staunen, nicht ärgern

Ein linguistisch subtiles Problem

Bei cordova build (also so ein Gedöns zum apps für Smartphone bauen), wirft der Rechner diese Meldung aus.

Checking Java JDK and Android SDK versions
ANDROID_SDK_ROOT=C:\Users\infos\AppData\Local\Android\Sdk (recommended setting)
ANDROID_HOME=undefined (DEPRECATED)

Das linguistisch Interessante dabei ist das recommended setting.

1) recommended setting = empfohlene Einstellung
2) setting recommended = (neue) Einstellung empfohlen

Wer jetzt an 2) denkt, hat ein Problem. Der macht sich dann zwei Stunden darüber Gedanken, was an den Einstellungen falsch ist. Wer an 1) denkt, stellt lediglich fest, dass alles in Ordnung ist. 1), recommended setting, ist nicht besonders schwierig. Das ist ein Partizip Perfekt, also passivisch und läuft nach dem gleichen Schema wie das gelesene Buch (das Buch, das gelesen worden ist), das erbaute Haus (das Haus, das erbaut worden ist) etc… Anmerken könnte man höchstens noch, dass eine passivische Konstruktion zwar wie „man“ auf einen unbekannten Urheber verweist, die Konstruktion mit „man“ aber nicht immer äquivalent zur passivischen Konstruktion ist.

Man bezieht sich auf Handlungen, die von jedem x-beliebigen gewohnheitsmäßig durchgeführt werden. Die passivische Konstruktion bezieht sich auf einen konkreten Fall.

Das Auto wird gewaschen. <=> Man wäscht das Auto.

Im Einzelfall können die Konstruktionen aber auch äquivalent sein.

In Indonesien wird viel Reis gegessen. <=> Man isst viel Reis in Indonesien.

Weiter kann die passivische Konstruktion, wenn ein entsprechender Kontext gegen ist, auch bei Anordnungen verwendet werden.

Ohne Kontext (schlichte Beschreibung einer Tatsache)

Das Auto wird repariert.

Mit Kontext (Anordnung)

Das Auto wird jetzt repariert und basta!

[Anderes Beispiele: Das wird jetzt so gemacht! HIer wird Englisch gesprochen!

dann wird der Unterschied zwischen „man“ und passivischer Konstruktion auch deutlich: Hier wird Englisch gesprochen ! <=> Man spricht hier Englisch.]

Die Dichotomie zwischen schlichter Aussage (recommended setting) und Anordnung / Rat (setting recommended) ist im Englischen auch angelegt, aber komischerweise lässt sich 2) direkt nicht ins Deutsch übertragen.

 

Merkwürdig dabei ist, dass Deutsch Muttesprachler den Bedeutungsunterschied wahrnehmen, obwohl die Nachstellung des attributiv verwendeten Partizip Perfekts, wie auch im Englischen, keine Reihe bildet. Das Partizip Perfekt als Attribut steht immer, bis auf ganz wenige Ausnahmen, vor dem Substantiv, auf das es sich bezieht. (das reparierte Auto, der gekaufte Politiker, das verkaufte Fahrrad => nicht: das Auto reparierte, der Politiker gekaufte, das Fahrrad verkaufte).

[Also normalerweise nehmen Deutsch Muttersprachler den Unterschied wahr. Es gibt da Ausnahmen. Der Autor dieser Zeilen hat jetzt zwei Stunden gebraucht, um zu merken, dass 1) gemeint war und nicht 2)]

Der google tranlator macht sich hier das Leben einfach.

1) recommended setting <=> empfohlene Einstellung
2) setting recommended <=> Einstellung empfohlen

Na ja, vielleicht geht das im Deutschen doch, was aber immer noch nicht erklärt, wieso es bei Nachstellung zu der Änderung in der Bedeutung kommt.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert