staunen, nicht ärgern

Richard David Precht: Er hat es wieder getan, jetzt sind wir erleuchtet

Richard David Precht ist Philosoph und Philosphen sind meinungsstark. Das findet auch Carolin Kebekus total cool.

In seinem neuesten Opus beglückt er seine Fans mit seinen total originellen Ansichten über die Leitmedien. Leitmedien sind irgendwie das, von dem Precht glaubt, dass sie das öffentliche Bewußtsein prägen, denn die Leute sind so bescheuert, dass sie alles glauben, was gedruckt ist. Zu dem Buch gibt es jetzt eine laaaaaaaaange Debatte in den Leitmedien. (Das muss Masochismus sein. Die von den Leitmedien unterdrückte Meinung nimmt in den Leitmedien breitesten Raum ein.) Markus Lanz sparen wir uns jetzt, aber es gibt auch ein paar seriöse Artikel zu dem Opus.

Das Buch von Precht und Welzer ist fast so richtig wie die Bahn pünktlich

 

Die Grundthese des Buches ist zwar etwas widersprüchlich, mal treiben die Leitmedien die Politik vor sich her, mal ist es umgekehrt, aber im Grunde ist die These einfach. Die Leitmedien haben eine Agenda und wollen diese unters Volk bringen. Da fragt sich der Ökönom ganz schlicht: Warum sollen die Leitmedien eine Agenda haben???? Leitmedien erstellen ein Produkt und das wollen die verkaufen. Bei abstürzenden Auflagen, wollen sie das sogar besonders gern verkaufen und wir haben jetzt auch bei Spiegel, Fokus, Stern und wer sonst noch alles Leitmedien ist nicht nur Werbung, die kennen wir schon von den Versionen auf totem Holz, sondern auch Fotostrecken, wo wir ganz am Schluss, nach dreißig Werbeeinblendungen, erfahren, in welchem Haus Greta Thunberg, das Luder macht einen auf Ökö, aber fährt,wenn man es schafft, die ganze Strecke durchzucklichen, was man ja nicht schafft, dicken SUV, und ob der Löwe die Boa constrictor gefressem hat oder letztere ersteren. Also business as usual, alles normal, alles bekannt. Die einzige Ausnahme ist Richard David Precht. Der ist Diogenes im Fass, der macht nix wegen schnödem Mammon.

Unser Germanenplaton sieht das jetzt aber anders. Die Medien haben da eine Agenda, wollen ihre Leserschaft von irgendwas überzeugen. Also z.B. dass man die Ukraine unterstützen muss, was unser Konfuzius anders sieht, weswegen die Leitmedien nicht die Meinung der Mehrheit wiedergeben. (So der Untertitel des Werkes: Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist.) Die Leitmedien sind auch für Impfung, er weniger, woraus er schließt, dass die Leitmedien die Politiker vor sich her treiben, oder eben umgekehrt die Leitmedien Sprachrohr der Politik sind. (Wie rum ist ja, siehe oben, unklar.) An der wissenschaftlichen Evidenz kann es nicht liegen, denn Philosophen sind nun mal Experten für alles und was ein Prof.Dr. Drosten zu dem Thema zu sagen hat, ist komplett Banane. Relevant wäre die Meinung von R.D.Precht, die wird aber in den Leitmedien nicht ausreichend gewürdigt.

Eine Frage allerdings bleibt unbeanwortet. Wieso und aus welchem Grund soll ein UNTERNEHMEN ein Interesse daran haben, irgendwelche Meinungen zu verbreiten, oder genauer, Geld dafür aufwenden, irgendjemanden von irgendwas zu überzeugen ??? Nimmt man Geld in die Hand, um irgendjemanden von irgendwas zu überzeugen, dann nennt sich das WERBUNG. Bei der Werbung zahlt aber nicht der Endkunde, sondern das werbende Unternehmen. Der Kunde bekommt aber kein Geld dafür, dass der die FAZ oder den Spiegel oder was auch immer nach Hause trägt, sondern ER ZAHLT DAFÜR. Unser Sokrates geht also davon aus, dass die Leute für etwas bezahlen, was sie partout gar nicht hören wollen. Da würde der Ökönom sagen, dass schon bei den alten Griechen dieser Grundsatz galt: Die Nachfrage steuert das Angebot, nicht umgekehrt. Medien machen das, was die Leute haben wollen. Also vor allem Infotainment, das die Grundüberzeugungen des Konsumenten bestätigt. Die FAZ bedient also z.B. den Rechtsanwalt mit (bescheidenen) intellektuellen Ambitionen, die Süddeutsche den Arzt, mit liberalen Einstellungen, die Taz den 68iger nach dem Gang durch die Institutionen und die Bild halt das bekannte Publikum. Da geht es um lifestyle. Sowenig wie Louis Vuitton, Tom Taylor, Lewis etc.. eine politische Agenda haben, haben das die Hersteller von Medien. Das Gegenteil wäre zwar heroisch, würde aber leider in die Insolvenz führen. Die FAZ könnte einen Artikel drucken, der detailliert die verschiedenen Antriebe mit Wasserstoff erklärt, also Wasserstoff direkt verbrennen oder Elektrolyse, könnte erklären, wieso man mit Ammoniak Wasserstoff besser transportieren kann, etc. etc., der Spiegel könnte detailliert erklären, welche technologischen Ansätze es gibt, Wasser zu entsalzen, also entweder verdampfen oder durch eine Membran drücken, etc. etc., die Taz könnte den trade off erklären zwischen Inflation und Rezession, wenn die EZB den Zinssatz anhebt, etc. etc.. aber die Teile würden dann wie Ziegelsteine in den Regalen der Kioske liegen bleiben. Ein bisschen Philosophen sind wir alle, wir interessieren uns für das Große und Ganze, dass der Teufel im Detail steckt, ist uns egal.

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