staunen, nicht ärgern

Claudia Roth und die Demokratie

Diese sehr simple Logik, die obendrein zutreffend ist, würde sogar den Afghanen einleuchten und unter diesen Auspizien muss auch nicht darüber nachgedacht werden, ob „Nation Building“ durch eine fremde Macht durchgesetzt werden kann oder nicht. Die Antwort ist: Auch eine fremde Macht kann Demokratie, im Zweifelsfall mit militärischer Gewalt, durchsetzen. Siehe Deutschland und Japan. Die Spielregeln sind sehr einfach und können durchgesetzt werden. Dass man das in Afghanistan versäumt hat ist ein anderes Thema, aber in Afghanistan wurde mehr oder weniger alles falsch gemach, was man nur irgendwie falsch machen konnte. (siehe https://theatrum-mundi.de/was-ist-eigentlich-ein-militaer/). Die fremde Macht, hier also militärische Macht, lässt alle vier Jahre wählen, wenn auch immer. (Bei Nationen mit wenig bis keiner Erfahrung mit Demokratie, verkürzt man das auf zwei bzw. drei Jahre. Dann kann sich der Frust früher entladen.) Dann mischt sie sich in die inneren Angelegenheiten nicht weiter ein. (Naheliegenderweise sollte sie natürlich die Wahl kontrollieren, nicht wie in Afghanistan.) Die Leute werden also den reinsten Blödsinn wählen, sogar die Taliban sind möglich, aber schnell merken, dass es Blödsinn war und in der nächsten Runde was anderes wählen. Irgendwann wird sich ein Erkenntnisgewinn ergeben und man wird auf den Pfad der Tugend und der Vernunft einschwenken. Die fremde Macht hat dann nur noch darauf zu achten, dass diese Spielregeln eingehalten werden. Zwingend erforderlich ist natürlich, dass müsste in Afghanistan mit militärischer Gewalt durchgesetzt werden, ist, dass auch Frauen wählen dürfen.

Mit eine Gesäusel à la Claudia Roth wird man niemandem hinterm Ofen vorlocken, denn die Frage, ob Kultur systemrelevant ist, geht den Afghanen schlicht am Arsch vorbei und den Taliban sowieso.

P.S: Der Satz „Ohne Kunst fehlt das Unbändige, ohne Kultur versagt der Demokratie die Stimme.“ Da liegt sie völlig falsch. Es gibt nicht gebändigteres und abgelutschteres als der ganze staatliche subventionierte Kulturklimbim. (siehe www.die-geisteschwissenschaften.de). Wir verstehen z.B. dass das Ballet der Staatsoper Berlin einen Zuschuss haben will, wenn sie umziehen müssen von der Bismarckstraße zu Unter den Linden, https://www.tagesspiegel.de/kultur/tanzer-mussen-zu-weit-laufen-3619588.html, aber die frei Szene, die ihr Geld am Markt verdient, hat da ganz andere Sorgen. Die Documenta, soit dit en passant, ist ja ganz unterhaltsam, man kann da alle Fragen, ungleiche Verteilung, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Grenzen des Wachstums, Unterdrückung indigener Völker, etc. etc. nochmal durchhecheln. Alledings sollte man sich nicht einbilden, dass da „ein Bewußtsein geweckt wird“, denn die Themen sind durch, gebraucht werden allerdings Lösungen und das hat dann weniger was mit der Sphäre der Kunst und Kultur zu tun, also dem Ausdruck zu verleihen, was sich nicht sagen lässt, sondern mit Rationalität. Künstlerisch erinnert die Documenta 2022 eher an Kindergarten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert