Gibt man die zwei Stichworte Vermögensverteilung und Deutschland bei google ein, erhält man 440000 Treffer. Insgesamt betrug das Vermögen in Deutschland etwas über 6 Billionen Euro, also etwa das 1,5 fache des jährlichen BSP. Beklagt wird nun, dass die reichsten Zehn Prozent der Bevölkerung über 50 Prozent des Vermögens besitzen, was aber nicht stimmt, weil Rentenansprüche, das sind ja gewaltige Summen, nicht berücksichtigt werden. Berücksichtigt man das, steigt Deutschalnd im weltweiten Vergleich zwischen den Ländern von Platz 164 der Ungleichheit auf Platz 13. Hinzukommt, was die Leute als Kapital im Kopf mit sich herumtragen. Der 35 jährige Elektroingenieur hat dann mehr Kapital, als der Erbe einer Million ohne Ausbildung. Wie dem auch immer sei, die Vermögensverteilung ist extrem ungleich.
In der reinen Lehre, vertreten z.B. von Liz Truss (ganz auf der Linie von Ronald Reagan, Margaret Thatcher, oder, in einer Soft Variante, der FDP Linie), ist das die Rechtfertigung für Ungleichheit.
Growth (Wachstum) und stability erreicht man dadurch, so Liz Truss, dass man den Leuten ihre Knete lässt, also die Steuerlast niedrig ist und folgerichtig wollte sie die Steuern senken. (Der Treppenwitz ist dann, dass die Vermögenden, die ihr Geld in englischen Staatsanleihen hielten, desinvestiert haben, ihr Geld abgezogen haben, weil denen nicht mehr klar war, wie der Staat die Dividende bezahlen will, siehe https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/grossbritannien-steuern-liz-truss-1.5668487 Leute mit richtig Cash parken ihre Geld gerne in Staatsanleihen, die sind also manchmal sogar für ordentliche Steuern, damit auf die Staatsanleihen ordentlich Dividende gibt.) Dahinter steckt, also hinter der Idee mit den niedrigen Steuern, die Idee, dass allein der Markt die optimale Allokation der Resourcen sicherstellt, weil nur der Markt, bzw. die Millionen von Markteilnehmern, alle Informationen hat und der Markt über den Preis alle benötigten Informationen zur Verfügung stellt. (Sebastian Lege, https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-die-tricks-der-lebensmittelindustrie-118.html, macht sich ja immer über die Tricks der Lebensmittelindustrie lustig, die immer wieder Substitute finden, die die Produktion der Nahrungsmittel billiger machen. Klingt auch alles ganz amüsant und ist lustig, aber das gelingt nur, weil die Lebensmittelindustrie die Preise kennt. Über den Preis hat sie alle Informationen, um die Produktion effizienter zu machen. Wer es illustrativer haben will, kann sich das Video von Milton Friedman, Nobelpreisträger für Ökonomie anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=90wkSmCZ4-A&list=PLTplBPPoWdX2dsFq7tcFw9xPNqn8JMp9k&index=24). Ist die Steuerlast zu hoch, steigt, so die These, niemand mehr morgens aus der Koje und je mehr Resourcen der Staat an sich zieht, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Geld zum Fenster rausgeworfen wird. Weiter ist die Grundannahme die, dass wenn alle ihre Resourcen optimal einsetzen, alle Resourchen optimal eingesetzt werden und so das Wachstum maximal ist. Das ist dann vielleicht ungleich, aber selbst der Ärmste ist dann besser dran, als wenn die Resourcen verschwendet werden. Wie das aussieht, wenn Beamte über gewaltige Resourcen verfügen, kann man hier betrachten: http://www.nationale-bildungsplattform.net.
So weit so gut und Binse seit Adam Smith. Die Frage ist nur: Stimmt das überhaupt? Auch ohne statistische Materialschlacht, können wir uns klar machen, dass das nicht unbedingt stimmt. Wenn jemand von Beruf Sohn ist oder Tochter und Millionenerbe, ein hübsches Beispiel wäre Arndt von Bohlen und Halbach, Erbe des Krupp Imperiums, und sich Genüssen hin gibt, die im besten Fall schöngeistig sind, aber auch schlimmer sein können, dann ist weitgehend unklar, wieso jetzt garantiert sein soll, dass er die Resourcen optimal verwendet. So ein Arndt von Bohlen, um mal ein extremes Beispiel zu nehmen, hatte schlicht Ahnung von gar nix. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wenn man unter 20 kleinen Handwerksbetrieben, die 1 Million Euro verteilt hätte, die Arndt von Bohlen jährlich als Kompensation für den Verzicht auf sein Erbe zur Verfügung standen und kaum ausreichten, seinen luxuriösen Lebensunterhalt zu finanzieren, verteilt hätte, also 50 000 Euro für jeden Betrieb, der gesamtwirtschaftliche Nutzen, oder Wachstum, höher gewesen wäre. Und darauf kommt es bei der Marktwirtschaft nun mal an. Die Marktwirtschaft muss nachweisen, dass sie zumindest langfristig den Nutzen aller maximiert, andernfalls wird das System nämlich abgewählt.
Man kann sich das auch anders klar machen. Es ist Konsens in der BWL, dass Unternehmen ab einer bestimmten Betriebsgröße, Bauteile ankaufen und nicht mehr selber produzieren. Deshalb haben wir in Süddeutschland eine breite Palette an Zulieferer für die Automobilindustrie. Warum das so ist, ist schnell erklärt. Produziert das Unternehmen das Bauteil selber, etwa das Getriebe, die Sitze, die Beleuchtung etc.. dann muss es selber aufgrund einer eigenen Marktforschung die günstigste Alternative finden und den Produktionsprozess selber organisieren. Derjenige, der letztlich den Prozess steuert, muss sich also in Tausende von Zusammenhängen eindenken um zumindest soviel Ahnung zu haben, dass er den Prozess delegieren kann. Egal ob Management by Objective, Management by Exception, Management by Delegation, und was es sonst noch alles gibt, er muss was davon verstehen, also entweder realistische Ziele vorgeben können, den Ausnahmefall beurteilen können oder eben delegieren, wobei er nur delegieren kann, wenn er weiß, ob derjenige, an den er delegiert hat, tatsächlich fachlich versiert ist. Kauft er die Bauteile lediglich ein, wird es einfacher. Er braucht nur Preise zu vergleichen und nimmt bei gleicher Qualität den billigsten. Was in dem Unternehmen, wo er das Bauteil einkauft, intern vor sich geht, kann ihm egal sein. Das reduziert die Komplexität ganz drastisch.