Und das Geschaffene umzuschaffen
damit sich nicht zum Starren waffne
Also Identitäten müssen alle paar Jahre mal zertrümmert werden, sonst wird das nix. Sagte im übrigen auch schon Stuart Mill in „On liberty“. Gilt auch für Zusammenhänge, die man eher rational durchdenken muss, wie Keynes schon treffend feststelte.
“When the facts change, I change my mind – what do you do, sir?”
Der Markenkern der AFD ist ja der Patriotismus. Höcke, Krah, Weidel, Maßen sehen das zwar schöngeistig, z.B. hier
aber das ist natürlich Staffage, bzw. nix, was Wählerstimmen bringt. So konkret geht es bei deren Klientel schlichter zu. Weniger Flüchtlinge heißt mehr Knete, Wohnungen etc. und weniger Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Kann man drüber reden, kein Thema, siehe hier https://theatrum-mundi.de/was-ist-eigentlich-konkret-falsch-an-dem-geblubbere-von-sarrazin-maassen-chupralla-weidel-etc/, aber das ist dann eine Frage, auf welchem Niveau man die Probleme lösen will und das wird dann eine sehr nüchterne Diskussion über technische und sozioökonomische Zusammenhänge. Diesbezüglich holt die AFD halt die alten Kamellen wieder vor, wettert gegen die EZB und deren Zinspolitik, gegen die gekrümmte Gurke, gegen das Verbot der EU nicht pasteurisierte Milch in den Handel zu bringen, unsinnige Agrarsubventionen, zwei EU Parlamente Straßburg und Brüssel, Subventionsbetrug etc. etc. etc. Alles richtig, kann man über alles diskutieren, aber damit macht die AFD halt auch nur einen Stich, wenn sie ordentlich wettert, denn dann wettert die geballte Medienmacht dagegen und das bringt Stimmung in die Bude. Sinnvoll wäre sich mit dem ganzen Patriotismus Quark der AFD gar nicht auseinanderzusetzen und mal über die harten technisch, ökonomischen Fakten zu sprechen, angefangen bei der von Björn Höcke so geliebten DM. Ohne EURO wäre die DM in den letzten zwanzig Jahren so lange durch die Decke gegangen, bis der Leistungsexportüberschuss der BRD ausgeglichen gewesen wäre, mit fatalen Folgen, wenn man nicht auch die Struktur der Wirtschaft geändert hätte, aber das ist kompliziert, das lassen wir jetzt einfach mal. So Fragen sind die eigentlich relevanten, aber das führt zu so scheiß nüchternen Debatten. Kein Emotionen, nix. Stinklangweilig.
Da aber Höcke, Krah und Weidel seriös wirken wollen, machen die jetzt auf schöngeistig, also wie in dem Video oben. Zusammenfassend kann man sagen, die sind Patrioten, wobei keine Sau weiß, was das eigentlich ist. Die „identifizieren“ sich mit irgendwas, wobei der Autor dieser Zeilen nicht mal wüsste, was es heißt, sich mit etwas zu „identifizieren“. Man kann etwas für falsch oder richtig halten, aber „identifiziert“ man sich dann mit dem, was man für richtig hält? Man kann bestimmte Dinge schön finden, aber „identifiziert“ man sich dann damit? Vermutlich liegt man mit dem Begriff „Nachahmung“ noch am nächsten bei der Identifikation. Wer etwas nachahmt, versucht einem Vorbild zu folgen, auf welche Art und Weise auch immer. Indem er dessen Stil kopiert, also sich so anzieht wie Michael Jackson, indem er zumindest im Kleinen Che Guevara nacheifert oder pechschwarz gekleidet Existentialist ist. Das Wort Identifikation stellt nicht auf die rationale Durchdringung ab, es ist eher ein nachahmen. Das Vorbild wird kopiert. Die Frage ist nur, was kann das bedeuten im Zusammenhang mit der Kultur z.B. Deutschlands? Mit was konkret identifiziert man sich da, bzw. was konkete wird da als vorbildhaft nachgeahmt. (Einschub: Heimat ist eine andere Nummer. Davon gleich.) In der „deutschen“ Kultur, haben wir ja ein weites Feld. Ahmt Björn Höcke jetzt Bismarck nach oder Ebert, ist er Fan von Thomas Mann oder Ernst Jünger, hängt bei ihm ein Bild an der Wand von Albrecht Dürer oder Franz Marc? Gehört der Marxismus zu Deutschland? Oder nur die Christen? Vermutlich sind für Björn Höcke und Co. der Islam schlimmer als die Grünen, das ist zwar schon mal was, aber nicht wirklich viel. Das war es dann bisher auch schon wieder. Das Gesülze über Patriotismus, auch in der pseudo schöngeistigen Art, ist derartig absurd, damit kann man sich nicht beschäftigen und dürfte praktisch für die Gewinnung von Wählerstimmen keine Rolle spielt. Das ist eher so ein Ding, mit dem man die berühmte bürgerliche Mitte gewinnen will. Der gut situierten bürgerlichen Mitte darf man jetzt nicht erzählen, dass sie ihre Männlichkeit wieder gewinnen soll, das kann man auf irgendwelchen Marktplätzen machen. Die sind eher begeistert, wenn man denen erzählt, dass sie das edle Resultat tausendjähriger deutscher Kultur sind, also sozusagen direkte Nachfahren von Goethe, Beethoven, Max Liebermann und die deutschen Werte so hoch halten wie Friedrich der Große.
Eine ganz andere Nummer ist der Begriff Heimat. Heimat ist Geborgenheit, Vertrautheit, wertvolle und bereichernde Freundschaften, Erfahrungsdichte, prägende Erlebnisse. Über die Heimat gibt es viele Lieder, meist schildern sie den Verlust derselben. Zum Beispiel das.