staunen, nicht ärgern

Vilfredo Pareto oder wie der Faschismus Einzug erhalten hat in den Kanon der deutschen Volkswirtschaftlehre und warum ein Blick über den Tellerrand sinnvoll ist und dazu führen würde, dass man sich mal mit ernsten Problemen beschäftigt

Dies trifft z.B. zu für den Keynesianismus, denn dieser ist inzwischen mit dem Stabilitätsgesetz von 1967 Gesetz geworden, https://www.gesetze-im-internet.de/stabg/BJNR005820967.html. Das Gesetz selber ist hier relativ neutral formuliert. Keynes im Original, also in der General Theory of Employment, Interest and Money ist da teilweise schon expliziter. Hinter der von Keynes genannten Risikoaversion von Vermögensbesitzer kann sich auch schlicht die Tatsache verbergen, dass die optimale Resourcenallokation nicht mehr gegeben ist, weil die Akteure schlicht intellektuell überfordert sind. Keynes allerdings plädiert nicht für radikale Maßnahmen. Er könnte z.B. auch dafür plädieren, dass der Staat die Unternehmen zwingt, in die als strategisch entscheidenden Projekte zu investieren. Er plädiert nur dafür, dass der Staat qua Verschuldung, die Wirtschaft aus der Sackgasse führt.

Richard Wilkinson plädiert für ein Umsteuern, weil die Ungleichheit so schwerwiegende negative Effekte hat, höhere Kindersterblichkeit, kürzere Lebenserwartung, schlechtere Bildung, mangelndes Vertrauen und Verschwinden eines gesellschaftlichen Konsenses, Übergewicht, Drogenmissbrauch, Kriminalität, Gewalt etc.. Allerdings lässt er offen, wie genau die Ungleichheit auf ein erträgliches Maß reduziert werden kann. Soll das über höhere Steuern auf Einkommen und Vermögen passieren, ist mit einem erheblichen Widerstand zu rechnen. Richard Wilkinson ist der Mitbegründer des Equality Trust, siehe https://equalitytrust.org.uk/. Diese setzt auf Campagnen und Information, also auf eine breite Bürgerbewegung, die sich freiwillig für die Reduktion der Ungleichheit engagiert.

Die dritte Tendenz, das kann man in der Realität tatsächlich beobachten, ist die Tatsache, dass immer mehr Leute sowohl ihre Arbeit, wie auch die durch diese Arbeit ermöglichten Konsummöglichkeiten als sinnlos empfinden. Wenn immer mehr Leute immer weniger Arbeit anbieten und im Gegenzug immer weniger konsumieren, wird das System langfristig schrumpfen. Dafür muss dann niemand etwas tun. Das ist einfach eine Tendenz. Offensichtlich scheinen ja auch die jungen Chinesen zunehmend die Lust auf das System zu verlieren. Die wollen zunehmend einfach nur noch liegen bleiben. Tangping nennen die das.

Zu guter letzt kommt dann noch der Klimawandel. Wachstum, so wie es jetzt definiert und jährlich feierlich verkündet wird, verbraucht Resourcen, die ganz unbhängig von der Tatsache, dass schon der Ausstoß von CO2, Methan, Stickoxide etc. endlich sind. Also auch ganz ohne Klimawandel wäre das Spiel irgendwann zu Ende. Wachstum muss nicht unbedingt zu einem erhöhten Verbrauch an C02 führen. Es könnte auch ein Wachstum an klimaneutralen Dienstleistungen geben, also z.B. vermehrt Dienstleistungen im Bereich Bildung, Kultur, Kunst, Sport nachgefragt werden, die wären dann klimaneutral, wobei natürlich das BSP überhaupt nicht wächst, wenn die Leute zu Hause Goethes Faust lesen, sich mit einem youtube Video Guitarre spielen beibiegen oder durch den Park joggen. Was aber überwiegend unter Konsum verstanden wird, also Autos, stylische Klamotten die alle drei Monate entsorgt werden, Reisen, größere Wohnungen, teure Möbel, etc. etc. erhöht nun mal den Ausstoß an CO2. Will man auf diesem Pfad weiterwandeln, ist das nur mit technischem Fortschritt möglich, der letztlich staatliche Investitionen und damit ein Zunahme der Staatsverschuldung bedeutet, weil die Vermögen gefangen sind in dem Rahmen, den sie sich selber geschaffen haben, also diese Gelder ohne staatlichen Zwang nicht umgeleitet werden können. Folglich sind auch die Grünen darauf angewiesen, ein Programm zu verkaufen, dass keinem weh tut, also Schutz des Klimas ohne Konsumverzicht, andernfalls sind sie sofort die Verbotspartei und werden abgewählt. Bewahrung des Klimas ohne Konsumverzicht geht aber wenn überhaupt nur mit technischem Fortschritt.

Vermutlich wird nur eine der genannten Bewegungen die Marktwirtschaft nicht auf ein vernünftiges Maß zurück stutzen. Alle vier zusammen vielleicht aber schon. Dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, dass in dreißig Jahren in Deutschland dasselbe passiert wie jetzt in Pakistan, dass also ein Drittel der Fläche unter Wasser liegt, bzw. das eintritt, was jetzt schon in Spanien eingetreten ist, also kein Wasser mehr da ist. Dann haben die Leute gar kein Geld mehr für Wachstum generierenden Konsum und das Problem ist gelöst. Also es bleibt spannend.

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