Womit wir dann bei Friedrich Schiller wären. Das Beispiel beruht jetzt auf einer realen Erfahrung des Autors. Also um verbeamteten Geistlichen an einer Universität den Inhalt eines Verses zu vermitteln, muss man schon tief in die didaktische Trickkiste greifen. Wir machen das jetzt ganz ausführlich. Mit spontanem Erfassen läuft bei professoralen Geistlichen nix. Schillers Motto war das.
Den du nicht verlässest Genius,
wirst ihn heben übern Schlammpfad,
mit den Feuerflügeln
Der Vers beschreibt ein Spannungsfeld zwischen Subjekt und Objekt. Um ihn zu verstehen, braucht man eine spezifische, individuelle Entwicklung. (Kennt man also , wie verbeamtete Geistliche, nur Penne => Uni => Penne => Uni => Grab, was ja bei den professoralen Geistlichen der Fall ist, wird es schwierig.) Hier gibt es also jemand, der mit dem Genius spricht, bzw. ein Selbstgespräch hält, denn der Genius ist nicht konkret als Gesprächspartner da und wenn jemand den Vers liest, ist der Genius ja auch nicht da. Dann wird ein Individuum angesprochen, ihn, der befindet sich, nach Meinung Schillers, auf einem Schlammpfad. Der Leser muss also schon eine Vorstellung davon haben, was ein Schlammpfad ist, denn der ist nicht definiert. Der IHN ist also erstmal von der Welt enttäuscht, aus welchen Gründen auch immer. Sollte der professorale Geistliche jetzt der Meinung sein, dass der Vers überinterpretiert wird, könnte man ihn fragen, was man den sonst konkret unter Schlammpfad verstehen könnte. Antwortet er dann, dass es der Weg ist, auf dem die Alpbauern ihre Kühe auf die Alm treiben, dann könnte man ihm entgegnen, dass das ja auch nicht da steht und es auch unklar ist, wie der Genius die Kühe die Alm hochtreiben soll. Bei dem Wort Genius wiederum haben wir, wenn wir das einem professoralen Geistlichen erklären wollen, das gleiche Problem, wie mit dem Schlammpfad. Auch hier muss auf eine individuelle Entwicklung zurückgegriffen werden und das Problem ist, dass eine solche bei den verbeamteten Geistlichen schlicht nicht vorhanden ist. Der Genius ist etwas, eine Hoffnung, ein Gegenentwurf zur als Schlammpfad empfundenden Welt, an dem festgehalten wird. Hier stellt also jemand der Welt so wie sie ist, das entgegen, was sie sein könnte. Diese Vorstellung gibt ihm die Kraft, gegen die widrigen Verhältnisse anzukämpfen (…mit den Feuerflügeln). Bei verbeamteten Geistlichen muss man mit allem rechnen. Der Schlammpfad kann bei deinen auch ein Trampelpfad über einen Kartoffelacker sein, die Feuerflügel die Gummistiefel, die vor Nässe schützen und der Genius die Hoffnung auf eine warme Suppe. Also es gibt da schon Fälle unter den verbeamteten Geistlichen, die auch ein Didaktikgenie nicht knacken wird.
Versuchen kann man dann noch, das mit anderen Aussagen von Schiller zu untermauern.
Gleichgültig gegen das Geschlecht so wie es ist,
freundlich gegen den einzelnen,
glühend für die Idee der Menschheit,
das ist mein Wahlspruch
Das ist jetzt weniger abstrakt. Hier wird der Schlammpfad ja genannt, …das Geschlecht, so wie es ist…, und der Genius steht auch da, …die Idee der Menschheit…. Der Autor gibt keine Garantie, dass man so durchkommt. Nach seiner Erfahrung ist das äußerst kompliziert mit den verbeamteten Geistlichen. Das sind nicht die Hellsten. Wenn der Schlammpfad das Kilo Bachelor und Masterarbeiten ist, die sich mit dem Einfluss von irgendwas auf irgendwen befassen und die man durchlesen muss, die Feuerflügel der Anspruch auf die Fürsorgepflicht des Staates aufgrund eine besonderen Treueverhältnisses, so ist das bei Beamten und der Genius der Hiwi, der die Proseminare leitet und einem einen großen Teil der Arbeit abnimmt, dann wird das nix mit Friedrich Schiller.
Der Vers zeigt aber, was Geisteswissenschaften leisten können. Sie können eine Gegenentwurf zu einer Welt liefern, die unfertig ist, eine Idee liefern, von großer Ankunft. (Also gemeint ist nicht die Ankunft mit dem Zug der deutschen Bundesbahn. Gleiche Problematik wie oben.)