staunen, nicht ärgern

Ist Inflation ein Nachfrage oder ein Angebots Problem?

In Argentinien hat es zum ersten Mal ein Anarcho Kapitalist bis zum Präsidenten geschafft. Anarcho Kapitalisten sind die verschärfte Form der Österreichischen Schule, also Hayek und Co, siehe https://economics-reloaded.de/5_Ordoliberalismus/Friedrich_Hayek/5_1_1_Warnung_vor_der_Planwirtschaft.htm, wobei schon nicht mehr viel fehlt und man könnte auch Milton Friedman als Anarcho Kapitalisten bezeichnen, siehe https://economics-reloaded.de/9_Monetarismus/Milton_Friedman/9_1_Milton_Friedman.htm. Sein Sohn und sein Enkel sind dann endgültig beim Anarcho Kapitalismus gelandet. Akademisch verhandelt wird dieser Ansatz eigentlich nur in Spanien, siehe https://www.youtube.com/watch?v=G_WwkQZQX1c, bei dem Rest der akademischen Menschheit läuft das unter kompletter Spinner.

Wie schon mehrmals erwähnt, macht es Sinn sich dieses kleine Büchlein über Keynes

https://www.economics-reloaded.de/pdf-Dateien/Keynes_Buch.pdf

mal durchzulesen. Das ist nicht besonders schwierig, das kann wirklich jeder verstehen, aber es ist schon wichtig, dass das jeder versteht, sonst kriegen wir irgendwann mal auch so einen Spinner wie Javier Milei als Kanzler, bzw. gewinnen Parteien an Einfluss, die wirklich Probleme mit fundamentals haben. Marktwirtschaftler, Monetaristen, Anarcho Kapitalisten und witzigerweise auch Marxisten haben alle den gleichen Denkfehler. Anarcho Kapitalisten haben den Eindruck, dass sie die stärksten Opponenten des Sozialismus sind. Tatsächlich sind beide in demselben fundamentalen Denkfehler verhaftet und derselbe fundamentale Denkfehler, zieht sich durch die gesamte öffentliche Debatte. Alle drei Strömungen gehen von der hirnrissigen Vorstellung aus, dass investive Mittel das Resultat von Sparen in der Vergangenheit ist. Tatsächlich werden investive Mittel von Sparen in der ZUKUNFT zur Verfügung gestellt.

Der grundlegende Gedanke aller Varianten der klassischen Nationalökonomie, Marktwirtschaftler, Monetaristen und Anarcho Kapitalisten ist aber immer der gleiche. Inflation ist, bei allen Varianten, die auf der klassischen Nationalökonomie fußen, immer und überall ein monetäres Problem. Der Staat, bzw. die Zentralbanken, pumpen zuviel Geld in den Markt. Dieses Geld wird nachfragewirksam und die Nachfrage übersteigt das Angebot, wodurch die Preise steigen. Die Lösung ist dann ebenfalls bei allen Varianten immer die gleiche: Die Geldmenge muss reduziert werden, z.B. durch eine Anhebung des Zinssatzes. Das funktioniert tatsächlich, bis dahin ist das unstrittig. Wird der Zinssatz angehoben, werden bestimmte Branchen platt gemacht, Leute verlieren ihren Job, konsumieren weniger und die, die ihren Job behalten, sehen sich einem stärkeren Druck ausgesetzt, was die Macht der Gewerkschaften bricht und die Löhne drückt. Betreibt man das exzessiv, gelangt man in eine Abwärtsspirale, bis dann wirklich die Republik im Chaos versinkt.

Machen wir uns das an einem Beispiel klar und sehen mal von den konkreten technischen Möglichkeiten ab. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine sind, aus den bekannten Gründen, die Preise für Gas und Öl explodiert. Damit steigen dann die Heizungskosten, die Energiekosten, die Kosten der Produktion bei energieintensiven Unternehmen etc. etc.. Das führte zu einer, wie bekannt, Inflation von 8 Prozent und darauf wiederum reagierte die EZB mit einer Anhebung des Zinssatzes auf 4,5 Prozent mit dem, ebenfalls erwartbaren Ergebnis, dass die Republik in die Rezession gerutscht ist: Operation gelungen, Patient tot. Wir wollen jetzt nicht die technischen Möglichkeiten diskutieren innerhalb eines kurzen Zeitraumes russisches Gas und Öl durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Wir wollen nur etwas Grundsätzliches illustrieren, das, so banal es eigentlich ist, irgendwie nicht gesehen wird. Die Inflation hätte man auch stoppen können, indem man massiv in erneuerbare Energien investiert. Also diesem Bereich der Wirtschaft investive Mittel zu einem Prozentsatz von 0,00 zur Verfügung stellt. Anstatt also nach dem Gießkannenprinzip die ganze Wirtschaft platt zu machen, hätte man auch Resourcen in die strategisch relevanten Bereich lenken können. Wenn das zirkulierende private Vermögen an Geld zwar bereit ist die Inflation zu finanzieren, was offensichtlich der Fall war, aber nicht bereit ist, den Engpass aufzulösen, dann macht es Sinn, dass der Staat diese Aufgabe übernimmt, bzw. zumindest finanzielle Anreize schafft, z.B. über entsprechende Abschreibungen oder teilweise Übernahme des Risikos, das privates Kapital den Engpass auflöst. Eine Reduktion der Nachfrage nach dem Gießkannenprinzip löst das Grundproblem nicht.

Anders und allgemeiner formuliert: Inflation ist vor allem mal ein Angebotsproblem bzw. ein Problem der Produktivität. Es ist nur in absoluten Ausnahmesituationen ein Problem der Ausdehnung der Geldmenge, die die Produktivität überfordert. Die historisch wohl noch nie dagewesene Situation würde sich einstellen, wenn alle Produktionsanlagen dem neuesten Stand der Technik entsprechen, der Ausbildungsstand dem neuesten Stand entspräche und in absehbarer Zeit durch Forschung und Entwicklung keine Produktivitätsteigerungen mehr zu erwarten sind. In dieser Situation würde es tatsächlich wenig Sinn machen, die Nachfrage über eine Ausdehnung der Geldmenge auszudehnen, denn diese Nachfrage könnte nicht befriedigt werden. Die Aussage Milton Friedmans und Co, dass Inflation immer ein Geldmengenproblem ist, ist fundamental falsch. Die Geldmenge soll sich nicht an eine niedrige Produktivität anpassen, sondern die Produktivität soll sich an die Geldmenge anpassen. Wir erwarten ja auch nicht, dass sich das die Nachfrage an das Angebot anpasst. In einer marktwirtschaftlichen Ordnung erwarten wir, dass sich das Angebot an die Nachfrage anpasst, andernfalls brauchen wir die Optimierung des Angebots über den Preismechanismus, Herzstück der marktwirtschaftlichen Ordnung, nicht.

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