Aus irgendeinem Grund produzieren diese Verwaltungseinheiten aber einen Überbau, sehen z.B. eine Kontinuität in der geschichtlichen Entwicklung. Bei Patrioten ist, zumindest in öffentlichen Verlautbarungen, diese Kontinuität wichtiger, als der Individualisierungsprozess des Einzelnen. (Zumindest wird über letzteren selten öffentlich debattiert.) Ausführlich debattiert wird z.B. über die Frage, ob Deutschland, was ja de facto nicht mehr ist, als eine Verwaltungseinheit, einen Sonderweg gegangen ist, ob also der 30. Januar 1933 lediglich ein „Betriebsunfall“ war eines sonst normalen Staates oder ob es der Endpunkt einer langen Entwicklung war die mit Bismarck oder sogar Friedrich II begann. Die Frage ist eigentlich nur dann relevant, wenn man bei der Gruppe, also in diesem Fall den Deutschen, eine gemeinsame Entwicklung animmt und die Individuen im Strom mitgerissen werden. (Was ja nicht der Fall wäre, wenn diese Kohäsion der Gruppe nicht vorliegt.)
Für Patriotismus / Nationalismus spricht, dass er weniger Arbeit erfordert. Individualisierung setzt die Kenntnis von Alternativen voraus. Nur wer die Alternativen kennt, kann wählen und sich dabei auch irren. Freiheit ist halt immer eine gefährlich Angelegenheit. Patrioten / Nationalisten haben den Vorteil, dass sie gemeinsam irren, das ist einfacher, wobei der Irrtum der Patrioten / Nationalisten fatal sein kann.
Auch wenn sich die Patrioten von den Nationalisten abgrenzen wollen, im Grunde geht es nur um Nuancen und die Grenze ist über den Grad an Individualisierung determiniert.