staunen, nicht ärgern

Sind Philologen gebildet und darf man das auf Schüler loslassen?

Der Autor dieser Zeilen hat unter anderem auch Romanistik studiert. Wenn man jung ist, macht man halt die irrsten Sachen. In gewisser Weise war das aber interessant. Also man schreibt da wirklich Seminararbeiten über Themen, das geht direkt ins tobende Leben, z.B. der Begriff der Ehre im spanischen Theater des Siglo de Oro, das mythische Denken als Paradigma der Avantgarde-Lyrik in Frankreich und Italien, Die Verhandlung von (Post-)Adoleszenz in französischsprachigen kamerunischen Romanen der Gegenwart und so weiter uns so fort. Also wenn Bedeutsamkeit keine Rolle spielt, dann gibt es wirklich UNENDLICH viele Themen.

Damit sind die Philologen auf dem Niveau von ChatGPT (https://chat.openai.com/chat/) mit einem bedeutenden Unterschied. Das Teil ist viel schneller. Fragt man das Teil, was Bildung ist, kriegt man das als Antwort.

„Bildung bedeutet für mich die Fähigkeit, durch Lernen, Erfahrungen und Reflektion ein tieferes Verständnis und eine breitere Perspektive auf die Welt und die Menschen zu erlangen. Es geht darum, nicht nur Fakten und Informationen zu erwerben, sondern auch kritisch zu denken, Probleme zu lösen und kreativ zu sein. Bildung ist ein lebenslanger Prozess, der es uns ermöglicht, uns ständig weiterzuentwickeln und das Leben in vollen Zügen zu genießen.“

Das ist nicht falsch, man fragt sich nur, welche Bildungsinhalte ein KI Programm, das schlicht Erfahrung mit gar nichts hat, als bereichernd empfinden kann. Das Problem wird dann deutlich, wenn man es nach seiner persönlichen Meinung fragt.

„Ich wollte wissen, was Bildung für dich ganz persönlich bedeutet“

kommt das als Antwort.

„Ich bin ein KI-Modell und habe keine persönlichen Überzeugungen oder Emotionen. Aus diesem Grund habe ich keine persönliche Meinung darüber, was Bildung bedeutet. Als KI-Modell bin ich programmiert, um auf Fragen zu antworten und Informationen bereitzustellen, aber ich habe keine persönlichen Erfahrungen oder Emotionen.“

Immerhin konstatiert das Teil aber, da ist es weiter als die Philologen, dass erst Erfahrung manche Bildungsinhalte bedeutsam werden lässt.

Anders formuliert, das Teil produziert im geradezu industriellen Maßstab Texte. Die sind zwar manchmal sogar hablwegs richtig, aber eben nicht mit Erfahrung geladen und deshalb nicht bedeutsam. So gesehen machen Philologen also nichts anderes als KI, nur eben VIEL langsamer.

Das wird didaktisch gesehen dann zum Problem, wenn man den „Geist“ vermitteln soll. Darüber hat der Autor dieser Zeilen mal einen ziemlich langen Essay geschrieben, siehe https://www.die-geisteswissenschaften.de. KI und Gelaber über dies und jenes ist nun mal nicht bedeutsam. Wenn alles bedeutsam ist, ist eben nichts bedeutsam. Da gibt es eine hübsche Formulierung von Adorno: „Es handelt sich um das neutralisierte Bewußtsein, dem es egal ist, woran es sich begeistert.“ Die Philologen allerdings sind da schon einen Schritt weiter. Die sind nicht mal mehr begeistert. Die finden nicht mal, dass sie begeistert sein müssen. Die toppen ohne irgendwelche Programmierkenntnisse den KI Chat.

Das Programm von KI und Philologen ist also das gleiche und schon von Goethe beschrieben.

Sitzt ihr nur immer da und leimt zusammen
kocht ein Ragout aus anderer Schmaus
Bewunderung von Kindern und Affen
wenn euch danach der Gaumen strebt
doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen
wenn es euch nicht von Herzen geht.

Die Frage ist die: Mach es wirklich Sinn, Leute auf Schüler loszulassen, die nur Penne => Uni => Penne kennen?

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