staunen, nicht ärgern

Der Tod oder die Unvollendete(n)

Das ist wohl ein zutreffende Zustandsbeschreibung.

Im großen und ganzen, sieht man mal von Goethe und Ernst Bloch ab, ist das alles ein bisschen beschränkt. Was wir eigentlich wissen wollen, wenn wir unfreundlich unseres Platzes in der Loge des großen Welttheaters verwiesen werden ist das: Was verpassen wir eigentlich?

Mit den Dystopien brauchen wir uns in diesem Zusammenhang nicht zu beschäftigen. Sollten sie sich verwirklichen, verpassen wir schlicht gar nichts. Im Gegenteil, es ist dann besser, wir sind nicht dabei.

Interessanter sind die Utopien. Kommt also das ganz große Kino und wir sind nicht dabei, dann hört sich das natürlich erstmal ziemlich schlecht an. Großes Kino ist z.B. das.

Hat erstmal nicht geklappt. Danach kam Trump, aber darauf kommt es gar nicht an. Entscheidend ist, dass mal aufblitzte, wohin die Reise gehen könnte, wie große Ankunft aussehen könnte und wenn sie sich in der Kunst verkörpert, dann können wir das vorweg nemen, bevor wir den Theatersaal verlassen müssen. Dem Geist kann man ja vorwerfen, dass er von allen realen Mühen unbeschwert über der Erdenkugel schwebt und von mikroökonomischen Zwängen erlöst ist, aber das ist eigentlich ein echter Vorteil, zumindest langfristig. Keine Realität kann so weit ausgreifen, wie der Geist. Es ist deutlich spannender, im Diesseits eine Vorstellung von großer Ankunft zu bekommen, als mit irgendwelchen Terrakotta Kriegern verbuddelt zu werden oder in Walhalla sich mit irgendwelchen Gespenstern rumzuschlagen und das Jüngste Gericht ist auch nicht der Bringer bzw. kaum soziologisch fundiert. Wissenschaftlicher wäre ein Ansatz, der untersucht, wieso bei der derzeitigen Organisation der Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse manche Leute in der Hölle landen. Der liebe Gott ist etwas undercomplex.

Wirklich spannend sind also eher die Utopien, die tatsächlich reiner Geist sind, die greifen am weitesten. An die sollten wir uns halten, wenn wir wissen wollen, was wir verpassen. Das sind aber auch die Utopien, die wir antizipieren können und können wir sie antizipieren, verpassen wir sie nicht vollkommen. Möglich, dass die Realität sich vom Geist inspirieren lässt, aber nichts ist so schön wie der reine Geist, wie schon Schiller zutreffend festellte.

in des Herzens stille Räume
musst du fliehen aus des Lebens Drang
Freiheit findst du nur im Reich der Träume
und das Schöne blüht nur im Gesang

Kann man ändern, keine Frage, wird sich aber wohl noch eine Weile hinziehn.

Die technischen Utopien sind so ein bisschen egyptian like. Elon Musk will auf den Mars aussiedeln. Da ist der Mars sowas wie das Totenreich der Ägyter. Da fährt er hin wie der Pharao auf seiner Barke und macht dort dasselbe, was er auch hienieden gemacht hat, nur halt unter erschwerten Umständen. Naheliegender wäre es, die Wüste Sahara zu bevölkern. Ist zwar ähnlich wie Mars, aber immerhin gibt es da Sauerstoff. Begrünt man das Teil, was einfacher ist als den Mars zu begrünen, dann hätte das auch einen impact auf das Klima. Mit den Summen, die er für sein ägyptisches Totenschiff ausgibt, kann man viele solargetriebene Wasserentsalzungsanlagen bauen. Jeff Bezos will nicht mal auf den Mars, der treibt es noch doller. Der will riesige drehende Trommeln im Weltall, die Gravitation simulieren. Irgendwie wird man den Verdacht nicht los, dass Amazon zwar als online Buchladen angefangen hat, da hat ihn fasziniert, so schreibt er, dass man riesige Bestände qua Informatik zugänglich machen kann, aber die Masse macht es nicht. Vielleicht hätte er mal besser eines der Bücher gelesen, anstatt sie in eine Datenbank zu stopfen. Also wenn sich die Menschheit darauf kapriziert, rein technische Utopien umzusetzen, dann will der Autor das Geld für sein Theaterticket zurück. Dann gibt es noch Leute, die sich tierisch darauf freuen, den blauen Planeten aus dem Weltraum aus zu betrachten. Was sieht man aus dem Weltall? Na eben, dass die Kugel blau ist. Sich die Polarlichter anzuschauen, ist da deutlich billiger und wahrscheinlich ähnlich faszinierend. Dann gibt es noch die Anarcho-Kapitalisten. Die wollen mit Floßen neue Länder auf den Weltmeeren bauen, die dann nach libertären Gesichtspunkten, also alles privatisiert, eingerichtet werden. Vermutlich ist das back to the roots. Vollkommen libertär, ganz im Sinne von Ayn Rand, https://de.wikipedia.org/wiki/Ayn_Rand, lebten die Steinzeitmenschen. Dann gibt es noch Leute, die lassen sich riesige Jachten bauen, damit sie wochenlang das blaue Meer betrachten können. Da findet der Autor, es ist spannender, bei einem Capuccino das Treiben auf der Straße zu betrachten. Fasziniert ist die Menschheit derzeit davon, dass man qua künstliche Intelligenz immer mehr wissen kann, bzw. Computer immer mehr wissen können. Irgendwie wird davon ausgegangen, dass alles, was etwas bedeutet, auch bedeutsam ist. Zumindest bei Günther Jauch trifft das zu.

Vermutlich ist ein Großteil dessen, was von großer Ankunft erzählt, schon in der Welt, man kann es finden in „Das Prinzip Hoffnung“ von Ernst Bloch und da es überwiegend in geistiger Form vorliegt, kann man es antizipieren. Nicht so schick wie real dabei zu sein, keine Frage, aber das Problem werden auch die kommenden Generationen noch haben. Der Geist ist nun mal schneller, als die Realität. Der Geist kann sogar recht wage große Ankunft beschreiben

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