Dann gibt es Themen, die überhaupt nicht erledigt sind. So rund 2500 Jahre geistert z.B. die Aufforderung „Erkenne dich selbst“ durch die Literatur, die Soziologie, die Psychologie, die Philosophie sowieso. (Ist auch ein Thema im Don Quijote von Cervantes, den hat der Autor dieser Zeilen mal umgedichtet, denn es stellt sich schon massiv die Frage, ob die Leute, die ihn durch den Kakao ziehen, wissen, wer sie sind: https://www.spanisch-lehrbuch.de/uebungen/level3_hoerverstaendnis/literatur/Don_Quijote/quijote1.htm.) Thematisiert wird das Thema of, z.B. im Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil, der ja bekanntlich aus Eigenschaften ohne Mann besteht. Der ganze französische Nouveau Roman kreist um dieses Thema.
Dann gibt es tonnenweise ziemlich subtile Teile, To the Lighthouse, zum Leuchtturm, von Virgina Woolf wäre sowas. Kann man jetzt ein paar Hundert Seiten drüber schreiben, aber im Grunde ist es der Versuch, unter anderem, Empfindungen knapp unter der Schwelle des Bewußtseins sozusagen im Flug zu erhaschen. Das ganze Teil gleicht eher einem impressionistischen Gemälde, als der Ordnung der Welt durch einen auktiorialen Erzähler à la Dostojewsky, Tolstoi, Gogol etc.
Was immer es ist, was die Distanz ausmacht, sie zu verringern ist Arbeit, es gilt als allgemein. Je weiter ein Wissensgebiet, wobei Wissen und ästhetische Erfahrungsfähigkeit hier ziemlich dicht beieinander liegen, von unserem Erfahrungshorihont entfernt ist, desto mühsamer ist es, sich damt vertraut zu machen. Wir können uns mit dem benachbarten Quantenphysiker über das Wetter unterhalten, bei der Quantenmechanik wird es dann schwierig. (Selbstredend würde der Autor dieser Zeilen das nicht mal versuchen. Zu anstrengend.) Und was kriegen wir für unsere Arbeit: NICHTS, zumindest nichts, für was wir später Rente bekommen. Das einzige was wir unter Umständen davon haben, ist ein Gewinn an Ansehen, das allerdings auch nur bei Leuten, die dafür bezahlt werden, dicke Romane total wichtig zu finden. (Wobei die Buch und Presseverlage an den dicken Schinken auch nicht interessiert sind. Die haben alle kein Copyright mehr und kann man käuflich erwerben für ein Apple und ein Ei, gedruckt in China. Dostojewsky gib’s für den kindle für 0 Euro, wenn auch die Übersetzung gemeinfrei ist, die sieben wichtigsten Romane für knapp 40 Euro. (Reicht dann für ein volles Jahr.) Kann man aber auch auf der Straße finden, zumindest in Berlin / Moabit. Ab und an passen bei manchen Leuten die Bücher nicht mehr ins Regal. Cash bringt nur, was noch nicht gemeinfrei ist und das, was der berüchtigte „Bildungsbürger“ als anspruchsvolle Literature identifiziert, ist durchweg gemeinfrei, an jeder Ecke zu haben. Im schlimmsten Fall halt in der städtischen Bücherei.) Die deutsche Buchpreisbindung scheint da etwas aus der Zeit gefallen. Die Idee ist, dass ohne Buchpreisbindung die dicken Schinken so teuer wären, aufgrund der geringen Stückzahl, dass die niemand kaufen und folglich die Verlage auch nicht anbinden würden. Die Wahrheit ist, die dicken Schinken sind so nah an der Grenze zu kostenlos, bei Gutenberg sowieso und ERHEBLICH BILLIGER, als alles, was im Supermarkt zwischen Eis und Fahrradzubehör steht.
Damit stellt sich dann die Gretchenfrage. Warum soll sich jemand der Mühe unterziehen, die Welt und die Gedankenwelten von irgendwelchen Leuten auf fernen geistigen, örtlichen und zeitlichen Planeten nachzuvollziehen? Wer die Frage so stellt, der hat auch eine Vorstellung von der Identität, geht davon aus, dass jeder Mensch ganz aus sich selbst schöpfen kann und jeder Mensch maximal durch sein unmittelbares Umfeld beeinflusst wird. Weiter wird davon ausgegangen, dass er so alle seine Möglichkeiten ausschöpft bzw. eine Ausweitung seiner Möglichkeiten nichts bringt.
Was nun den rein ökonomischen Bereich angeht, also da, wo der Wert in Anstrengung konkret in CASH gemessen wird, stimmt dieser Ansicht niemand zu. Hier wäre die Debatte vollkommen theoretisch und ohne jede praktische Relevanz. Wir gehen nicht davon aus, dass der Einzelne auch ohne Schule, Ausbildung, Studium, formelles / informelles Lernen ökonomisch so weit kommt wie ohne diese Angebote.
Hierbei haben wir es mit einer rein extrinsischen Motivation zu tun, das spielt bei Sprachkursen, vor allem bei den online Versionen derselben, eine enorme Rolle. Die machen business Spanisch, Englisch, Französisch etc.., das soll dann, mit jeder Sprache bis zu 500 Euro mehr im Monat bringen und OBENDREIN, das ist der Clue, soll business Sprachkurs funktionieren mit 15 Minuten täglich, mühelos und unterhaltsam dank gaming. Das ist perfekt. Cash verdienen und auch noch mühelos, das wollen wir alle.
Bezogen auf die Literatur, also die dicken Schinken, kann der einzelne das jetzt erstmal gar nicht beurteilen, das ist sachlogisch unbestreitbar. Um zu wissen, ob die dicken Schinken, bzw. die dünnen aber schwierigen, dick ist z.B. Faust I ja nicht, seinen Möglichkeitsraum erweitern, er einen anderen Zugang zur Welt findet, ob ihm dadurch die „Augen geöffnet werden“, wenn es diese Redewendung gibt, muss das als innerpsychisches Phänomen schon öfter mal beobachtet worden sein, oder er mit dem Herzen dann besser sieht, wie es im „Der kleine Prinz“ von Saint Exupery heißt, müsste er es ja vorher ausprobiert haben. Probiert er es aus, wird