staunen, nicht ärgern

Susanne Lin-Klitzing und das Elend des deutschen Philologenverbandes

Susanne Lin-Klitzing ist der Vorstand des deutschen Philologenverbandes und der wiederum ist die Interessensvertretung der
Gymnasiallehrer und hat 90 000 Mitglieder. Ob die alle wissen, was das für ein Club ist, ist unklar. Vermutlich nicht. So schlimm wird es wohl nicht sein.

Die Frau macht sich jetzt auf jeden Fall intensiv Gedanken, über Abitur und Studierfähigkeit.

https://www.klinkhardt.de/newsite/media/20140912_9783781519879Einf.pdf

Geht man von den Fächern aus, die sie selbst studiert hat, Germanistik, evangelischen Theologie, Pädagogik und Psychologie, dann kann Entwarnung gegeben werde. In der Kombination kann das schlicht JEDER studieren, dafür braucht man nicht mal Abitur. Theologie alleine wäre eine Nummer, dafür braucht man immerhin Latein, Griechisch und Hebräisch. Psychologie ist dann ein Haufen Statistik und Germanistik und Pädagogik braucht dann gar nix mehr. Sie hat Theologie und Psychologie aber als Nebenfächer studiert, da fällt dann alles weg, was theoretisch Probleme bereiten könnnte.

Die Frage nach der Studierfähigkeit kann man also gar nicht so allgemein diskutieren. Die Frage ist, hätte Susanne Lin-Klitzing ein Studium der Informatik, Elektrotechnik, Molekularbiologie etc. gepackt? Hätte sie ein Philologie Studium gepackt, etwa ein exotischeres, Arabistik, Slavistik etc.. Oder auch nur Romanistik? Ihr jetziger Lebenslauf gibt hierauf keinen Hinweis.

Praktische Erfahrung mit Studiengängen hat sie also nur in Bananenfächern gemacht, die sich im Aufbau ähneln. Man schreibt irgendwelche Seminararbeiten zu irgendwelchen Themen in einer bestimmten Art und Weise, mit einem bestimmten Aufbau mit bestimmten Methoden, kriegt dafür eine Note und entsorgt das dann im Papierkorb. Von dem Typ ist auch die oben verlinkte Studie. Sie fasst halt unendlich viele „Studien“ zusammen und gibt zwischendrin ihren Senf dazu.

Sagen will sie uns, das qualifiziert sie halt zur Vorsitzenden des deutschen Philologenverbandes, dass das Gymnasium total wichtig ist, Lehrer hochqualifiziert sein müssen, verbeamtet sein müssen und natürlich völlig unterbezahlt sind. Ihr Grundproblem ist das: In dem Moment, in dem andere Schultypen dem Gymnasium gleichgestellt werden, etwa Gesamtschulen oder horribile dictu, auch mit einem Realschulabschluss plus Lehre studiert werden kann, bzw. noch schlimmer, mit Hauptschulabschluss und einem Handwerksmeister studiert werden kann, stellt sich ganz zunehmend die Frage, wie sich die Priviligien der Gymnasiallehrer noch rechtfertigen lassen. Das Problem kennt man ja schon von der Problemati Fachhochschulen <=> Universitäten. Man kennt die Problematik auch aus anderen Bereichen. Muss man Meister sein, um sich als Fliesenleger selbständig machen zu können? Dürfen nur Apotheken Acetylsalycilsäure verkaufen? Jede Gruppe verteidigt halt ihre Interessen, so weit, so langweilig.

Schule allerdings ist eine ander Nummer. Mit Apotheken hat man selten was zu tun und könnte man Ibuprofen Generika bei Edeka kaufen, wäre der Preisunterschied nicht gewaltig. Darf der Schreinergeselle keinen Meisterbetrieb gründen ist das lästig, wenn man betroffen ist, aber betroffen sind halt nur wenige. An der Penne allerdings verbringen alle einen Haufen Zeit und hat man viele vom Schlage Lin-Klitzing, verbringt man da viel Zeit sinnlos. Literatur zu unterrichten ist nämlich echt schwierig. Alle „weichen“ Fächer sind didaktisch schwierig. Hat sich der Autor mal ausgetobt, siehe https://die-geisteswissenschaften.de. Da muss man die Leute abholen, irgendeinen verquasten Quark vorzutragen, also das zu machen, was man als Studi solcher Fächer halt macht, bringt da praktisch gar nix.

Unsere Susanne textet, läuten bei Leuten, die sich mit der Thematik beschäftigen alle Glocken.

„Auch in der digitalisierten Welt bleibt Bildung Reflexion über sich und die Welt auf der Basis von Wissen, Einstellungen und Können. Schule sollte daher zu einem kognitiv anspruchsvollen, gefühlsmäßig ansprechenden und positiv wertorientierten Entwicklungsraum für die Schüler werden. Ziel kann nur die menschliche, nicht die „digitale Bildung“ sein und bleiben: Auf die Bildung der Schüler kommt es an, auf ihre Persönlichkeitsbildung auf der Basis vertiefter Allgemeinbildung in der Auseinandersetzung mit ausgewählten und anspruchsvollen Inhalten auch und gerade in einer neuen Kultur der Digitalität, nämlich eines sich verändernden kommunikativen Miteinanders mithilfe analoger und digitaler Medien.“

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-25530-5_6

Au Mann. Also nochmal, für Lehrer. Bei digitalen Lehrmedien liegen die Inhalte in digitaler Form vor, können aber ohne weiteres in eine analoge Form übertragen werden. Hier zum Beispiel haben wir ein Lehrbuch des Spanischen in digitaler Form, https://www.spanisch-lehrbuch.de, und hier haben wir, wenn man es ausdruckt, das gleiche Lehrbuch in analoger Form https://sprachportale.infos24.de/de_es.pdf. Inhaltlich besteht zwischen digitalen Medien und analogen Medien überhaupt kein Unterschied. Und die Frau hat Glück gehabt, dass sie nicht bei Th.W.Adorno ein Propädeutikum im Fach Philosophie ablegen musste. (Das war damals Pflicht in Hessen für alle Lehramtskanditaten.) Da benutzte jemand den Begriff „echte Bildung“, was Adorno dann veranlasste, ihn durch die Prüfung rasseln zu lassen. „Echte Bildung“ ist so was ähnliches wie „menschliche Bildung“. Bei der echt menschlichen Bildung wird das eher nix mit der Persönlichkeitsentwicklung. Hohle Phrasen sind schlicht gar keine Bildung.

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