Bekanntlich ist der Tod ja eine echte Spaßbremse. Das ist so ähnlich, wie wenn an auf den Gipfel des Chimborazo wandert, kurz vor dem Ziel ist und dann kommt ein Ungewitter und man muss wieder umkehren. Also wirklich ärgerlich. Da hat man ein Projekt mal fast zu Ende gebracht und dann sowas. Genau genommen ist aber nicht mal dies das eigentlich Ärgerliche. Das eigentlich Ärgerliche ist, dass man nicht mehr erfährt, wie das große Welttheater endet. Dass Argument, dass dies die Generationen in den nächsten Tausend Jahren, die Erde hat ja ein Verfallsdatum von 5 Milliarden Jahren, ja auch nicht erfahren werden, ist da kein echter Trost. Das ist also die interessante Frage: Wie endet das große Welttheater?
Erstaunlich ist, dass sich für das Ende des großen Welttheaters aus unterschiedlichen Gründen niemand zu interessieren scheint. Bei den alten Wikingern, den genau so alten Chinesen und den steinzeitlichen Ägyptern, um mal nur ein paar zu nennen, soll alles so weiter gehen wie hinieden, wobei da wohl viel wishfull thinking im Spiel ist. Die alten Wikingern wurden mit allen Utensilien bestattet, die man auf der Weltbühne so brauchte, also ein schönes Wikingerschiff, Klamotten, Waffen etc.. Die alten Pharaos bekamen auch ein Schiff mit, mit dem sie dann in den Urozean schippern konnten und die chinesischen Kaiser wurden gleich mit einer kompletten Armee aus Lehm beerdigt. Ob die tatsächlich glaubten, dass Lehmfiguren sich auch mal bewegen, bzw. so ein Schwert in Wahlhalla wirklich hilfreich ist; wir wissen es nicht. Vermutlich nicht so richtig. Reines wishfull thinking. (Wäre es mehr gewesen, also eine echte Überzeugung, dann würden die Skandinavier wohl noch heute ihre Toten mit einem Volvo beerdigen und denen ein Nokia Handy mitgeben.)
Mit der Zeit wurden dann die Vorstellungen etwas abstrakter. Die Abstraktheit verschleiert etwas die Misere. Die Schreibe von Hegel ist ja etwas, sagen wir mal, verquast, aber immerhin der, wohl letzte Versuch, das Jenseits ins Diesseits zu ziehen. Der Weltgeist ist ja erstmal im Jenseits und begibt sich dann Scheibchenweise, also je nach dem Stand der geschichtlichen Entwicklung, ins Diesseits. Also erkannt wird er im Diesseits. Da entfaltet er sich.
Das findet Popper jetzt voll gaga, weil er auf Historizismus erkennt. Beim Diesseits kommt ja nur das raus, was im Jenseits bereits fertig vorliegt, der Lauf der Dinge ist also von vorneherein klar. Unklar bleibt wo Popper die Stelle in der Phänomenologie des Geistes gefunden hat, wo Hegel den Gang der Dinge mal genau beschreibt. Das Teil ist ja ziemlich abstrakt, man könnte auch sagen, das fette Problem wird elegant umschifft, und ist irgendwie mit jedem Ergebnis kompatibel. Dialektisch gesehen ist die Auslöschung des Planeten genauso plausibel wie die große Ankunft. Wo Popper da genau einen Determinismus erkennt, bleibt völlig unklar. Bei Marx, das ist der Zweite im Bunde der finstereren Anhänger des Historizismus, wird es dann konkreter. Kann man so sehen, man kann Marx als finsteren Anhänger des Historizismus bezeichnen, aber es geht auch schlichter. Die Kapitaltheorie von Carlos Murks ist schlicht ökonomischer Unsinn. Marx verwechselt, das hat er mit seinen Leidensgenossen aus der klassischen Nationalökonomie gemeinsam, schlicht Geld und Kapital. (siehe https://www.economics-reloaded.de)
Es gibt ja Leute, die, oft via dem Gedicht „Die Metamorphose der Pflanzen“, eine Zusammenhang sehen zwischen Goethe und Hegel. Bei den Pflanzen ist ja alles schon von Anbeginn angelegt. Da würde der Autor dieser Zeilen sagen, die liegen vollkommen falsch. Der Witz im Faust liegt eben darin, dass Gott exakt Null Plan hat und die Ankunft sich nur im menschlichen Gewusel zeigen kann, wobei bei Faust dann am Ende, nach einer langen Reihe an Pleiten, Pech und Pannen die Erkenntnis dämmert, dass nur die Menscheit als Ganzes irgendwas Sinnvolles veranstalten kann. Eine Erkenntnis, die sich im Klein-Klein des mikroökonomisch determinierten Behaviourismus nur schwer durchsetzt.
Bei den Ägyptern, Wikingern, Chinesen, Griechen (im Hades ging es ja mehr oder weniger gleich weiter und die Götter waren ziemlich diesseitig) fehlt also jede Vorstellung eines qualitativen Sprungs. Man könnte auch sagen, die Jungs, es waren mehr Jungs als Mädels, die Mädels wurden einfach mit dem Pascha verbudelt, zumindest bei den Indern, waren ziemlich borniert.
Eine Trendwende leiten die monotheistischen Religionen ein. Das Diesseits ist dann eine Vorbereitung auf das Jenseits, was ja im Grunde auch nicht wirklich weiter hilft, weil kein Mensch weiß, was da kommt. Dante bemüht sich da redlich um eine Beschreibung, da er aber auch noch nie im Jenseits war, wird das auch ein bisschen abstrakt. Zutreffender beschreibt Chayyam, der persische Dichter, fast 200 Jahre vor Dante, die Situation.
Die Rätsel dieser Welt, liest weder du noch ich
Diese geheime Schrift, liest weder du noch ich
wir wüssten beide gern, was jener Schleier birgt
doch wenn der Schleier fällt, bist weder du noch ich