Vwl Professoren haben es nicht so mit Originalwerken. Sie sind stolz darauf, dass ihr Fach einen festen Kanon an Konzepten hat, fast so schick wie der Kanon in der Physik oder der Chemie, weil das dann gleich viel wissenschaftlicher aussieht. Das Problem ist, das auf dem Weg vom Orginal bis zum Kanon eine Menge Komplexität verloren geht, was aber hier nicht detailliert ausgeführt werden soll. Wenn es interessiert: www.economics-reloaded.de.
Wir erklären jetzt mal kurz, wie Wissenschaft zu einer verengten Perspektive führt und wie man mit einem Blick über den Tellerrand zu Aussagen kommt, die dann tatsächlich relevant sind. Der erste Teil ist gute deutsche Nationalökonomie, also völlig irrelevant und stinklangweilig. Im zweiten Teil werden dann gewichtige Aussagen gemacht. Wir können da lernen, dass amerikanische Professoren ziemlich flexibel sind.
Ein interessantes Phänomen dieses Typs ist das berühmte Pareto Optimum, das ist Standard in Mikroökonomie und auf jeden Fall effizient für den Dozenten. Einmal gelernt, bringt es bis zur Verrentung Umsatz. Semester nach Semester.
Das sieht dann in einer Vorlesung so aus. (Der Junge kann nichts dafür, der erzählt halt den Quark, den er erzählen muss.)
Das Pareto Optimum besagt, dass jeder Tausch optimal ist, bei dem sich nicht mindestens ein Tauschpartner schlechter stellt. Klingt harmlos, aber wer Vilfredo mal im Orginal gelesen hat, ein glühender Anhänger von Mussolini und Faschist reinsten Wassers, der versteht dann die Message dahinter.
Rekapitulieren wir das mal kurz. Bei der kardinalen Nutzenmessung wird vom abnehmenden Grenznutzen ausgegangen, das ist Alfred Marshall, der Intellektuelle unter den Neoklassikern. Wenn aber vom abnehmenden Grenznutzen ausgegangen wird, dann ist es gerecht, wenn jemand der z.B. 1 Million Euro im Jahr verdient z.B. 200 000 Euro Steuern zahlt und jemand der z.B. nur 10000 Euro verdient, nur 1000, weil der Verlust an Grenznutzen für beide gleich ist. Das ist also gerecht, weil beide gleich, in Bezug auf die Einbuße an Nutzen, gleich belastet werden. Darauf beruht, zumindest bei der Einkommenssteuer, unser Steuersystem.
Pareto ist jetzt ein Anhänger von survival of the fittest, was er auf die Wirtschaft überträgt, wo das allerdings überhaupt nicht passt, weil die Marktwirtschaft ein absolut künstliches, reguliertes System ist, mit dem Ziel, Macht zu begrenzen. (Am augenfälligsten bei den Gesetzen gegen Wettbewerbsbeschränkungen.) Was besagt also das Pareto Optimum konkret? Wir nehmen ein Markt mit zwei Gütern, Kartoffel und Äpfel, aber unterschiedliche Präferenzen für Kartoffeln und Äpfel. Weiter nehmen wir an, dass der ein Tauschpartner 1 Tonne Kartoffeln hat und 1 Tonne Äpfel, aber eine Präferenz hat für Äpfel. Der andere Tauschpartner hat 5 Kartoffeln und 5 Äpfel, aber eine Präferenz für Kartoffeln. In diesem Fall stellen sich beide besser, wenn derjenige, der eine Präferenz hat für Äpfel, also der, der von beidem eine Tonnen besitzt, eine Kartoffel abgibt und dafür vom anderen, der von beiden 5 Stück hat, einen Apfel erhält. Beide stellen sich besser. Die Logik hat, mal abgesehen davon, dass es Geschwurbel pur ist, zwei Probleme. Erstens abstrahiert Pareto vollkommen von der Frage, wie die Unterschiede in der Verteilung zustande kommen, ob das also auf Gewalt beruht oder auf einer Marktleistung. Dieser Unterschied ist aber für die marktwirtschaftliche Ordnung ganz entscheidend. Ist die Verteilung der Güter lediglich das Resultat von Gewalt, dann hat sie keinen gesamtwirtschaftlichen Nutzen. Zweitens ist es klar, dass der Nutzenzuwachs, denn der eine durch den zusätzlichen Apfel erhält minimal, der Nutzenzuwachs für den, der die Kartoffel erhält aber enorm. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen würde also gesteigert, wenn man den mit der Tonne auf eine Halbe Tonne reduziert und die dem anderen gibt, was Pareto natürlich bestreitet.
(Es würde schon Sinn machen, wenn sich VWL Professoren mal das Original durchlesen. Dass sie das nicht tun, ist in diesem Fall offensichtlich, weil das Werk im Orginal, die Manuale di Economia Politica, Introduzione alla Scienza Sociale, gar nicht mehr erhältlich ist. Wer es lesen will, kann es hier downloaden, https://economics-reloaded.de/pdf-Dateien/vilfredo_pareto.pdf, allerdings gibt es das Teil nur auf Italienisch. Bestellen konnte der Autor das bei der Universität von Vancouver, die Scannen systematisch alle vergriffenen Werke. In einer demokratischen Gesellschaft macht es sehr viel Sinn, wenn staatlich alimentierte Professoren sich mal Gedanken darüber machen, wessen Geistes Kind sie da eigentlich ex cathedra verkünden. Vilfredo Pareto ist nämlich mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung inkompatibel. Den Schwachsinn ex catedra zu verkünden, ist nicht nur eine Verschwendung an Zeit und Resourcen, man könnte in der Zeit ja auch relevante Dinge machen, z.B. programmieren lernen, sondern auch gefährlich für den demokratischen Meinungsbildungsprozess. Es nützt da wenig, wenn man viele Kurve an die Tafel malt um den Quark irgendwie wissenschaftlich aussehen zu lassen. )