staunen, nicht ärgern

Führen höhere Zinsen zu einem Zusammenbruch des Immobilienmarktes? Kommt drauf an.

Können durch Immobilien gedeckte Kredite nicht mehr bedient werden, müssen die Besitzer selbiger diese verkaufen um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Passiert das oft, werden massenhaft Immobilien auf den Markt geworfen, der Immobilienmarkt bricht zusammen. Das ist 2007 bis 2008 in der sogenannten subrime crises passiert. Das Ding ist jetzt kompliziert, aber es lag eine ganz andere Situation vor als derzeit. Wegen der Dotcom Blase hat die FED den Leitzins auf 1 Prozent abgesenkt, mit dem Ergebnis, dass sich Kredite stark verbilligt haben. Das wiederum hat, hier besteht dann Ähnlichkeit zur derzeitigen Situation, dazu geführt, dass die Immoblienpreise stiegen, was wiederum dazu geführt hat, dass Kredite auch an Leute vergeben wurden, die sich das nicht leisten konnten. Kritisch wurde es dann, als schlechte und gute Risiken zu Paketen verschnürt wurden und diese dann, mit freundlicher Unterstützung der Ratingagenturen, die diese Pakete top bewerteten, an andere Banken verscherbelt wurden. Irgendwann waren dann die Darlehensnehmer zahlungsunfähig, Lehmann Brothers ging pleite und der Rest der Banken Welt gleich mit. Ob das so hätte kommen müssen, sei dahingestellt. Anstatt notleidenden Banken mit Milliarden zu helfen, hätte der Staat auch schlicht per Ordine Mufti Zwangsversteigerungen verbieten können, wenn die Banken den säumigen Schuldnern nicht vorher ein Angebot zur Restrukturierung des Darlehens gemacht haben, z.B. die Tilgungsdauer ausehnen. Vermutlich hatten da einige Banken noch Spielraum, auf jeden Fall einen größeren, als wenn der gesamte Immoblienmarkt auf breiter Fläche zusammenbricht und die Darlehensnehmer nix mehr haben, was man mit einer Hypothek belasten könnte. Aus unerklärlichen Gründen hat man es aber vorgezogen, die Probleme beim Steuerzahler abzuladen und die Banken über Staatshilfen aller Art zu retten. Die, durchaus begründete Hoffnung, bestand wohl darin, dass die dann geschaffenen Institutionen so komplex sind, dass sie kein Mensch mehr durchschaut.

Wie dem auch immer sei, es gibt einen entscheidenden Unterschied zur derzeitigen Situation: Die Zinserhöhung in den USA, das kam on top auf alle bereits erwähnten Probleme noch hinzu, erhöhte dann noch die Zinsen von 1,6 Prozent auf 5,6 Prozent um so die Wirtschaft herunterzukühlen. Die Operation gelang, der Patient war leider anschließend tot, bzw. schwer verwundet, siehe https://theatrum-mundi.de/hoher-zins-zur-inflationsbekaempfung-oder-warum-sich-so-die-behauptung-jede-krankheit-mit-einem-vorschlaghammer-heilen-laesst/. Danach setzten dann die Wiederbelebungsversuche ein und die FED senkte den Leitzinz wieder. Das wäre ein echtes Modell für jedes Krankenhaus. Zuerst dem Patienten mit dem Vorschlaghammer eine überbügeln und ihn dann reanimieren. Ist das alles ein bisschen gaga? Ja, das ist definitiv alles ein bisschen gaga. Einfacher wäre es gewesen, den Banken vorzuschreiben, dass sie Hauskredite nur noch an tatsächlich solvente Darlehensnehmer vergeben dürfen. Das hätte riskante Investitionen verhindert ohne dabei die gesamte Wirtschaft platt zu machen.

Die derzeitige Situation ist aber eine andere. Die EZB hebt derzeit den Zins an, um so die Inflation einzudämmen. Ob es das braucht, ist fraglich, weil die Banken die Inflation einpreisen. Ist die Inflation unter zwei Prozent, wie die letzten 10 Jahre, dann ist 1 Prozent Zinsen ein Verlustgeschäft. Ist die Inflation 7 Prozent, wie derzeit, dann ist 4 Prozent Zinsen ein noch größeres Verlustgeschäft. Hohe Inflation lässt die Zinsen steigen, eines Eingreifens der EZB bedarf es eigentlich gar nicht.

Ob man durch steigende Refinanzierungskosten Mieterhöhungen rechtfertigen kann, ist sehr fraglich, denn tatsächlich schmelzen bei hoher Inflation die nominell festgelegten Darlehen dahin wie Butter in der Sonne. Zumindest während der Laufzeit des alten Kredites. Bei Inflation kann sich der Immobilienbestitzer zwar mit der Miete, die er erhält immer weniger kaufen, relevant, wenn er mit einer Immobilie seine Altersicherung finanzieren wollte, aber was das Darlehen angeht, wird es immer weniger, womit wir beim Thema Gerechtigkeit wären. Man kann sich jetzt auf den Standpunkt stellen, dass derjenige, der mit Mieteinnahmen seinen Lebensunterhalt bestreitet, für die Malaise, also für die Inflation die er unverschuldet erleidet, kompensiert werden muss. Das wäre auch weiter kein Problem, wenn auch die Leute, die von der Hände ihrer Arbeit leben, für die Malaise entschädigt werden, also die Vergütung soweit steigt, dass die Inflation ausgeglichen wird. Dann bezahlen die zwar mehr Miete, haben aber auch ein höheres Einkommen und alles bleibt, relativ zu den Verhältnissen vorher, wie es ist. Zwischen ersteren, also den Besitzern der Immobilien, die noch ihre Darlehen abstottern und denjenigen, die lediglich Einkommen aus der Hände ihrer Arbeit haben, gibt es aber einen gewaltigen Unterschied. Erstere erstere profitieren von der Inflation, letztere werden bestenfalls, wenn die Lohnsteigerungen entsprechend sind, für die Abnahme der Kaufkraft kompensiert.

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