Um das mal gleich klarzustellen. Der Autor dieser Zeilen behauptet nicht, zu irgendeinem gesellschaftlich relevanten Thema irgendetwas Sinnvolles beitragen zu können. Der Autor dieser Zeilen beschäftigt sich den lieben langen Tag ganz überwiegend mit linguistischen Fragestellungen und ab und an macht er sich Gedanken über die Relevanz der Geisteswissenschaften, z.B. hier https://www.die-geisteswissenschaften.de.
Kann man ja machen. Man kann sich fragen, ob die sehr zahlreichen Krisen durch technisch / ökonomische Innovationen einer Lösung näher gebracht werden können, oder der Wurm tiefer sitzt.
Für die öffentliche Debatte scheint aber das Parkinsonsche Gesetz zu gelten, ursprünglich für die Verwaltung formuliert. Verwaltungen beschäftigen sich wesentlich länger mit Fragen, zu denen jeder was zu sagen hat, als mit relevanten Fragen, können also ausgiebig die Frage diskutieren, ob es einen neuen Fahrradständer braucht und wie selbiger denn gestaltet sein müssten, also über eine Müllverbrennungsanlage und wie diese ausgestaltet sein müsste. Letzteres ist jetzt eine technisch / ökonomische Frage. Wie trennt man den Müll, was kann verwertet werden und im Falle der Verwertung, was bekommt man dafür und auf welchen Kosten bleibt man letztlich hängen, wie geht man mit den giftigen Bestandteilen um, was kosten die verschiedenen Alternativen etc. etc. etc. etc.
Zu dem Thema, was Greta Thunberg bzgl. des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern gesagt hat bzw. nicht gesagt hat, bzw. wie sie es gemeint hat kann man jetzt wochenlang diskutieren. Dazu hat dann noch Annalena Baerbock eine Meinung und darüber muss dann auch wiederum berichtet und debattiert werden, obwohl die Angelegenheit eigentlich ziemlich simpel ist. Es ist völlig egal, was Greta Thunberg zu dem Thema gesagt hat. Relevanter ist da schon die Frage, wie und ob eine eigenständiger palästinensischer Staat überhaupt lebensfähig ist. Das kann man dann runterdeklinieren bis zu der Frage, was ein Liter Wasser aus einer Wasserentsalzungsanlage kostet und hierbei wiederum kann man alle existierenden technischen Möglichkeiten vergleichen, Wasser zu entsalzen. Bzgl. des Westjordanlandes kann man sich fragen, was passierten würde, wenn man über Tiefbrunnen noch mehr Wasser entnimmt.
Bei der Debatte über die Mehrwertsteuer kann man sich aus ökonomischer Sicht nur wundern. Die Mehrwertsteuer ist von der Theorie her so konzipiert, dass sie für die Unternehmen ein durchlaufender Posten ist. Das Thema mit der Preiselastizität der Nachfrage sparen wir uns jetzt. Entgegen der Konzeption der Mehrwertsteuer ging man also davon aus, dass eine Absenkung der Mehrwertsteuert auf sieben Prozent der Gastronome zugute kommt und eine Erhöhung derselben eben den umgekehrten Effekt hat. Tatsächlich sieht es so aus.
Käsekuchen mit Cappuccino 10 Euro, darauf 7 Prozent Mehrwertsteuer macht = 10,70 und 70 Cent gehen an Vater Staat verbleiben 10 Euro.
Käsekuchen mit Cappuccion 10 Euro, darauf 19 Prozent Mehwertsteuer macht = 11,90 und 1, 90 gehen an Vater Staat verbleiben 10 Euro.
Tatsächlich scheint man die Umsatzsteuer in den hohen Sphären entgegen der ursprünglichen Konstruktion derselben nicht als durchlaufenden Posten aufzufassen, allerdings ist völlig unklar, wie preiselastisch die Nachfrage im Gastronomiebereich überhaupt ist. Schlucken die Gastronomen die Mehrwertsteuerhöhrung, sieht die Rechnung so aus. Der Preis bleibt bei 10,70 Euro, allerdings sind das jetzt nicht mehr 107 Prozent sondern 119 Prozent, dem Gastronomen verbleiben also 10,7 / 119 * 100 = 8,99 Euro. Also ein Euro weniger, wenn der Gastronom die Mehrwertsteuererhöhung komplett selber schluckt. Im Gegenzug sinken aber die Gewinne, wodurch auch die Gewerbesteuer, gegenenfalls die Körperschaftsteuer und gegebenenfalls die Einkommenssteuer sinken. Der langen Rede kurzer Sinn. Man kann jetzt lange darüber diskutieren was der Christian Lindner, Rolf Mützenich etc. etc. etc., das geht jetzt wochenlang durch die Presse, zu dem Thema zu sagen haben, letztlich ist das aber reichlich irrelevant. Relevanter ist das schon die Frage, wie sich der Strompreis, Miete, Inflation etc. auf die Preisgestaltung in der Gastronomie auswirken. Im übrigen, der Preis für Döner hat sich in Berlin in den letzten zwei Jahren glatt verdoppelt und das bei einer Absenkung der Mehrwertsteuer. Die Debatte um die Mehrwertsteuer suggeriert, dass wir es mit einem relevanten Thema zu tun haben, die praktische Auswirkung dürfte ähnlich irrelevant sein wie die allgemeine Absenkung der Mehrwertsteuer zu Coronazeiten. Der Handel hat das nicht weitergegeben und selbst wenn er es getan hätte, hätte es niemand bemerkt.
Dann teilt uns der Spiegel noch mit, prominent auf der ersten Seite, dass Susan Sarandon nicht mehr Klientin ihrer Schauspielagentur ist, weil selbige sich auf der Seite der Palästinenser positioniert hat. Aber wer zum Teufel ist Susan Sarandon? Interessanter wäre jetzt die Frage, wieviel ausländischen Unterstützung der Gaza Streifen Jahr für Jahr erhalten hat und wohin diese Mittel geflossen sind. Von dieser Frage hängt nämlich ab, ob eine Zweistaatenlösung überhaupt ökonomisch tragfähig ist.