Bzgl. Michel Houellebecq kann man nachvollziehen, dass er Gott auf den Sender geht. Der Mann ist die ultimative Spaßbremse. Die Frage, ob das Leben ein Ziel braucht, ist etwas sinnfrei. Findet jemand, dass er etwas Bedeutsames macht, bzw. ist für ihn die Welt nicht stumm, dann stellt sich die Frage nicht. Wenn das aber nicht der Fall ist, dann ist die Antwort egal. Die Feststellung, dass das Leben einen Sinn braucht, ist nicht hilfreich, wenn selbiger nicht vorhanden ist, denn dann müsste selbiger ja gefunden werden, was sich ja, sonst würde die Frage nicht gestellt, als unmöglich erweist. Braucht das Leben keinen Sinn, muss die Frage nicht beantwortet werden. Die Frage, ob Arbeit Sinn macht, ist eine ökonomische Frage, letztlich eine Frage nach dem Grenznutzen der Arbeit, wobei hier allerdings die makroökonomische Sicht entscheidend ist. Es ist gut möglich, dass einzelwirtschaftlich ein Grenznutzen vorhanden ist, makroökonomisch dieser aber dicht bei Null ist. Die Frage, ob es einen guten Tod gibt, ist entweder gleichbedeutend mit der Frage, ob es ein gutes Leben gibt, oder ein palliativ medizinisches Problem. Also die Suche nach der Wahrheit ist schon schwierig, aber vermutlich sind für die Wahrheit die Geisteswissenschaften gar nicht zuständig, aber Philosophieren hat den unbestechlichen Vorteil, dass es ziemlich einfach ist. Wahrheiten sind, in diesem Kontext, ziemlich beliebig, darüber wird nun schon seit 2300 Jahren, mit mäßigem Erfolg, nachgedacht. Die Wahrheiten haben wenig beigetragen zum kollektiven Wohlbefinden, aber die Welt ist bedeutsamer geworden in den letzten 2300 Jahren, was den Blick auf die Welt differenzierter gemacht hat. Aus der Fülle der Bedeutsamkeit ergibt sich die Wahrheit, aber aus der Wahrheit, ergibt sich keine Bedeutsamkeit.
Wirklich schwierig ist, der Welt eine Bedeutsamkeit zu geben, das allerdings haben die Geisteswissenschaften gar nicht im Programm. Wir wollen primär gar nicht wissen, was uns der Dichter mit seinem Werk sagen will, wir wollen wissen, ob das, was er sagen will, subjektiv bedeutsam ist. Die berühmte Frage, die Millionen Schüler alljährlich beantworten müssen, ist also aus zwei Gründen die falsche Frage. Erstens: Will uns der Dichter etwas sagen, dann soll er uns das in schlichter Prosa, aber ausgefeilter Didaktik, mitteilen. Dann brauchen wir nicht zu rätseln. Das Problem ist, dass das, was er uns sagen will, nicht sagen lässt. Zu vermitteln, was sich nicht sagen lässt, ist eine echte Kunst, denn das bewegt sich, im Gegensatz zur reinen Unterhaltung, an der Grenze der Welterfahrung.