Ob also höhere Zinsen zu einem Zusammenbruch des Immoblienmarktes führt, hängt letztlich davon ab, ob die Löhne und Gehälter an die Inflation angepasst werden und an der Differenz zwischen Inflation und Zins. Da die EZB aber vor allem der Stabilität der Währung verpflichtet ist, wird diese Differenz schrumpfen und unter Umständen vom negativen in den positiven Bereich drehen. In diesem Fall hätten steigende Zinsen tatsächlich einen Einfluss auf den Immoblienmarkt. Intelligent wäre natürlich, richtig hohe Zinsen für den Kauf von BESTANDSIMMOBILIEN zu fordern, der Kauf, Verkauf, Kauf und Verkauf von Bestandsimmobilien macht makroökonomisch nun überhaupt keinen Sinn und dafür die Zinsen für den BAU VON IMMOBILIEN zu senken. Es würde also sehr viel Sinn machen, wenn die EZB nicht nur zu einem bestimmten Zins über welchen Weg auch immer eine bestimmte Menge Geld austütet, sondern hier auch positiv oder negativ diskriminiert.
Der Kauf, Verkauf, Kauf und Verkauf von Bestandimmobilien löst das Problems des Wohnungsmangels überhaupt nicht, schafft keine Arbeitsplätze und führt zu einer Situation, bei der innere Wert einer Immobilie, also die Miete, überhaupt keine Rolle mehr spielt. Der Gewinn ergibt sich aus dem Wertsteigerung der Immobilie selbst, das heißt schon beim Kauf, wird mit der Möglichkeit eines teuereren Wiederverkauf gerechnet, und der Wiederkäufer rechnet wiederum damit, dass er teurer weiterverkaufen kann. Das Spiel ist nicht nachhaltig und muss irgendwann scheitern. Bei diesem System ist die Krise vorprogrammiert.
Es macht prinzipiell mehr Sinn, vor allem in Südamerika, die Inflation über andere Wege zu stoppen. Wenn Mexiko oder Costa Rica einen Zinssatz von 16 Prozent haben, machen sie damit vor allem mal ihre eigene Wirtschaft platt. Inflation entsteht aber auch, wenn die Leistungsbilanz negativ ist und die heimische Währung abgewertet wird. Dann zahlen die Leute immer mehr einheimische Währung für Importgüter. Selbstredend kann man auch hier über den Zins die Währung stabilisieren. Zum einen, weil dann ausländisches Kapital ins Land strömt, die Leistungsbilanz wird dann über die Kapitalbilanz ausgeglichen, zum anderen, weil die Leute weniger im Ausland einkaufen, wenn die Wirtschaft platt ist. Die intelligentere Methode wäre, den Import von Luxuswaren über einen Zoll zu verringern und nur noch Waren mit strategischer Relevanz zollfrei ins Land zu lassen.
Der langen Rede kurzer Sinn. Die Möglichkeiten einer Zentralbank die Wirtschaft zu steuern sind eigentlich sehr beschränkt. In letzter Konsequenz haben wir es immer mit Restriktionen auf der Angebotsseite zu tun. Probleme auf der Nachfrageseite lässt sich lösen, wenn man mal genau hinschaut, was Keynes eigentlich gesagt hat. Keynes hat NICHT gesagt, dass der Staat bei schwacher Nachfrage einfach mal ein Strohfeuer abrennen soll. Er spricht ganz überwiegend von INVESTITIONEN. Bei Investitionen braucht man gar nicht auf den Multiplikatoreffekt hoffen. Wenn alles läuft wie geplant, amortisieren sie sich.
Keynes macht da lustige Bemerkungen, was den Mythos von den Staatsausgaben, egal ob konsumtiv oder investiv, befeuert hat und noch befeuert. Sein Beispiel ist lustig, wie ernst er das gemeint hat fraglich. Wenn man ein paar Millionen Pfund in Flaschen steckt und tief in der Erde verbuddelt, setzt man eine riesige Industrie in Gang, die die Flaschen dann wieder ausgräbt. Das schafft dann Einkommen, das wiederum Einkommen schafft, das wiederum Einkommen schafft und der Effekt kann höher sein, als die Initialzündung. Allerdings kann das Spiel nur der Staat spielen. Zu dem Unternehmen, das die Flaschen ausbuddelt, fließen die folgenden Einnahmen nämlich nicht zurück. Aus dem gleichen Grund kann ein einzelnes Land über deficit spending auch keine antizyklische Fiskalpolitik betreiben. Die durch den Initialimpuls generierten Einkommen fließen ins Ausland ab. Sein zweites Beispiel, mit den Pyramiden, funktioniert da eher. Pyramiden bauen ist natürlich weitgehend sinnfrei, macht aber ökonomisch im alten Ägypten Sinn, die Globalisierung hielt sich ja damals noch in Grenzen.
Die Kernaussage von Keynes ist aber nicht die antyzyklische Fiskalpolitik. Die Kernaussage ist, dass die Möglichkeiten der Geldpolitik beschränkt sind und das wurde uns die letzten zwanzig Jahr anschaulich vor Augen geführt. Der Markt wurde mit Geld geflutet, die Börsen brummten, die Spekulationsgewinne explodierten. Die günstigen Bedingungen hätte man nutzen können, um die strategisch relevanten Ziele zu erreichen, genau das ist aber nicht passiert.