Tatsächlich ist es das, was derzeit mehr oder weniger, wenn auch im Detail ein bisschen komplizierter, tatsächlich passiert. Das Problem dabei ist, dass die Gesellschaft insgesamt hier kein bisschen reicher wird. Werden Bestandsimmobilien lediglich gekauft, verkauft, wieder gekauft und wieder verkauft ändert sich am Angebot an Immobilien gar nichts. Diese Art der wirtschaftlichen Aktivität ist gesamtgesellschaftlich komplett sinnfrei.
Es stellen sich jetzt zwei Fragen. Wird a) dieses auf den ersten Blick perfekte perpetuum mobile irgendwann gestoppt und ist es b) kompatibel mit der marktwirtschaftlichen Ordnung.
Unter realistischen Bedingungen, also wenn die Nebenkosten des Erwerbs berücksichtigt werden, sieht die Rechnung ein bisschen anders aus und dann kann es nur funktionieren, wenn die Immobilienpreise ständig steigen, was wiederum bedeutet, dass der Zins ständig sinken muss, was wiederum bedeutet, dass die Geldmenge ständig steigen muss. Unter Berücksichtigung der Nebenkosten des Erwerbs, sieht die Rechnung, immer noch stark vereinfacht, so aus.
Kosten der Immobilie 350 000
Nebenkosten 40 000
Anzahlung 50 000
Kredit 340 000
Wenn jetzt die Immobilienpreise selbst nicht steigen, dann können die Nebenkosten des Erwerbs nicht umgewälzt werden. Wodurch sich beim Verkauf folgendes Bild ergibt. Wir rechnen wieder mit 200 000 Euro, die durch die Miete getilgt wurden.
Verkauf der Immobilie: 350 000 Euro
Belastung 140 000 Euro
Anzahlung 50 000 Euro
Gewinn 160 000
Also: Er verkauft die Immobilie für 350 000 Euro, hat dann also 350 000 Euro auf der Kralle, muss aber noch 140 000 Euro an die Bank abdrücken, um den den Kredit zu tilgen, bleiben 210 000 übrig. Reingewinn ist das aber noch nicht, weil er ja ursprünglich 50 000 Euro reingebuttert hat, die müssen also wieder raus. Bleiben 160 000 übrig. Auf den Nebenkosten bleibt er also sitzen, wenn die Immobilienpreise nicht steigen. Die Immobilienpreise können aber nur steigen, also wenn die sonstigen Lebenserhaltungskosten gleich bleiben, wenn die Zentralbank das zulässt, also mehr Geld in den Markt schießt. (Was sie die letzten Jahre getan hat.)
An den verbleibenden 160 000 Euro knappert jetzt natürlich die Bank. Keynes prognostiziert in der General Theory of employement, interest and money, dass der Kapitalist irgendwann mal stirbt, weil Kapital, was letztlich Geld ist, eben nicht knapp ist und sich der Preis für Geld, also der Zins, irgendwann auf einem Niveau einpendeln wird, das gerade noch die Verwaltungskosten der Bank deckt, also z.B. das Geld, das die Bank für die Angestellten austütet, die die Kreditabwicklung überwachen. (Wir haben hier einen radikalen Bruch mit der klassischen Nationalökonomie, für Details siehe www.economics-reloaded.de und dann das kleine Büchlein zu Keynes.)
In das perpetuum-mobile sind also zwei Bremsen eingebaut, von der Dritten reden wir gleich, die, mal abgesehen davon, dass das ganze Schema marktwirtschaftlich sinnfrei ist, uns daran hindern den Zustand vollkommener Glückseligkeit zu erreichen, wir alle also durch Kauf und Verkauf von Bestandsimmobilien reich werden, mühelos im übrigen.
Die erste Bremse sind die Nebenkosten des Immobilienerwerbs. Das Problem löst sich nur lösen, wenn die Zentralbank ständig mehr Geld in das System pumpt. Wenn die Leute fleißige Schwaben sind und immer nur Häusle kaufen und verkaufen, aber nicht mehr konsumieren, hätten wir lediglich eine Inflation im Immobilienmarkt, was ja nicht weiter tragisch wäre. Die Leute würden, was sie ja derzeit tun, die Steigerung der Immobilienpreise einpreisen und sie am Schluss beim Verkauf auf den Preis weiterwälzen. (Was natürlich auch schief gehen kann, wenn die Zentralbank nasse Füße bekommt.)
Die zweite Bremse sind die Zinsen. Die Banken wollen natürlich auch was ab haben von dem Kuchen, aber zumindest wollen sie ihre Kosten decken. Also selbst wenn die Zentralbank Geld für Null Zinsen zur Verfügung stellt, müssen die Kosten der Banken noch gedeckt werden. Also irgendwann, selbst bei Zinsen von Null und einer Tilgungsdauer des Kredites von 100 Jahren wird irgendwann der Gewinn Null bzw. negativ.
Die einzige Möglichkeit, das perpetuum mobile dann am Leben zu erhalten ist die Erhöhung der Miete, weshalb selbige ja auch derzeit steigen. Aber auch der Erhöhung der Mieten sind grenzen gesetzt, weil die Mieten tatsächlich auch erwirtschaftet werden müssen, durch ARBEIT. Könnten die Mieten unendlich steigen, könnten die Nebenkosten des Immoblienerwerbs, die ja zu einer höheren Kreditvolumen führen, bzw. die Verwaltungskosten der Banken oder deren Gewinnvorstellungen immer aus der Miete bezahlt werden. Hier gibt es aber Grenzen. Das heißt spätestens hier landen wir in der REALWIRTSCHAFT, wo noch mit realen Produkten, die mit einem Aufwand an Arbeit produziert werden müssen, Geld verdient werden muss.
Wie ist das perpetuum mobile aus marktwirtschaftlicher Sicht zu bewerten? Die marktwirtschaftliche Ordnung basiert auf der Idee, dass eine überlegene Marktleistung vom Markt honoriert wird. Soll heißen: Wenn das office Paket von Microsoft 40 Euro kostet und gekauft wird, dann ist das offensichtlich eine Marktleistung, weil diese Angebot einen höheren Nutzwert hat, also z.B. eine Torte für diesen Preis. Wenn jemand 40 Euro in der Tasche hat und sich das Office Paket von Microsoft kauft, dann tut er das offensichtlich, weil er hier mehr Nutzen hat als bei einer Investition in eine Torte oder sonst was. Er bekommt also mehr Nutzen für sei Geld und Bill Gates beglückt die Menschheit und wird als Nebeneffekt steinreich. Alle sind glücklich. Die armen Stundenten, die jetzt nicht mehr ihre Arbeiten mit der Schreibmaschine schreiben müssen und Bill Gates. Eine echte win win Situation. Von einer Marktleistung sprechen wir auch, wenn ein Produkt bei gleich Qualität billiger hergestellt wird. War früher ein Fahrrad mit Shimano Dura Ace und Carbon Rahmen unerschwinglich, so fallen derzeit die Preise durch effizientere Anbieter. Wir kriegen also den gleichen Nutzen für weniger Geld. Win win. Und eine Marktleistung ist es auch, wenn das Angebot erweitert wird und folglich Engpässe beseitigt werden.