aller Rechtsformen sowie Privatpersonen steht bei uns im Mittelpunkt.“

Echt? Alter Schalter! Bei einem Steuerberater stehen Steuerangelegenheiten im Mittelpunkt? Ich war bislang immer der Meinung, die produzieren Apfelsaft und Brombeermarmelade.

Dann gibt es noch Texte, da kommt man echt ins Grübeln, wenn man darüber nachdenkt.

„Wie wichtig ist Ihnen eine Website mit Relevanz?

Relevanz ist heutzutage der wesentliche Aspekt im Webdesign – damit ihr Unternehmen auch gefunden wird!“

Ist eine Website mit Relevanz was anderes, als eine relevante Website? Ist die Konstruktion auch mit anderen Substantiven möglich? Website mit Wichtigkeit? Website mit Schönheit? Dann unterstellen die google noch einen guten Geschmack. Der achtet also nicht nur auf dröge Wörter, sondern auch auf den Stil. Webdesign bezieht sich ja eher auf das WIE etwas gesagt wird und nicht darauf, WAS gesagt wird. Also wenn google einen aufgrund des Stils findet, dann ist google ein echter Feinschmecker und kein dröger Robot. Geht aber in die richtige Richtung. Da wird auch Goethe glatt getoppt.

Es denkt der Mensch, wenn er nur Wörter hört,
dass sich dabei auch etwas denken lass

Nö. Tut er heutzutage nicht.

„Laut aktuellen Statistiken klicken User fast ausschließlich auf Seite 1 in Google. Doch welches sind die entscheidenden Ranking-Faktoren für eine Top-Position in der Suchmaschine? “

Genau. Denn der einzige, der eine Website überhaupt noch liest, ist eben google. Und google hat halt einen stilsicheren Geschmack.

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